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08:51 Uhr, 21.01.2025

Ausblick Rohstoffe: Wenig Impulse für Öl, gute Aussichten für Gold, großes Fragezeichen bei Kakao

Die einzelnen Rohstoffklassen haben sich im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich entwickelt. Während die Edelmetalle Gold und Silber mit starken Preisanstiegen glänzten, erlebten die Industriemetalle Kupfer und Aluminium eine Berg- und Talfahrt mit eher enttäuschendem Ausgang.

Auch der Ölmarkt zeigte sich sehr volatil. Brent und WTI tendierten per Saldo abwärts, bevor die Notierungen zum Jahreswechsel wieder deutlich anzogen. Zu den Top-Performern unter den Rohstoffen zählte Kakao. Der Preis des Agrarrohstoffs hat sich 2024 mehr als verdoppelt. So unterschiedlich sich die Rohstoffe im vergangenen Jahr präsentierten, so unterschiedlich sind auch ihre Aussichten für 2025.

Bei Öl droht ein Angebotsüberhang

Die meisten Energieagenturen sind sich in ihren Prognosen einig, dass es in diesem Jahr zu einem Angebotsüberhang auf dem Weltölmarkt kommen wird. Uneinigkeit herrscht jedoch über dessen Höhe. Während die Internationale Energieagentur (IEA) im Schnitt mit einer über der Nachfrage liegenden Produktion von 1,4 Millionen Barrel pro Tag rechnet, prognostiziert die US-amerikanische Energy Information Administration (EIA) lediglich einen Angebotsüberschuss von 0,5 Millionen Barrel pro Tag.

USA: Drill, Baby, drill

Auf der Angebotsseite könnte der Wahlsieg von Donald Trump zu einem wichtigen Faktor für Öl werden. Der designierte Präsident hat in der jüngeren Vergangenheit mehrfach angekündigt, die US-Produktion kräftig ankurbeln zu wollen. Unter seiner Regierung dürften regulatorische Hürden für die US-Ölindustrie signifikant abgebaut werden, etwa indem Genehmigungsverfahren für neue Bohrungen vereinfacht und/oder Umweltauflagen gelockert werden. Die US-Energiebehörde EIA geht in ihrem aktuellen Ausblick vom 14. Januar davon aus, dass in den USA in diesem Jahr durchschnittlich 13,5 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert werden - das wären 300.000 Barrel mehr als im Vorjahr. Damit würden die USA rund 17 Prozent des für 2025 erwarteten weltweiten Produktionswachstums beisteuern.

China: Eher Belastungsfaktor als Impulsgeber

Auf der Nachfrageseite ist China die große Unbekannte. Sowohl das chinesische Wirtschaftswachstum als auch die dortige Industrieproduktion dürften nach den Konsensprognosen der Ökonomen in diesem Jahr rückläufig sein. Nachfrageimpulse vom weltweit größten Ölimporteur sind daher nicht zu erwarten. Auch die rasch voranschreitende Elektrifizierung des chinesischen Verkehrssektors dürfte sich zumindest längerfristig negativ auf die Nachfrage auswirken. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der China Association of Auto Manufacturers (CAAM) rund 12 Millionen NEV (New Energy Vehicles) im Riesenreich produziert und verkauft. In diesem Jahr soll diese Zahl auf 16 Millionen Fahrzeuge steigen, so die Prognose der CAAM. Damit würden 2025 in China erstmals mehr Autos mit alternativen Antrieben produziert und verkauft als mit Verbrennungsmotoren.

Fazit Öl: Keine Hausse zu erwarten

Es ist allgemein bekannt, dass Angebotsüberhänge - ceteris paribus – einen Belastungsfaktor für den Preis darstellen. Aus fundamentaler Sicht ist daher keine nachhaltige Rally beim Öl zu erwarten, sondern eher eine seitwärts bis leicht abwärts gerichtete Bewegung. Dies trifft im Kern auch die Preisprognose der EIA. Die US-Energiebehörde sieht den Preis für WTI (Spot) in diesem Jahr im Tageschnitt bei 70 US-Dollar, den für Brent bei 74 US-Dollar - und damit jeweils rund zehn Prozent unter den Werten des Vorjahres. Allerdings könnten geopolitisch bedingte Angebotsschocks im Jahresverlauf zu Volatilitätsschüben und Preisspitzen führen. Nicht zu vergessen: die schwer kalkulierbare Förderpolitik der OPEC+.

Gold: Auf die Zentralbanken kommt es an

Dass Gold im vergangenen Jahr mit einem Plus von 27 Prozent pro Unze so eindrucksvoll zulegen konnte, lag weniger daran, dass sich die Anleger in großem Stil mit dem gelben Edelmetall eingedeckt hätten oder in der Zinswende der Federal Reserve. Denn was den ersten Punkt betrifft, so verzeichneten die Gold-ETFs im vergangenen Jahr einen Nettoabfluss von 6,8 Tonnen Gold. Die Hauptursache dafür dürfte wiederum im ersten Punkt, also der Geldpolitik der Fed, liegen. Denn die Anleger hatten sich von der US-Notenbank im vergangenen Jahr deutlich stärkere Zinssenkungen erhofft als nur die drei Zinsschritte um insgesamt 100 Basispunkte. Doch was hat Gold dann angetrieben? Es war die Nachfrage der Zentralbanken. Mit ihren Käufen und Reserveaufstockungen gehören sie seit einigen Jahren zu den wichtigsten Akteuren am Goldmarkt.

3.000 US-Dollar pro Unze realistisch

Die Nachfrage der Zentralbanken, insbesondere aus den Schwellenländern, dürfte auch in diesem Jahr die Wertentwicklung des Edelmetalls stützen. Hintergrund ist der Wunsch vieler Notenbanken nach mehr Unabhängigkeit vom Dollar. Die rasant steigende US-Staatsverschuldung dürfte diesen Wunsch noch verstärken. Der Goldindustrieverband World Gold Council geht davon aus, dass eine zusätzliche Goldnachfrage der Zentralbanken, die um rund 300 Tonnen über dem langfristigen Durchschnitt liegt, einen zusätzlichen Anstieg des Goldpreises zwischen 7 und 10 Prozent bedeuten würde. Vor diesem Hintergrund könnte der Goldpreis in diesem Jahr auf über 3.000 US-Dollar steigen. Gegenwind könnte allerdings von der Fed kommen. Denn eine längere Zinspause oder eine geldpolitische Umkehr dürften die Investmentnachfrage nach Gold deutlich belasten.

Kakao: Alles eine Frage des Wetters

Dass der Kakaopreis im vergangenen Jahr so stark gestiegen ist, liegt vor allem an den ungünstigen Wetterbedingungen in den Hauptanbaugebieten in Westafrika. Es wird geschätzt, dass die weltweite Kakaoproduktion in der Erntesaison 2023/24 um 14 Prozent auf 4,2 Millionen Tonnen zurückgegangen ist. Dieser Ausfall ist vor allem auf eine geringere Produktion in der Elfenbeinküste und in Ghana zurückzuführen, die zusammen fast 60 Prozent des weltweiten Kakaoangebots ausmachen. Es wird erwartet, dass sich die Versorgungslage in der Saison 2024-25 verbessern wird, insbesondere in der Elfenbeinküste, wo günstigeres Wetter in den Hauptanbaugebieten zu einem zweistelligen prozentualen Anstieg der Produktion führen könnte. In der Tat deuten erste Daten für die Anbausaison 2024/25 auf einen deutlichen Anstieg der Kakaolieferungen in der Elfenbeinküste hin. In der letzten Novemberwoche und der ersten Dezemberwoche 2024 wurden dort nach Angaben der International Cocoa Organization fast 350.000 Tonnen mehr Kakao angeliefert als im gleichen Zeitraum der Vorsaison. Ein besserer Output lässt eigentlich sinkende Preise erwarten. Doch das ist bisher nicht eingetreten, da neue Sorgen ums Wetter die Märkte verunsicherten. Das zeigt: Bei wetterabhängigen Agrarrohstoffen sind selbst kurzfristige Preisprognosen mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet.

*Riskwarning: Traden birgt Risiken.