Kommentar
18:26 Uhr, 23.03.2020

Arbeitsmarkt USA: Droht Massenarbeitslosigkeit?

Erst langsam wird klar, welche Folgen die Pandemie wirklich haben wird. Eine befürchtete Folge: Massenarbeitslosigkeit.

Kein System dieser Welt ist auf einen Stillstand ausgelegt. Selbst während der schlimmsten Rezession gibt es immer noch Menschen, die Arbeit haben, ins Restaurant gehen, Urlaub machen, ihre Wohnung neu ausstatten usw. Aktuell aber steht die Welt und damit die Wirtschaft still. Restaurants, Einrichtungen, Unternehmen und viele Geschäfte sind geschlossen.

Es ist ein Schock. Von einem Tag auf den nächsten gab es eine Vollbremsung. 2008 stand die Welt am Abgrund, fiel aber nicht über die Klippe. Diesmal ist das anders. In den USA zeigen sich inzwischen auch die ersten Anzeichen der Krise auf dem Arbeitsmarkt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen innerhalb einer Woche von 211.000 auf 281.000 (Grafik 1).


Das ist erst der Anfang. Investmentbanken gehen davon aus, dass der ganz große Ansturm erst in dieser oder der nächsten Woche erfolgt. Die Zahl der Erstanträge könnte die Marke von 2 Mio. übersteigen (Grafik 2). Das würde alles bisherige in den Schatten stellen.

Kommt es tatsächlich zu diesem Anstieg, hätten die USA innerhalb einer Woche 1,5 % aller Jobs verloren. Selbst während der Finanzkrise brauchte es für einen solchen Effekt mehrere Monate. So viele Jobs innerhalb einer Woche zu verlieren ist ein herber Schlag für die Menschen. Möglich ist das in den USA aber.

Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern können Unternehmen ihre Mitarbeiter sofort entlassen. In Europa versuchen Regierungen so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten, indem nun Kredite zur Verfügung gestellt werden, Kurzarbeit finanziert wird, Sozialabgaben aufgeschoben werden, Steuern erst später gezahlt werden müssen usw.

Man will verhindern, dass es zur Massenarbeitslosigkeit kommt. Auch in den USA sind Maßnahmen geplant. Diese kommen jedoch zu spät. Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen Kündigungen wurden bereits ausgesprochen. Das US-System ist darauf ausgelegt, die Scherben im Nachhinein aufzukehren. In Europa versucht man den Verlust von Arbeitsplätzen von vornherein zu verhindern.

Es steht also außer Frage, dass es in den USA zu einem gewaltigen Anstieg der Arbeitslosenzahlen kommen wird. Ungefähr 20 % von 30 Mio. Arbeitsplätzen sind akut gefährdet, weil sie im Einzelhandel tätig sind, in Restaurants oder der Freizeitwirtschaft arbeiten.

Je nachdem wie lange die Krise dauert, könnten 20 % oder 6 Mio. dieser Jobs verlorengehen. An anderer Stelle werden aber auch Jobs geschaffen. 15 Mio. Menschen arbeiten in Berufsgruppen, die aktuell gefragt sind. Das Gesundheitssystem braucht derzeit mehr Arbeitskräfte, aber auch im Handel werden mehr Menschen gebraucht.

Walmart will 150.000 Jobs schaffen, Amazon 100.000. Eine der größten Apothekenketten des Landes will 10.000 neue Jobs besetzen. Lieferdienste und Takeout-Restaurants brauchen dringend Mitarbeiter, um die Nachfrage bedienen zu können.

Unterm Strich werden trotzdem Arbeitsplätze wegfallen. Die Berufsgruppen, die einen positiven Effekt haben werden, beschäftigen insgesamt weniger Menschen als jene, die negative Effekte spüren (Grafik 3).

Es werden zwar bereits Arbeitslosenraten von 30 % herumgereicht, allerdings dürfte das eine maßlose Übertreibung sein. Die Lage ist dennoch sehr ernst. Jede Stunde zählt. Man kann praktisch zusehen, wie in den USA jede Stunde tausende Jobs gestrichen werden. Der Prozess hat schon längst begonnen und die Politik schafft es nicht, ein Hilfspaket zu verabschieden. Sie steht zwar kurz davor, doch das ist mehr als eine Woche zu spät. Damit ist garantiert, dass die USA wirtschaftlich schwerer getroffen werden als andere Länder.

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24 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    Und, trotz aller Copy&Paste-Grafiken, die Schreibqualität auf dem Habeck-Niveau.

    07:17 Uhr, 24.03.2020
  • lussien
    lussien

    In den USA? Nicht in Deutschland?
    Schmale, Sie sind der übelste linker Merkels Propagandist.

    07:10 Uhr, 24.03.2020
  • BT1100
    BT1100

    Die werden sich dafür schneller erholen als andere. Die Situation wird eine immense Verschiebung von Produktionskapazitäten nach sich ziehen. Und das beutet Jobs.

    20:19 Uhr, 23.03.2020
    2 Antworten anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    das Problem ist nur dass an der Uni Theorie gelehrt wird und im echten Leben Praxis::))

    18:48 Uhr, 23.03.2020
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    nur der Obama hatte keine Vollbeschäftigung. Und die Corona Tests hat er auch verbaselt zu bestellen. Das jetzt alles dem Donald anzuhängen ist net fair

    18:43 Uhr, 23.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Hr. Schmale - sie sind doch lange genug dabei - Amerika hat immer Vollbeschäftigung und auch

    bei Vollbeschäftigung gibts noch jeden Monat 100000 neue besetzt Arbeitsplätze dazu

    18:38 Uhr, 23.03.2020
    2 Antworten anzeigen
  • Trachau
    Trachau

    So schwarz sehe ich für die USA nicht. Geld ist ausreichend im System und sobald es auch nur die geringste Entspannung hinsichtlich der infizierten Fallzahlen gibt, werden die Menschen und auch die Märkte wieder Vertrauen finden und zur Rally blasen. Trump wird mit Sicherheit auch die Hunderttausende an Jobs in der Frackingindustrie schützen. Notfalls mit Subventionen im Namen der "Nationalen Sicherheit" oder so in der Art. Kein Präsident wird es jemals wieder wagen, sich von den Arabern oder Russen mit Öl beliefern zu lassen.

    18:37 Uhr, 23.03.2020
  • Value East
    Value East

    Das tun wir uns ja selbst an. 1919 wurde die Wirtschaft trotz 25 Mio. Toten um kein einziges Prozent herunter gefahren. Ich denke Europa fährt in 4 Wochen wieder voll hoch, weil die Politik begriffen hat, das ein dauerfhafter Shut Down schlimmer ist als 50.000 Tote.

    18:37 Uhr, 23.03.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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