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17:29 Uhr, 19.11.2025

Ausblick: Nach Rekordjahr 2025 – was können DAX, S&P 500 und Euro Stoxx 50 noch erreichen?

Zwischen Rekorden und Risiken: Wo die Märkte 2026 noch Chancen bieten – und wo Anleger wachsam bleiben müssen.

Im April sah es noch alles andere als danach aus, dass das Börsenjahr 2025 für Anleger so erfreulich verlaufen würde. Damals sorgten die aggressiven Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump für deutliche Turbulenzen an den Börsen. Zusätzliche Zollschritte im Oktober verstärkten die Nervosität. Dennoch erholten sich die Leitindizes schnell: Der DAX markierte Anfang Oktober ein Allzeithoch bei rund 24.800 Punkten, der Euro Stoxx 50 erreichte Rekordstände, und der S&P 500 bewegt sich nahe seinen historischen Höchstwerten. Aktuell beläuft sich das Jahresplus beim S&P 500 auf rund 13 Prozent, beim Euro Stoxx 50 auf 12 Prozent und beim DAX sogar auf 20 Prozent.*

Hohe Bewertungen belasten die Märkte

Die starken Kurszuwächse dies- und jenseits des Atlantiks haben auch eine andere Seite. Denn fundamental lassen sie sich mit Blick auf die Unternehmensgewinne nur eingeschränkt begründen. Sowohl in den USA als auch in Deutschland und Europa blieb das Gewinnwachstum hinter den Kurszuwächsen zurück. Folglich kam es zu einem Anstieg der Bewertungen. Wie eine Auswertung der Commerzbank vom 10. Oktober 2025 zeigt, hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des DAX seit Jahresbeginn von 13,0 auf 16,9 erhöht. Beim Euro Stoxx 50 legte es im gleichen Zeitraum von 13,6 auf 17,2 zu und beim S&P 500 von 21,8 auf 25,8. Auch wenn diese Niveaus noch kein Grund zur Sorge sein müssten, hinterlassen sie dennoch ein ungutes Gefühl.

Was sind die Perspektiven für 2026?

Angesichts der im historischen Schnitt überdurchschnittlich hohen Bewertungen stellt sich die spannende Frage, ob und in welchem Umfang die Aktienmärkte noch über Potenzial nach oben verfügen. Um dies zu klären, ist ein Blick auf die Erwartungen für 2026 erforderlich.

Betrachten wir zunächst die Wall Street. Laut dem Finanzdatenanbieter LSEG geht der Analystenkonsens davon aus, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen im kommenden Jahr im Schnitt um rund 14 Prozent zulegen werden. Damit würde sich die Wachstumsdynamik gegenüber 2025 deutlich beschleunigen. Für den Technologiesektor mit seinen zahlreichen KI-Unternehmen wird für 2026 sogar ein Gewinnwachstum von 22 Prozent vorhergesagt.

US-Aktien bleiben chancenreich

Grund für diese positive Einschätzung ist die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed im kommenden Jahr die Geldpolitik weiter lockern und die Leitzinsen deutlich senken wird. Schon jetzt lastet entsprechend hoher politischer Druck durch US-Präsident Donald Trump auf der Fed. Im Mai 2026 kommt es dann zum Führungswechsel an der Spitze der Fed, bei dem der abwartende Jerome Powell durch einen Trump-freundlicheren Vorsitzenden ersetzt werden könnte. Vor diesem Hintergrund bleiben US-Aktien aussichtsreich, wenngleich die Renditen weniger üppig ausfallen sollten als in den vergangenen Jahren. Einen Hinweis darauf gibt eine Auswertung des US-Research-Hauses FactSet. Demzufolge prognostiziert der Analystenkonsens für den S&P 500 auf Sicht von zwölf Monaten ein Plus von 11,4 Prozent.

Allerdings gibt es ein großes Aber: 2026 ist ein sogenanntes Zwischenwahljahr – und diese gelten im US-Präsidentschaftswahlzyklus als die schwächsten Börsenjahre. Der S&P 500 verzeichnet in Midterm-Jahren im Schnitt Kursverluste von rund vier Prozent, zudem nimmt die Volatilität deutlich zu. Ab Januar könnte es daher recht turbulent werden. Besonders hochvolatile Tech-Werte stehen dann häufig unter Druck. Im Gegensatz dazu schneiden dividendenstarke Titel mit geringer Schwankungsbreite in solchen Phasen meist besser ab und schützen das Depot vor überdurchschnittlich hohen Rücksetzern. In vergangenen Zwischenwahljahren hat sich die Low-Volatility-Strategie entsprechend bewährt.

DAX und Euro Stoxx 50 erfordern gute Nerven

Was Deutschland und Europa betrifft, ist das Bild differenzierter. Für den DAX erwarten Analysten 2026 ein Gewinnwachstum von rund 14 Prozent. Dieses Ziel könnte sich als ambitioniert erweisen, da auf den exportorientierten Indexvertretern weiterhin der Basiszoll von 15 Prozent für Exporte in die USA lastet. Stützend könnte jedoch der neue 500-Mrd.-€-Infrastrukturfonds der Bundesregierung wirken, der zusätzliche Investitionen freisetzt.

Im Euro Stoxx 50 bleibt Frankreich ein Schlüsselthema: Dort könnten die Schuldenkrise und politische Instabilitäten das Investitionsklima eintrüben und das Vertrauen in französische Aktien schwächen. Da diese aktuell rund 40 Prozent des Index ausmachen, hätte das spürbare Auswirkungen auf die Gesamtentwicklung.

Ein kurzer Blick nach Japan

Auch der Nikkei 225 konnte in diesem Jahr mit starken Zuwächsen und neuen Rekordhochs überzeugen. Aufgrund möglicher Probleme bei Exporten und Lieferketten scheint das weitere Aufwärtspotenzial begrenzt. Politisch richtet sich der Blick auf Sanae Takaichi, die frisch gewählte LDP-Vorsitzende und designierte Premierministerin. Sollte sie rasch Reformen anstoßen, könnte der Markt weiteren Rückenwind erhalten.

Unverändert gilt: Keine Chance ohne Risiko.

Börsenprognosen bleiben stets mit Unsicherheit behaftet – unerwartete Ereignisse können die Spielregeln über Nacht verändern. Entsprechend dürfen die Risiken nicht unterschätzt werden. So könnte ein wieder aufflammender Handelskonflikt die Märkte abrupt aus dem Tritt bringen. Ebenso besteht die Gefahr, dass die derzeitige Euphorie rund um Künstliche Intelligenz kippt und sich als Blase entpuppt. Für das Börsenjahr 2026 gilt daher mehr denn je: Zuversicht ja – Euphorie nein.

*Stand: Oktober 2025

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