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12:21 Uhr, 25.04.2013

Asmussen: Mittel der EZB sind begrenzt

London (BoerseGo.de) - Nach den Worten von EZB-Direktionsmitglied Jörg Asmussen sind Möglichkeiten und Wirkungen der Geldpolitik gerade im aktuellen Umfeld recht überschaubar. Geldpolitik sei keine Allzweckwaffe gegen jede Art ökonomischer Krankheit, sagte Asmussen am Donnerstag laut Redetext in London. Niedrigere Leitzinsen könnten sogar in einer Art und Weise wirken, wie sie von der EZB ganz und gar nicht erwünscht sei, führt der frühere Finanzststaatssekretär aus. „Angesichts der gestörten Übertragungskanäle der Geldpolitik wären die Effekte von Zinssenkungen in der Peripherie begrenzt“, so Asmussen. Marktbeobachter gehen mittlerweile mehrheitlich davon aus, dass die EZB in der kommenden Woche die Leitzinsen senken wird.

Asmussen verwies in seiner Rede auch auf das Problem unterschiedlicher Kreditbedingungen im Währungsraum. So müssen etwa mittelständische Unternehmen in Krisenländern hohe Zinsen für Bankkredite in Kauf nehmen. In Deutschland hingegen, wo die Niedrigzinsen etwa schon in Immobilienkrediten zum Tragen kommen, ist eine weitere Zinssenkung wirtschaftlich unnötig. „Zinssätze, die zu lange zu niedrig sind, können eventuell zu Verzerrungen führen“, befürchtet der EZB-Ökonom. Unter anderem nannte Asmussen geringere Konsolidierungsanreize für Regierungen, Banken und Unternehmen.

Die derzeit rückläufige Kreditvergabe der Banken ist für Asmussen ein Momentum, an dem die EZB nicht viel Einfluss nehmen kann. Ausschlaggebend dafür seien eher Faktoren wie eine erhöhte Risikoscheu oder eine geringe Nachfrage nach Bankkrediten. Denn die EZB habe bereits viel getan, um die Finanzausstattung der Geschäftsbanken zu verbessern. Sie könne aber nicht alle Probleme lösen“, ist er der Meinung. „Das ist der Punkt, wo unsere Verantwortung endet und die von Regierungen und anderen EU-Institutionen beginnt.“

Einen anderen Weg geht derzeit die Bank of England (BoE). Sie will gezielt günstigere Kreditkonditionen für kleine und mittelgroße Unternehmen durchsetzen. Die BoE hat gerade beschlossen, ihre Mittelstandsprogramm (Funding for Lending Scheme) auszuweiten. Das Programm setzt den Banken Anreize dafür, Kredite an Unternehmen der Realwirtschaft zu vergeben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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