Auseinanderbrechen des Euroraums wahrscheinlich
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Luxemburg (BoerseGo.de) - Der Einbruch der Märkte nach den Wahlen in Frankreich und Griechenland hat erneut gezeigt, wie groß derzeit der Einfluss der Politik auf die Finanzwelt ist, schreiben die Anlageexperten von Axa Investment Managers (Axa IM) in ihrem aktuellen Monatsausblick. Insbesondere das Ergebnis der griechischen Parlamentswahlen sei eine böse Überraschung gewesen. Seit feststehe, dass im Juni neu gewählt wird, sei ein Austritt Griechenlands aus dem Euroraum erheblich wahrscheinlicher geworden. Die Epxerten halten zwei Entwicklungen für möglich.
Im ersten Szenario würden die Neuwahlen zu einer Regierung führen, die ihre Versprechen gegenüber der Troika bricht, so dass das Land kein neues Geld bekommt. Griechenland würde zahlungsunfähig und den Euroraum verlassen. Im Alternativszenario komme eine große Koalition zustande, die erkennt, dass die Haushaltskonsolidierung alternativlos ist. Die Sparmaßnahmen würden etwas gelockert und das Land bekomme wieder ausländische Finanzhilfen.
Der Austritt Griechenlands aus dem Euroraum berge systemische Risiken, was aus mehreren Gründen beunruhigend sei: „Trotz 100 Milliarden Euro Forderungsverzicht im März können auf die private Investoren weitere erhebliche Verluste zukommen. Wir schätzen sie auf etwa 30 Milliarden Euro. Die möglichen Verluste für den öffentlichen Sektor, also für die Steuerzahler im Euroraum, sind deutlich höher als allgemein vermutet“, schreiben die Axa IM-Experten. „Sie würden sich folgendermaßen zusammensetzen: Erstens hat der Euroraum bislang Kredite in Höhe von 91 Milliarden Euro vergeben. Zweitens würden die virtuellen Verbindlichkeiten Griechenlands gegenüber dem Eurosystem bei einem Austritt zu echten Verbindlichkeiten. Der Target-2-Saldo Griechenlands und die Notfallkredite (ELA) summieren sich auf bis zu 166 Milliarden Euro, abzüglich der von den griechischen Banken bei der EZB hinterlegten Sicherheiten von 79 Milliarden Euro.“
Wenn man nach einer Währungsabwertung (die wohl mindestens 50 Prozente betragen wird) von einer Erholungsquote von 25 Prozent ausgeht, würden sich die Gesamtkosten für den öffentlichen Sektor auf 295 Milliarden Euro summieren, rechnet Axa IM weiter. Diese Verluste könnten allerdings auf einen langen Zeitraum gestreckt werden, etwa wenn die Europäische Zentralbank (EZB) Anleihen emittieren und den Euro-Mitgliedsländern viele Jahre lang keine Zinsen und keine Dividenden mehr zahle. „Aller Voraussicht nach wird es große politische Spannungen geben, so dass die Märkte ein Auseinanderbrechen des Euroraums für wahrscheinlicher halten werden als es die Kurse zurzeit widerspiegeln“, so das Fazit von Axa IM.
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