Fundamentale Nachricht
12:13 Uhr, 11.02.2015

Argentinien: Der Streit mit den Hedgefonds geht in die nächste Runde

Argentinien wird sich auch 2015 weiter mit Hedgefonds über Schulden in Milliardenhöhe streiten. Buenos Aires hat nun aber bessere Karten in der Hand.

Buenos Aires/ New York (BoerseGo.de) - Der Rechtsstreit Argentiniens mit New Yorker Hedgefonds um alte Anleiheschulden zieht sich noch immer hin. Zuletzt standen die Zeichen eher auf Annäherung. Nun haben sich die Fronten aber wieder verhärtet. Wirtschaftsminister Axel Kicillof lehnte es am Dienstag in einem Radio-Interview ab, die Forderungen der Gläubiger zu bedienen und bezeichnete die Investoren als „starrsinnig“.

Mark Brodsky, Chef des Hedgefonds Aurelius Capital Management, reagierte prompt. Herr Kicillof betreibe politische Ablenkungsmanöver, während Argentiniens Schuldenberg wachse und die Wirtschaft im Abwärtssog versinke, stichelte er. Aurelius führt zusammen mit NML Capital aus dem Elliott-Imperium des US-Milliardärs Paul Singer die Klage gegen Südamerikas zweitgrößte Volkswirtschaft an.

2015 wird die Machtprobe weitergehen. Allerdings unter anderen Vorzeichen. Denn zum Jahreswechsel wurden die Karten im Schuldenstreit wegen des Wegfalls eines entscheidenden Details neu gemischt. Ende 2014 lief eine Regelung aus, die es Argentinien untersagte, den Fonds Vorteile gegenüber anderen Gläubigern einzuräumen, die nach der Staatspleite 2001 hohe Verluste in Kauf genommen hatten. Somit wäre nun eigentlich neuer Verhandlungsspielraum gegeben.

Die US-Hedgefonds hatten sich nach der Staatspleite Argentiniens günstig mit ausfallbedrohten Anleihen eingedeckt und erfolgreich in New York auf komplette Rückzahlung geklagt. Doch die Regierung in Buenos Aires weigerte sich bislang, diese Schulden zu bedienen. Wirtschaftsminister Kicillof sagte im Rundfunk, die Hedgefonds seien nur bereit, auf 15 Prozent ihrer Forderungen über etwa 1,6 Milliarden Dollar zu verzichten. Das käme für die argentinische Regierung jedoch nicht in Frage. Die Crux: Nach einem Gerichtsurteil darf Argentinien Rechnungen bei anderen Gläubigern in den USA nicht bedienen, solange die Forderungen der Hedgefonds noch offen sind. Das Land wird deshalb von Ratingagenturen auch als technich zahlungsunfähig betrachtet.

Argentinien will auf der anderen Seite zurück auf die Bühne der internationalen Finanzmärkte. Zuvor muss sich Buenos Aires aber mit den Gläubiger-Hedgefonds einigen.

1 Kommentar

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  • wuwei
    wuwei

    Zitat:

    Die Crux: Nach einem Gerichtsurteil darf Argentinien Rechnungen bei anderen Gläubigern in den USA nicht bedienen, solange die Forderungen der Hedgefonds noch offen sind.

    Das Greichtsurteil wurde sicher in USA gefällt!.

    Schöne Gruße an europ. Freihandeslabkommen

    15:57 Uhr, 11.02.2015

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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