Anleger sorgen sich um Marktvolatilität – regelmäßige Erträge bevorzugt
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Nicht zuletzt angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds sind Privatanleger in ganz Europa an der Generierung regelmäßiger Erträge („Income") interessiert: So geben 67 Prozent von rund 5.000 befragten privaten Investoren an, dass sie mit ihren Anlagen laufende Erträge erzielen möchten. Mit 48 Prozent der Befragten weiß allerdings nur rund jeder Zweite, mit welchen Finanzinstrumenten sich "Income" erzielen lässt. Hier stechen die deutschen Befragten positiv heraus: 56 Prozent der befragten deutschen Anleger konnten ungestützt, also ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten, benennen, dass unter dem Begriff „Income“ Anlagen mit regelmäßigen Erträgen wie Ausschüttungen oder Dividendenzahlungen zusammengefasst sind. Gleichzeitig sehen 60 Prozent der befragten Anleger Marktvolatilität für sich als problematisch an.
Dies zeigt eine pan-europäische Befragung von J.P. Morgan Asset Management, die in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in neun Ländern (neben Deutschland noch Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz und Spanien) durchgeführt wurde. Die Befragten haben mindestens 20.000 Euro frei verfügbares Vermögen und halten mindestens ein Investmentprodukt wie Aktien, Anleihen oder Investmentfonds. „Private Anleger treibt die Sorge um erhöhte Marktvolatilität um, was sie in sicherheitsorientierten Anlageformen verharren lässt, die im aktuellen Marktumfeld nur wenig Ertragschancen bieten", betont Pia Bradtmöller, Head of Marketing & PR bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt. „Obwohl das Interesse groß ist, sind viele Anleger noch nicht ausreichend über die Möglichkeiten informiert, wie sie regelmäßige Erträge generieren können. Dies bietet Finanzberatern große Chancen, ihre Kunden weiter aufzuklären und das Verständnis für das Income-Konzept zu stärken.“
Deutsche Anleger setzen vor allem auf Kombination aus Wachstum und Income
Im europäischen Vergleich lassen sich starke Abweichungen bei den Einstellungen zu Income identifizieren: Zwar setzt mit 54 Prozent mehr als jeder zweite Anleger in Europa auf eine Kombination aus Vermögenswachstum (Growth) und regelmäßigen Erträgen (Income). Dieser Trend ist mit 59 Prozent besonders bei deutschen Anlegern ausgeprägt, ebenso wie bei den Befragten aus Spanien, Schweden und der Schweiz. Als alleiniges Investmentkonzept steht aber immer noch die Mehrung des Vermögens durch Growth-Investments im Vordergrund, das 33 Prozent nutzen. Besonders häufig ist dies bei den Anlegern in den Niederlanden und Großbritannien zu finden. Allein auf ein Income-Konzept setzen europaweit 13 Prozent. Dieser Trend ist besonders ausgeprägt in Italien, wo dies bei jedem vierten befragten Privatanleger der Fall ist.
Während sich die befragten Spanier und Briten aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds besorgt zeigen, finden dies Niederländer und Schweden am wenigsten besorgniserregend. Deutsche und Italiener sind wiederum in Sorge, dass eine höhere Inflation ihre realen Erträge aufzehren könnte. Neben den Deutschen zeigen sich insbesondere Anleger in Frankreich (64 Prozent) und der Schweiz (61 Prozent) mit dem Income-Konzept vertraut und können den Begriff auch richtig definieren. In Belgien und Italien gelingt dies nur jedem dritten Befragten und in Schweden sogar nur jedem zehnten.
Risikoneigung bleibt gering: 60 Prozent der befragten Anleger sehen Marktvolatilität als Risiko
Von den europaweit befragten Anlegern haben nur vier von zehn kein Problem mit Marktvolatilität oder moderaten Risiken. Anleger in den Niederlanden und in Schweden sind am ehesten bereit, diese Risiken einzugehen, während eine große Anzahl von Anlegern in Belgien, Frankreich und Italien eher Bedenken in Bezug auf Risiken hat. Auch deutsche Anleger tendieren dazu, Risiken zu vermeiden, im europäischen Vergleich zeigen sie sich aber sogar etwas risikoaffiner als der Durchschnitt (44 Prozent sehen Marktvolatilität entspannt oder würden moderate Risiken eingehen).
Sechs von zehn der befragten Anleger geben an, aktiv an den Anlageentscheidungen beteiligt zu sein, nur ein geringer Teil gibt ein geringes Engagement zu. Als besonders stark engagiert bezeichnen sich Anleger in Deutschland, Italien und Spanien, während sich die Anleger in Frankreich, in den Niederlanden, in Schweden und in der Schweiz am wenigsten beteiligen wollen.
Ertragsinstrumente divergieren europaweit stark – Spareinlagen vor Aktien und Fondsstrategien
Zur Generierung ihrer Erträge nutzen die Befragten nach eigenen Angaben vorwiegend Spareinlagen (europaweit 28 Prozent, überdurchschnittlich in Großbritannien mit 38 Prozent, der Schweiz mit 35 Prozent oder Belgien mit 31 Prozent), Aktien (europaweiter Durchschnitt 26 Prozent, überdurchschnittlich in Schweden mit 32 Prozent), oder ertragsorientierte Fondsstrategien (europaweit 19 Prozent, überdurchschnittlich in Schweden mit 28 Prozent und Deutschland sowie den Niederlanden mit je 25 Prozent). In Frankreich werden zudem Versicherungssparpläne präferiert. Diejenigen, die in den nächsten 12 Monaten planen weiter zu investieren, möchten dafür Aktien oder Spareinlagen nutzen.
„How to spend it?“ Deutsche bevorzugen Nutzung der generierten Erträge als zusätzliches Einkommen
Die befragten Privatinvestoren in Schweden (41 Prozent), Großbritannien (39 Prozent) oder Italien (38 Prozent) tendieren dazu, ihre generierten Erträge zu reinvestieren. Der europäische Durchschnitt beträgt 33 Prozent, Deutschland ist Schlusslicht – hier will nur jeder Vierte seine Erträge wieder investieren. In Cash legen diese Mittel vor allem Schweizer gern an (30 Prozent vs. 19 Prozent im europäischen Durchschnitt). Wiederum Schweizer sowie Deutsche geben die generierten Erträge überdurchschnittlich häufig aus (je 33 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt von 28 Prozent). „Dass die Deutschen am wenigsten an Reinvestitionen interessiert sind und die Erträge am ehesten ausgeben könnte darin begründet sein, dass unser lokales Renditeniveau am geringsten ist und Income als zusätzliches Einkommen genutzt werden muss“, unterstreicht Bradtmöller.
Dies belegen auch die Antworten auf die Frage nach den Gründen für ertragsorientiertes Anlegen: Jeder dritte Anleger in Europa möchte damit zusätzliche Erträge generieren oder das Einkommen aus anderen Quellen erhöhen und somit den aktuellen Lebensstandard halten. In Deutschland und Großbritannien ist der Trend mit 44 Prozent respektive 46 Prozent besonders ausgeprägt. Mit 17 Prozent im europäischen Durchschnitt sehen aber auch einige Anleger Income-Lösungen als gutes Altersvorsorgeinstrument an, insbesondere die Briten mit 35 Prozent. In Frankreich liegt die Priorität auf Kapitalerhalt beziehungsweise Kapitalzuwachs für die künftige Nutzung (43 Prozent vs. 17 Prozent im europäischen Durchschnitt).
Großes Beratungspotenzial für Finanzberater
Von ihren Finanzberatern über das Thema ���Income“ aufgeklärt wurden laut der Befragung am häufigsten französische und italienische Anleger. In Belgien, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien haben dagegen bisher nur wenige Berater das Thema bei ihren Kunden angesprochen. Insgesamt wünschen sich fast zwei Drittel der noch nicht ertragsorientiert investierenden Befragten weitere Informationen zu Income – italienische und spanische Anleger zeigen sich hier besonders aufgeschlossen, gefolgt von den Deutschen.
„In dem Maße, in dem Anleger ertragsbringenden Anlagemöglichkeiten eine größere Bedeutung beimessen, steigt auch der Informationswunsch zum Thema Income. Dabei spielen vor allem auch Herausforderungen wie die eigene Risikoaversion oder steigende Volatilität eine wichtige Rolle. Auch angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds sollten Produkte, die regelmäßige Erträge liefern, an Bedeutung gewinnen. Sollte die erste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank wie erwartet erst im Jahr 2018 kommen, steigt der Druck, traditionelle Quellen für regelmäßige Erträge wie Sparprodukte oder Staatsanleihen zu ersetzen, weiter. Dies eröffnet Gesprächsmöglichkeiten für die Finanzberater, denn vielen Anlegern fehlt noch das Verständnis, mit welchen Finanzinstrumenten sie in Zukunft ihre Income-Ziele erreichen können", so das Fazit von Pia Bradtmöller.
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