Asien profitiert trotz schwachen globalen Wachstums
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- S&P 500Kursstand: 2.945,64 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
London (GodmodeTrader.de) - Von Realwirtschaft und Wirtschaftspolitik geht aktuell viel Unsicherheit aus. Das führt zu einem Kurswechsel seitens der Zentralbanken, die nach wie vor versuchen, die Märkte zu stabilisieren und das Geschäftsklima zu stützen. Anleger sollten daher ihren Blick auf die Schwellenländer und Asien richten, wie Talib Sheikh, Head of Strategy, Multi-Asset und Fondsmanager des Jupiter Flexible Income SICAV bei Jupiter Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Die Ursache für die wirtschaftlichen Probleme sei der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Er habe vor mehr als einem Jahr begonnen und seinen Höhepunkt erreicht, als die US-Regierung Strafzölle auf chinesische Importe im Wert von 250 Milliarden Dollar verhängt habe. Dass die letzte Runde der Strafzölle am 24. September 2018 – nur drei Tage nach dem Höchststand im S&P 500 – verhängt worden sei, sei kein Zufall. Daraufhin habe der synchrone globale Wirtschaftsaufschwung im Jahr 2017 im vierten Quartal 2018 in einen plötzlichen Stopp des Welthandels gemündet. Die konjunkturelle Schwäche scheine sich bis in das erste Quartal 2019 hinein fortgesetzt zu haben und wirtschaftliche Frühindikatoren ließen keine eindeutigen Anzeichen für eine Trendwende erkennen. Tatsächlich seien die ersten vorläufigen Zahlen der Einkaufsmanagerindizes für Produktion im März dieses Jahres auf einem besorgniserregenden Niveau geblieben, heißt es weiter.
„Aber für einen Vermögensverwalter ist die wirtschaftliche Dynamik nur einer von mehreren Schlüsselfaktoren, die bei jeder Entscheidung berücksichtigt werden. Politik, Anlegerstimmung und Bewertungen sind nicht weniger wichtig. Insofern ist die Frage, welche politischen Maßnahmen die beiden Hauptakteure des Handelskrieges zuletzt vorangebracht haben?“, so Sheikh.
China habe einen erneuten Vorstoß bei Infrastrukturausgaben signalisiert und möchte zudem das Kreditwachstum antreiben. Das wirke sich wiederum negativ auf den in den letzten zwei Jahren vorangetriebenen Schuldenabbau aus. In den USA finde ein ähnlicher Prozess statt, denn in den letzten Monaten habe die US-Notenbank ihren Kurs drastisch geändert. Das bestätigten auch die Ergebnisse der letzten Sitzung des Federal Open Market Committee im März. Demnach wären in den nächsten zwei Jahren keine weiteren Zinserhöhungen geplant und die Normalisierung der Notenbankbilanz beziehungsweise die quantitative Straffung bis September 2019 beendet. Das Zusammenspiel beider Maßnahmen habe den Aktienmärkten Auftrieb verliehen. Der S&P 500 sei seit Jahresbeginn um zwölf Prozent gestiegen, wobei sich die Prognosen für das Kurs-Gewinn-Verhältnis in den nächsten zwölf Monaten von einem Fünfjahrestief bei 13,6 auf derzeit 16,4 erhöht hätten. Der Shanghai Composite habe mit einem Anstieg von 25 Prozent seit Jahresbeginn sogar doppelt so viel wachsen können und verzeichne ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,2, heißt es weiter.
„Die Anlegerstimmung sowie die Bewertungen haben sich inzwischen dem Marktwert angenähert. Dadurch werden Entscheidungen über die Asset-Allokation immer stärker von der eigenen Wachstumsprognose für die kommenden Quartale abhängig. Auch die Zinsstrukturkurve hat in den letzten Wochen weiter an Bedeutung gewonnen, da sich die Drei-Monats-Zehn-Jahres-Metrik zuletzt zum ersten Mal seit 2007 umgekehrt hat. Obwohl die Zinsstrukturkurve einer der besten Frühindikatoren für eine Rezession ist, sind wir überzeugt, dass eine Inversion der Kurve allein nicht ausreicht, um diese Prognose zum aktuellen Zeitpunkt zu treffen“, so Sheikh.
Dafür gebe es zwei Hauptgründe: Zum einen gebe es einen Abwärtsdruck auf die Laufzeitprämien langfristiger Anleiherenditen. Das heiße, dass die üblicherweise von Investoren nachgefragte Prämie für festverzinsliche Wertpapiere mit längeren Laufzeiten von durchschnittlich 100 Basispunkten in den Jahren vor der Finanzkrise auf inzwischen minus 75 Basispunkte gesunken sei. Ausgelöst worden sei dies durch die quantitative Lockerung, die das Auftreten einer inversen Zinsstrukturkurve bei einem bestimmten Niveau kurzfristiger Zinsen wahrscheinlicher mache. Die kritische Frage sei, ob die kurzfristigen Zinssätze über dem lägen, was die Wirtschaft aushalten könne, heißt es weiter.
„Wir schätzen, dass der aktuelle Leitzins der Fed nahe am sogenannten neutralen Leitzins liegt und daher allein nicht in der Lage ist, die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Zum anderen signalisieren die meisten US-Wirtschaftsindikatoren für den Arbeitsmarkt, Verbrauchervertrauen, Bautätigkeit und Inflation nicht, dass dort eine Rezession unmittelbar bevorsteht. Auch wir finden es schwierig, die Ursachen für strukturelle Ungleichgewichte zu identifizieren, die frühere Krisen verursacht haben. Zwar hat sich das Wachstum von einem nicht nachhaltigen, über dem Trend liegenden Niveau verlangsamt. Aber davon auszugehen, dass es so weitergeht, wäre voreilig. Wir erwarten, dass der Konflikt zwischen den USA und China um die globale Vormachtstellung ein generationenübergreifender Prozess ist. Wir gehen davon aus, dass sich die Deeskalation der letzten Monate fortsetzt, sodass sich das globale Wachstum gemäß der allgemeinen Erwartung stabilisiert“, so Sheikh.
Die Herausforderung für Anleger sei, dass das Trendwachstum selbst recht gering sei. Es liege bei etwas unter zwei Prozent in den USA, ein Prozent im Euroraum, nahezu Null in Japan und sechs Prozent in China. Da die Gewinnmargen bereits ausgeweitet worden seien, dürften die Trendraten des Wirtschaftswachstums nur zu einem recht geringen, einstelligen Gewinnwachstum führen. Angesichts der sehr begrenzten Spielräume bei den Bewertungsniveaus, sei man in der Multi-Asset-Strategie neutral bei dieser Anlageklasse, heißt es weiter.
„Wir richten unseren Fokus auf Asien. In den nächsten ein bis zwei Jahren ist noch Value zu finden, sowie zyklisches Aufwärtspotential bei den Gewinnerwartungen. Wir setzen weiterhin auf High Yield-Unternehmensanleihen aus Industrieländern, von denen wir nach wie vor glauben, dass die dortigen Credit Spreads für ein ertragsorientiertes Portfolio attraktiv sind. Unsere Strategie hält nach wie vor keine Investment-Grade-Anleihen, da wir in dieser Anlageklasse nicht genug Wert sehen. Wir setzen außerdem weiterhin auf Schwellenländeranleihen. Dabei bevorzugen wir Unternehmens- und Staatsanleihen in Lokalwährung aus Ländern mit attraktivem Carry und verbesserten Fundamentaldaten. Grundsätzlich erfordern langsames Trendwachstum, erhöhtes politisches Risiko und häufigere Volatilitätsschwankungen eine flexible Vorgehensweise der Anleger“, so Sheikh.
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