Nachricht
10:09 Uhr, 26.10.2012

Athen: FDP-Politiker hält Troika für scheinheilig

Berlin (BoerseGo.de) - Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler hat den internationalen Troika-Geldgebern vorgeworfen, die Entwicklung in Griechenland zu beschönigen. „Die von den internationalen Geldgebern entsandten Beobachter sind nicht unabhängig, sondern selbst Täter“, sagte Schäffler am Freitag im Deutschlandfunk-Radio. Die EZB etwa könne kein Interesse an einer Insolvenz haben, weil sie dann erhebliche Milliardensummen abschreiben müsste. Der FDP-Politiker wandte sich abermals deutlich gegen ein mögliches drittes Hilfspaket für Griechenland. Innerhalb der Koalitionsfraktionen gebe es dagegen die stärksten Widerstände. An die Opposition appellierte er, in dieser Frage ihrer Wächterfunktion besser gerecht zu werden.

Am Montag hatte das „Handelsblatt“, berichtet, dass die Europäische Währungsunion Athen einen neuen Kredit zwischen 16 und 20 Milliarden Euro gewähren will. Das zweite Hilfspaket vom Februar in Höhe von 130 Milliarden Euro reiche nicht aus, schrieb die Zeitung unter Bezug auf hochrangige EU-Vertreter. Zusätzliche Kredite seien unvermeidlich. Die Euro-Finanzminister würden die zusätzlichen Mittel voraussichtlich am 12. November beschließen. Sollte tatsächlich ein neues Hilfspaket fällig werden, müsste der Deutsche Bundestag die neuen Kredite absegnen.

Die „Bild“-Zeitung hatte am Freitag berichtet, etwa 25 Abgeordnete von Union und FDP hätten erhebliche Vorbehalte gegen ein neues Hilfspaket. Damit wäre die eigene Mehrheit der Koalition gefährdet. Die Bundesregierung will vor einer Entscheidung über das weitere Vorgehen den Bericht der Troika aus Internationalem Währungsfonds, der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission abwarten.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat derweil in einem Interview dem verschuldeten Land einen nach seinen Worten „überschaubaren Zeitaufschub bei der Erfüllung der Defizitziele“ in Aussicht gestellt. „Wenn die griechische Regierung wesentliche von der Troika auferlegte Reformvorhaben beschließt und diese ernsthaft angeht, können wir gegebenenfalls über einen überschaubaren Zeitaufschub für das Erreichen der Defizitziele reden", sagte Brüderle der „Rheinischen Post“ vom Freitag. Entscheidend sei aber, dass Griechenland zunächst seine Reformen glaubhaft umsetzt. „Und das muss die Troika erst mal feststellen, bevor wir über veränderte Bedingungen reden“, so Brüderle.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten