Kommentar
17:50 Uhr, 22.07.2021

Auch Investorenlegenden irren sich

Egal wie gut der Ruf einer Investorenlegende ist, Irrtum gehört dazu. Ein Beispiel ist gerade besonders aktuell.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.358,69 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.358,69 Pkt (S&P)

Man stelle sich vor, ein Investor schlägt den S&P 500 um den Faktor 3 und das fast 15 Jahre lang. Eine so ausgeprägte Outperformance ist außergewöhnlich. Es ist sogar so außergewöhnlich, dass es bisher nur einem Investor gelungen ist: Peter Lynch.

Peter Lynch managte den Fidelity Magellan Fonds von 1977 bis 1990. Die Performance lag im Durchschnitt bei 29 % pro Jahr. Der S&P 500 hingegen gewann im Durchschnitt lediglich 10 % pro Jahr. Wer 1.000 Euro in den Magellan Fonds im Jahr 1977 anlegte, hatte 1990 ein Vermögen von etwas mehr als 27.000 Euro. Hätte man hingegen sein Geld in den S&P 500 gesteckt, wären es nur 3.400 Euro gewesen. Der Unterschied ist enorm.

Peter Lynch gelang diese Outperformance durch seinen speziellen Anlagestil. Er war ein Value Investor mit klaren Regeln. Viele dieser Regeln kennen wir von Warren Buffett, etwa, dass man nur in Dinge investieren soll, die man auch versteht. Das wirkliche Geheimnis eines Value Investors ist jedoch die Art, wie Unter- und Überbewertung erkannt werden. Nur, wer Über- und Unterbewertung erkennt, kann billig kaufen und teuer verkaufen.

Für den Gesamtmarkt ist die Berechnung relativ einfach. Peter Lynch erklärte ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 für fair. Das ist ein bisschen zu einfach, daher wird die Inflation zum KGV des Marktes hinzugezählt. Ist das KGV des Marktes (plus Inflation) höher als 20, gilt der Markt als zu hoch bewertet. Liegt es darunter, ist der Markt günstig bewertet.

Bis in die frühen 90er Jahre funktionierte dieses Prinzip sehr gut (siehe Grafik). Das "Lynch-KGV" schwankte um die Marke von 20 und ließ gute Einstiegspunkte erkennen. Seit den 90er Jahren funktioniert das Prinzip nicht mehr. Der Markt ist nach Lynchs Regel chronisch überbewertet.


Anleger hatten selten die Chance in den Markt einzusteigen, wenn sie sich an die Regel gehalten haben und hätten vermutlich viel zu früh wieder verkauft. Lynch hatte das Glück, dass er den Magellan Fonds nur bis 1990 managte. Es waren die goldenen Zeiten für Value Investoren. Das gilt auch für Buffett, dessen Outperformance seit vielen Jahren ebenfalls mehr und mehr zurückgeht.

Der Magellan Fonds gab einen Großteil seiner Outperformance in den letzten 20 Jahren ab. Keine Regel funktioniert ewig, egal, ob sie von einer Investorenlegende kommt oder nicht. Vielmehr zeigt es, dass sich die Dinge grundlegend verändern können. Natürlich kann man nach Regeln auch heute noch handeln, die in den 80er Jahren gut funktionierten. Man wird nur wenig Erfolg damit haben.

Die Schwierigkeit besteht darin, zu erkennen, wenn sich etwas fundamental ändert. Selbst den größten Investorenlegenden gelingt das nicht.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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