Kommentar
12:33 Uhr, 09.11.2006

Auch schlecht laufende Börsen bieten Top-Aktien

Obwohl Japan und USA zwischen 1999 und 2005 weltweit zu den Aktienmärkten mit den größten durchschnittlichen Kursverlusten gehörten, lohnten sich dort Investitionen. Voraussetzung hierfür war eine gezielte Auswahl einzelner Titel, die gegen den Trend Kursgewinne verbuchen konnten. Japanische und amerikanische Aktien waren in diesem Zeitraum am häufigsten unter den Top-20-Unternehmen mit den weltweit besten Wertentwicklungen, wie eine Studie von Fidelity International zeigt.

Aus Japan kamen zwischen 1999 und 2005 mit Abstand die meisten Top-Aktien: Auf den Ranglisten der jeweils 20 besten Gesellschaften jedes Jahrgangs waren japanische Firmen 47 Mal vertreten. Insgesamt waren in den sieben Jahren 140 Plätze zu vergeben Allein 2005 schafften 13 japanische Unternehmen den Sprung auf die Jahrgangsbestenliste. Amerikanischen Unternehmen gelangen in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 29 Platzierungen unter den Top 20; die meisten davon 2001 (10) und 2004 (6).

Die Börsenindizes beider Länder gaben jedoch im untersuchten Zeitraum gleichzeitig deutlich nach. Die US-Aktienkurse sanken seit 1999 innerhalb von sechs Jahren im Schnitt um 24 Prozent; japanische Titel verloren durchschnittlich 23 Prozent ihres Wertes. Von den 47 im MSCI World Index vertretenen Märkten entwickelten sich nur noch Taiwan, die Philippinen sowie Finnland schlechter.

"Einzelne Unternehmen glänzen auch in ungünstigen Marktsituationen und erzielen gegen den Trend hohe Kurssteigerungen. Erfolgreiche Investoren suchen auf jedem Markt und zu jeder Phase nach lohnenden Anlagechancen", sagte Alexander Scurlock, der designierte Fondsmanager des Fidelity European Growth Fund.

Nach Ansicht von Scurlock lassen sich herausragende Aktien nur durch eine detaillierte Analyse von Fundamentaldaten ermitteln. Hierzu gehören etwa die Gewinnerwartungen oder das freie Kapital, das für Investitionen zur Verfügung steht. Durch die gründliche Bewertung von Unternehmen lasse sich eine gezielte Einzeltitelauswahl vornehmen (Stockpicking). Fidelity verfügt hierfür über ein weltweites Netzwerk aus mehr als 700 Analysten und Fondsmanagern.

In Deutschland büßten Aktien zwischen 1999 und 2005 im Schnitt 20 Prozent ihres Wertes ein. Doch auch hier gab es Gewinner, die trotz des schwierigen Marktumfelds hohe Wertentwicklungen erzielten. Deutschen Aktiengesellschaften gelangen zwei Platzierungen auf den weltweiten Jahrgangsbestenlisten - beide im Jahr 2000. Das Logistikunternehmen D.Logistics erreichte mit einem Plus von 225 Prozent den vierten Platz und der Modekonzern Hugo Boss mit 131 Prozent den 20. Platz, während der MSCI Germany, der den deutschen Aktienmarkt umfasst, im Jahr 2000 um 9,5 Prozent nachgab.

Andere - vor allem kleinere - Märkte in Europa entwickelten sich deutlich besser als Deutschland. So erzielte Österreich zwischen 1999 und 2005 eine Wertentwicklung von 185 Prozent, drei Unternehmen des Landes finden sich auf den Bestenlisten dieser Jahre. Dänemark gehörte mit einem Plus von 58 Prozent ebenfalls zu den herausragenden europäischen Aktienmärkten. "In Europa liegen Licht und Schatten oft dicht beieinander. Die großen etablierten Märkte sind häufig nicht die besten", erklärte Scurlock. Kleinere Märkte hätten in den vergangenen Jahren überraschend viele Top-Performer hervorgebracht.

Quelle: Fidelity

Die 1946 gegründete US-Investmentgesellschaft Fidelity ist das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 14,37 Mrd. Euro, vertreibt 106 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 200 Mitarbeiter (Stand: 30.06.2006).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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