Kommentar
16:33 Uhr, 06.07.2022

Auf welchem Kursniveau endet der Bärenmarkt?

Die Geldpolitik bestimmt die Kurse. Das ist bekannt, doch wie lässt sich die Geldpolitik in ein Kursniveau umwandeln und was bedeutet es für diesen Bärenmarkt?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.825,16 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.825,16 Pkt (S&P)

Die Geldpolitik bestimmt die Kurse seit Jahrzehnten. Das ist kein Geheimnis und jeder weiß, dass eine lockere Geldpolitik zu höheren Bewertungen bei Aktien führt. Ebenso ist bekannt, dass eine straffere Geldpolitik die Bewertung (die Kurse) drückt. Genau das geschieht momentan. Die Geldpolitik wirkt dabei auf zwei Arten. Zum einen werden die zukünftigen Cashflows von Unternehmen mit höheren Zinsen abgezinst. Der Barwert ist niedriger. Zum anderen dämpfen höhere Zinsen die Nachfrage und sorgen möglicherweise zusätzlich für einen Gewinnrückgang bei Firmen. Während die Richtung klar ist, lässt sich diese nur schwer mit einem Kursniveau benennen. Wer kann schon sagen, ob der faire Wert des S&P 500 bei der jetzigen Geldpolitik bei 3.800 oder 3.000 Punkten liegt? Das fällt schwer, man kann sich einem fairen Wert über einen kurzen Umweg annähern...

Die Geldpolitik lässt sich über den Financial Conditions Index abbilden. Steigt der Indikator, wird die Geldpolitik straffer. Fällt er, wird sie gelockert. Fast im Gleichschritt folgen die Aktienkurse und die Dividendenrendite (Grafik 1). Derzeit liegt die Dividendenrendite zwischen 1,6 % und 1,7 %. Angesichts der Geldpolitik müsste die Rendite eigentlich höher sein und der Kurs tiefer.


Wieso die Rendite noch nicht höher ist, lässt sich erklären. Zunächst ist aber wichtig zu verstehen, weshalb die Dividendenrendite eine Kursberechnung ermöglicht. Dividenden sind stabil bzw. steigen an. Während der Rezession zur Jahrtausendwende fielen Dividenden kaum. Selbst während der Finanzkrise hielt sich der Rückgang in Grenzen und lässt sich vor allem mit dem Fehlen der Dividenden von Banken erklären.

Dividenden sind etwas, auf das sich Anleger verlassen können sollen. Unternehmen kürzen Dividenden nur sehr ungern und nur, wenn es nicht mehr anders geht. Unternehmen wissen, dass die Zeiten nicht besser werden. Die Ausschüttungsbeträge dürften daher in naher Zukunft stabil bleiben.


Wir kennen also den ungefähren Ausschüttungsbetrag. Wir wissen auch, wo die Dividendenrendite stehen sollte. Angesichts der jetzigen Geldpolitik ist eine Rendite von 2 % angebracht. Der S&P 500 müsste in diesem Fall auf 3.100 Punkte fallen. Wird die Geldpolitik weiter gestrafft, ist auch eine Rendite von 2,2 % denkbar (2.800 Punkte Kursstand).

Eine Straffung der Geldpolitik ist nicht gleichbedeutend mit Zinserhöhungen. Andere Faktoren spielen eine Rolle, z.B. wie einfach sich Unternehmen Kredit beschaffen können. Die Lage kann sich verbessern, selbst wenn der Leitzins weiter angehoben wird.

Derzeit liegt der faire Wert des S&P 500 bei 3.100 Punkten. Blickt man auf die Kurszettel wird klar, dass dort ein anderer Wert steht. Dies hängt mit der Positionierung zusammen. Privatanleger sind zwar pessimistisch, haben ihre Positionierung aber noch nicht entsprechend angepasst. Der Prozess hat erst begonnen (Grafik 3). Folgt die Positionierung der Stimmung, dürfte auch der faire Wert des S&P 500 erreicht werden.

Clemens Schmale


Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten