Kommentar
08:15 Uhr, 22.08.2012

Apple bricht Rekord!

Techblogs, Börsenportale und Tageszeitungen berichteten gestern überschwänglich vom Meilenstein, den Apple zum US-Börsenschluss am Montagnachmittag gesetzt hat. Mit einer Marktkapitalisierung von über 620 Milliarden US-Dollar sind die Kalifornier nun das wertvollste Unternehmen aller Zeiten! „Völlig zurecht“, mögen da einige Apfeljünger rufen – schließlich haben die Erfinder von iPhone und iPad die Revolution auf dem Handy- und Computermarkt quasi im Alleingang durchgezogen.

Der bisherige Rekordhalter und große Rivale Microsoft erreichte diese Bewertung im Zuge der Internetblase Ende der 1990er Jahre. Seither hat sich der Börsenwert des Softwarekonzerns mehr als halbiert. Die Wachablösung durch Apple scheint nun endgültig erfolgt zu sein. Vor rund einem viertel Jahr noch konnte man glauben, dass sich da noch ein anderer Gigant aus Kalifornien um den zukünftigen Titel „wertvollstes Unternehmen der Welt“ bewirbt: Facebook ging Mitte Mai mit viel Tamtam und einer Bewertung von über 100 Milliarden US-Dollar an die Börse, Analysten prophezeiten fast durch die Bank eine neue Erfolgsgeschichte. Die Firmenzentralen beider Technologiegrößen sind zwar nur weniger als 20 Autominuten voneinander entfernt, die Wertentwicklung an der Börse hingegen könnte gegensätzlicher nicht sein. In gut drei Monaten hat Facebook mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Was ist damit passiert – hat sich der Wert in Luft aufgelöst? Nein, Apple hat ihn aufgeschnupft! In weniger als drei Wochen schraubten die iGötter aus dem Sonnenstaat ihre Kapitalisierung um mal eben diese Zahl nach oben.

Es ist beeindruckend, wie spielerisch und scheinbar unaufhaltsam Apple seine Marktmacht weiter ausbauen und immer mehr Kunden von seinen nicht ganz billigen Trendgeräten überzeugen kann. Es wirkt, als könne nichts und niemand sie aufhalten, als würden sie den Platz an der Sonne niemals wieder hergeben. Doch wir alle kennen den allzu oft sehr treffenden Spruch: Sag niemals nie. Microsoft hat bereits erleben müssen, was sich bei Apple noch niemand vorstellen kann; nach einer vergleichbar starken Marktstellung haben sie Stück um Stück mehr vom Kuchen wieder abgeben müssen. Und vergessen wir auch nicht die IT-Giganten der letzten Jahrzehnte, allen voran IBM. Mitte der 1970er Jahre erreichten diese nämlich einen Börsenwert, der inflationsbereinigt den von Apple weit in den Schatten stellt: 1,3 Billionen US-Dollar müsste man hochgerechnet heute für eine Übernahmen löhnen. IBM ist heute zwar alles andere als ein Leichtgewicht, alte Sphären mussten die Hardwarepioniere allerdings längst verlassen.

Zwar ist momentan noch kein ernstzunehmender Konkurrent in Sicht, zumal Apple im September voraussichtlich die neuen Versionen seiner Spielzeuge vorstellen wird und wieder neue Rekordverkäufe drohen. Allerdings sah das auch bei IBM und Microsoft lange Zeit ähnlich aus! Vorsicht ist also geboten. Und vielleicht schafft es ja Facebook doch noch irgendwann, am goldenen Apfelthron zu rütteln und sich die Krone des „wertvollsten Unternehmens der Welt“ zu schnappen – ein großes Vorbild dürften die gebeutelten Netzwerkstars ja haben: Apple war Mitte der 1990er nur wenige Monate vom Konkurs entfernt. Wir können uns also auf weitere spannende Jahre und Rekordjahre freuen mit Apple, Facebook und den Börsenstars von morgen.

Philipp Hagspiel

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