Fundamentale Nachricht
11:58 Uhr, 07.04.2017

Asset Management in politisch unsicheren Zeiten

Candriam passt seine Asset-Allocation-Strategien an. Im Fokus der Analyse stehen die politische Neuordnung in den USA und die Folgen politisch bedingter Risikoaufschläge auf die Märkte des Euroraums.

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  • EURO STOXX 50
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Brüssel (GodmodeTrader.de) - Die US-Wahlen haben an den Finanzmärkten vieles verändert. Deflationsangst war gestern, die Rede ist nunmehr von Reflation und Inflation. Aktien und Unternehmensanleihen steigen, in den Industrieländern ziehen die Zinsen an. Die Investoren reagieren schnell und stellen sich auf die neue Richtung ein, wie es in einem aktuellen Marktkommentar der Candriam Inverstors Group heißt.

Auch der Multi-Asset-Spezialist passt jetzt seine Asset-Allocation-Strategien an. Im Fokus der Analyse von Candriam stehen die politische Neuordnung in den USA, die Folgen politisch bedingter Risikoaufschläge in Europa auf die Märkte des Euroraums sowie die Frage, ob Emerging Markets aktuell Anlagealternativen zu den Industrieländern bieten.

„Die US-amerikanische Wirtschaft hat sich inzwischen vollständig von der Finanzkrise 2008 erholt. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten ist eine neue politische Ära angebrochen. Dank der Aussicht auf höhere Staatsausgaben wird die US-Konjunktur weiter stark bleiben. Auch eine von Trump favorisierte expansivere Fiskalpolitik und die geplante Steuerreform sind a priori gut für Aktien. Die politischen Risiken bleiben dennoch sehr hoch, sodass sich die Titel sehr unterschiedlich entwickeln dürften und es aller Voraussicht nach zu einer starken Sektorrotation kommen wird“, so die Candriam-Experten.

Für die Anleihemärkte bedeute die neue Lage das Ende der Erholung. Verbunden mit einem Inflationsanstieg und dem Abschied von der lockeren Geldpolitik würden die Zinsen steigen. Alle Augen richteten sich auf die Federal Reserve Bank, die für die Jahre 2017 und 2018 drei Zinserhöhungen in Aussicht stelle, heißt es weiter. Nicolas Forest, Head of Fixed Income Management bei Candriam, erklärt: „Weil es an den Anleihenmärkten jetzt viel langsamer vorangehen wird und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bei etwa drei Prozent liegt, erscheint uns hier eine unterdurchschnittliche Duration vernünftig – zumal sich die Fed vorgenommen hat, die Geldpolitik stark zu straffen.“

Alles in allem erwartet die Candriam Investors Group ein steigendes Interesse an Wertpapieren, die von einer Belebung der Wirtschaft profitieren. Nadège Dufossé, Head of Asset Allocation bei Candriam, fügt hinzu: „Wie sich die Märkte tatsächlich entwickeln, hängt vor allem davon ab, ob die Investoren darauf vertrauen, dass Donald Trump seine wirtschaftspolitischen Versprechen einlöst.“

Die Konjunktur innerhalb des Euroraums verbessere sich weiter. Das Vertrauen in die Wirtschaft sowie Unternehmensgewinne und Inflation stiegen. Der seit 2012 bestehende „Draghi Put“ dürfte seine Wirkung verlieren, wenn die Europäische Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm schneller zurückfähre als erwartet. Ein möglicher Wahlsieg des Front National von Marine Le Pen in Frankreich und eine fragile politische Landschaft in Italien trübten dennoch die Aussichten und sorgten für hohe Unsicherheit. Anlagen in europäische Staatsanleihen erforderten deshalb einen umsichtigen Ansatz und taktisches Geschick, heißt es weiter.

In der Risikoprämie europäischer Aktien seien die derzeitigen politischen Risiken weitgehend berücksichtigt. Die Wahlen in Frankreich seien entscheidend. „Europäische Aktien sind günstig bewertet. Zwar kehren immer mehr Investoren an den Aktienmarkt zurück, aber in den meisten Portfolios sind die Aktienquoten noch lange nicht wieder so hoch wie früher. Wenn die politischen Risiken zurückgehen, dürften sich wieder mehr Anleger für europäische Aktien entscheiden“, erläutert Dufossé. Die Spreads europäischer Unternehmensanleihen seien so niedrig wie selten zuvor, Gewinne sollten demnach im Bereich des Möglichen liegen. Anleihen von europäischen Banken und Versicherungen blieben aber interessant. Sie profitierten von gläubigerfreundlichen Regulierungen, stabilen Unternehmensbilanzen und einer attraktiven Bewertung, heißt es weiter.

Nach einigen turbulenten Jahren präsentierten sich die Emerging Markets seit Anfang 2017 wieder stabiler. Ihre Fundamentaldaten seien gut. Sie wüchsen doppelt so stark wie die Industrieländer, ihre Binnennachfrage steige und ihre Außenbilanzen verbesserten sich. Die Risiken in China schienen zurückzugehen. Das Bruttoinlandsprodukt wachse entsprechend den Erwartungen der Regierung, die allmählich bereit sei, weniger Wachstum zu akzeptieren, um die finanziellen Risiken in den Griff zu bekommen. In diesem Jahr dürfte aus der angestrebten sanften Landung Chinas kein systemisches Risiko erwachsen. Lateinamerika profitiere ebenfalls von der Rückkehr zu Normalität – sowohl bei den Anleihen als auch bei den Währungen. „Emerging-Market-Anleihen lassen attraktive Erträge erwarten, auch wenn es große Unterschiede gibt“, so Nicolas Forest. Nicht alle Länder seien in gleichem Ausmaß von möglichen Reformen Donald Trumps betroffen, heißt es weiter. Deshalb bevorzugt die Candriam Investors Group interessante High-Yield-Bonds beispielsweise aus Argentinien und Brasilien. Auch das Aufwertungspotenzial lateinamerikanischer Währungen sei vielversprechend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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