Athen soll mehr Zeit für seine Sparvorhaben erhalten
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Frankfurt/ Berlin/ Brüssel/ Athen (BoerseGo.de) – Das hochverschuldete Griechenland soll nach Vorstellung der Troika aus EU-Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank zwei Jahre mehr Zeit bekommen, um die verordneten Spar- und Reformauflagen umzusetzen. Die Troika habe die Euro-Finanzminister in der vergangenen Wochen gebeten, dem Land die zusätzliche Zeit einzuräumen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe. Die zusätzlichen Kosten in Form eines Schuldenerlasses oder zusätzlichen Hilfspakets werden nach „Spiegel“- Informationen auf rund 30 Milliarden Euro geschätzt. Auch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle schließt nicht mehr aus, dass Griechenland mehr Zeit zur Umsetzung der Spar- und Reformauflagen erhalten könnte. Allerdings müsse Griechenland zunächst die Hausaufgaben" erledigen, sagte Brüderle am Sonntag im ZDF. Ob dies der Fall sei, werde der Troika-Bericht zeigen.
EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hatte am Wochenende erneut ein Rückkaufprogramm zur Bewältigung der Schuldenkrise vorgeschlagen. Er könne sich vorstellen, dass die griechische Regierung mit geliehenem Geld eigene Staatsanleihen erwirbt, um so die hohe Schuldenquote zu drücken, sagte Asmussen. Eine niedrigere Quote gilt als eine Voraussetzung dafür, dass sich Griechenland künftig wieder über private Geldgeber finanzieren kann und ohne Hilfen auskommt.
Nach "Spiegel"-Informationen sind die Kontrolleure offenbar weiter uneins über den Bericht zu Griechenland. Ursprünglich war zwischen der Troika und Athen vereinbart worden, den Schuldenstand des Euro-Krisenlandes bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken. Griechenland werde das Ziel wegen der schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung aber auf jeden Fall verfehlen, berichtete das Magazin unter Berufung auf interne Troika-Berechnungen. Die Geldgeber seien nun uneins darüber, wie hoch die Abweichung ausfallen werde. EZB und IWF sagen für Griechenland im Jahr 2020 ein Schuldenniveau in Höhe von 140 Prozent des BIP voraus, während die EU-Kommission deutlich optimistischer ist und nur mit einem Stand 128 Prozent rechnet. Griechenlands Ministerpräsident Samaras zeigte sich in der Athener Zeitung „Kathimerini“ am Wochenende aber optimistisch, dass es bis zum EU-Gipfel am 18./19. Oktober eine Einigung auch in dieser Frage geben werde.
Finanzminister Wolfgang Schäuble überraschte mit einer Stellungnahme in Singapur die Öffentlichkeit mit einem Kurswechsel, berichtet das „Handelsblatt“ am Montag. Der Finanzminister bekannte sich zum Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone, also vor dem Bericht der Troika. Auch einen Staatsbankrott werde es nicht geben, sagte Schäuble, und begründete dies mit der Befürchtung, wenn Griechenland den Euro verlassen würde, resultierten daraus „riesige Probleme für alle“.
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