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09:39 Uhr, 05.07.2012

Aufstand der Top-Ökonomen: "Wir sitzen in der Falle"

München/ Berlin (BoerseGo.de) - Der Protest trägt ungewohnte Blüten: Führende deutsche Ökonomen, mit dem Ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn und dem Statistiker Walter Krämer an der Spitze, rebellieren laut einem Medienbericht in einer konzertierten Aktion gegen die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels. Nach Informationen von „Spiegel Online“ planen sie einen öffentlichen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel: Die getroffenen Ergebnisse seien falsch, heißt es in dem Entwurf, aus dem „Spiegel Online“ zitiert. Und weiter: Merkel sei auf dem Brüsseler Gipfel am vergangenen Donnerstag und Freitag zur Zustimmung zu den Beschlüssen „gezwungen“ worden. Zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs gehören laut „Spiegel Online“ neben Sinn und Krämer der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüschen sowie Klaus Zimmermann, der frühere Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Die Wissenschaftler warnen laut dem Entwurf insbesondere vor der geplanten europäischen Bankenunion. Diese bedeute eine „kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Euro-Systems“. Da diese fast dreimal so groß seien wie die Staatsschulden, sei es „schlechterdings unmöglich, die Steuerzahler, Rentner und Sparer der bislang noch soliden Länder Europas für die Absicherung dieser Schulden in die Haftung zu nehmen“. Sinn hatte auch in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass die Bundesbank im Falle einer Auflösung der europäischen Währungsunion auf Forderungen von 500 Milliarden Euro an andere Notenbanken sitzenbleiben könnte.

Mitinitiator Krämer sagte Spiegel Online auf Nachfrage, er hätte sich über die Ergebnisse des Euro-Gipfels dermaßen geärgert, dass er den Entschluss zu einem öffentlichen Appell sogleich fasste. Dieser richte sich vor allem gegen die Bankenunion. „Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“. Es müsse auch in Zukunft möglich sein, dass marode Banken pleitegehen.

Den EU-Plänen zufolge sollen notleidende Banken künftig direkt aus dem Rettungsfonds ESM finanziert werden können. Zugleich sollen die Geldinstitute durch eine europaweite Aufsicht besser überwacht werden. Die revoltierenden Ökonomen glauben indes nicht, dass sich die Risiken auf diese Weise unter Kontrolle halten lassen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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