Fundamentale Nachricht
11:40 Uhr, 01.08.2017

Auf der Suche nach Wertschöpfung an den Anleihemärkten

Anleger sollten Carmignac-Anleiheexpertin Rose Ouahba zufolge Long-Positionen in italienischen, portugiesischen und griechischen Anleihen in Betracht ziehen.

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  • CAC 40
    ISIN: FR0003500008Kopiert
    Kursstand: 5.103,29 Pkt (Euronext Paris) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Paris (GodmodeTrader.de) – Die Anleihemärkte unterlagen 2016 heftigen Schwankungen, und es drohte das Risiko steigender Zinsen. In diesem Jahr wird jedoch deutlich, dass die Zinssätze in Kerneuropa nicht die soliden Fundamentaldaten der europäischen Volkswirtschaften widerspiegeln. So reagierten die Märkte auf die französischen Präsidentschaftswahlen angesichts der jüngsten Welle des Populismus nervös, wie Rose Ouahba, Teamleiterin Fixed Income bei Carmignac, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Wir waren zuversichtlich, dass extremistische Parteien nicht als die geeignetere Alternative zur Lösung der zahlreichen sozialen und wirtschaftlichen Probleme Frankreichs wahrgenommen werden würden. Die Märkte verhielten sich jedoch vorsichtig, und die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg um 0,16 Prozent“, so Ouahba.

Die andere große Erzählung in diesem Jahr sei die Inflation gewesen. Die Devise „keine weitere Inflation“ schien sich zunächst durchzusetzen, und die Renditen hätten erneut Tiefstände erreicht. Vor dem Hintergrund der anhaltend robusten Konjunkturdaten in Europa sei es zweifellos gerechtfertigt, das historisch niedrige Zinsumfeld zu hinterfragen. Schon bei der letzten EZB-Sitzung in Portugal habe sich angedeutet, dass die EZB der amerikanischen Notenbank auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik folgen müsste, heißt es weiter.

„Wie sollten sich Anleger nun verhalten? Zunächst ist es wichtig, dass Sie ihr Portfolio gegen potenzielle Zinsanhebungen in Europa absichern. Dies betrifft die gesamte Anlageklasse, insbesondere diejenigen Marktsektoren, die kurzfristig agierende Investoren auf der Suche nach Rendite angezogen haben. Hinzu kommen strengere Vorschriften für Banken – unter anderem in Bezug auf die Art der Anlagen, die sie halten dürfen. Diese haben zu einem deutlichen Anstieg des Liquiditätsrisikos geführt. Wir raten daher, Gewinne bei High-Yield-Anleihen in den USA und Europa mitzunehmen. Wir sind zudem der Ansicht, dass die Spreads zu eng sind und sich das Risiko nicht mehr auszahlt“, so Ouahba.

Grexit, Brexit, Frexit – allem Anschein nach sei der politische Wille in Europa zurückgekehrt. Die wiedererwachten Reformbestrebungen stimmten optimistisch und lieferten willkommene Impulse für das europäische Projekt und damit auch für die Staatsanleihen der europäischen Nachbarstaaten, die nicht zu den Kernländern zählten. Ab Mitte der 1990er Jahre bis zum Jahr 2000 habe es eine tiefgreifende Phase der Konvergenz gegeben. Im Jahr 2010 hätten wir eine zweite Phase mit einer Schuldenkrise erlebt, die Länder wie Griechenland, Spanien und Portugal erfasst habe – und die europäische Politik auf eine harte Probe gestellt habe. Die dritte Phase könnte sich nun als die ultimative Stufe erweisen, die möglicherweise eine robuste Konvergenzphase einläute, heißt es weiter.

„Die Anleger sollten daher Long-Positionen in italienischen, portugiesischen und griechischen Anleihen in Betracht ziehen. Interessant ist insbesondere die italienische Staatsanleihe BTP (Buono del Tesoro Poliennale), verzinst mit 2,2 Prozent und einer Fälligkeit im Jahr 2027. Die BTP bietet ein gutes Carry, da die Zinskurve für italienische Staatsanleihen recht steil ist. Darüber hinaus beobachten wir intensiv griechische Staatsanleihen mit einem Zins von 4,75 Prozent und einer Fälligkeit im Jahr 2019. Griechische Anleihen haben außerdem möglicherweise das Potenzial für eine Rally, wenn sie sich für das Anleihekaufprogramm der EZB qualifizierten. Auf diese Weise würden sich die Renditen reduzieren“, so Ouahba.

Außerhalb von Europa finde sich Wertpotenzial zudem in Schwellenländeranleihen, die von Chinas makroökonomischer Stabilisierung, einer Erholung der Rohstoffpreise, einer Verbesserung der Leistungsbilanzen und höheren Renditen als in den Industriestaaten profitierten. Bei Ländern, die zum Großteil von Rohstoffexporten abhingen, bevorzuge man Brasilien (BRASILIEN 10,00 Prozent, 1.1. 2025) und Mexiko (MEXIKO 8,00 Prozent, 7.11. 2047). Vor allem für Brasilien sei festzustellen: Die Leistungsbilanz habe sich deutlich verbessert, und strukturelle finanzpolitische Reform hätten die öffentlichen Finanzen saniert, heißt es weiter.

Ein Weg, in Anleihen zu investieren, wäre z.B. der Kauf des BV Global Balance Fonds (WKN A0MVXF). Es handelt sich dabei um einen Mischfonds, der weltweit in Aktien und Anleihen investiert.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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