Anleger gut gelaunt, aber nicht euphorisiert
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Anleger sind immer noch gut gelaunt. Das zeigen nicht nur Sentimentindikatoren, sondern auch die Handlungen der Anleger. Sentiment und tatsächliches Verhalten müssen nicht immer übereinstimmen. Derzeit ist das anders.
Von einer maßlosen Übertreibung kann aktuell noch keine Rede sein. Das ist eine gute Nachricht. Anleger sind guter Dinge, aber noch nicht im blinden Taumel der Euphorie. Hinter den Kulissen aber trauen sie sich viel zu. Konkret sind Anleger so stark gehebelt unterwegs wie noch nie.
Grafik 1 zeigt dazu den Verlauf des S&P 500 und der Margin Debt. Mit einem Margin Konto können Anleger Aktien, Futures usw. auf Kredit kaufen. Das sorgt für einen Hebeleffekt. Die Margin Debt steht derzeit bei 537 Mrd. Dollar. Das ist ein neuer Rekord. Zwar steht auch der Markt auf Rekordhochs, doch die Margin Debt ist stärker gestiegen. Die Folge: die Margin Debt ist als Prozentsatz der Marktkapitalisierung der an der New Yorker Börse gehandelten Werte so hoch wie noch nie.
Die Historie zeigt, was das bedeutet. Hohe Werte kommen vor allem dann vor, wenn der Markt an einem Top arbeitet. Ein Anstieg der Margin Debt alleine reicht aber noch nicht aus. 1972, 1978, 1986, 2000 und 2007 stieg die Margin Debt vor wichtigen Wendepunkten innerhalb kurzer Zeit sehr schnell an. Das ist ein klares Zeichen der Übertreibung und Euphorie.
Vor dem letzten markanten Hoch 2007 stieg die Margin Debt auf Jahressicht um fast 70 % von 220 Mrd. auf 380 Mrd. an. Der S&P 500 brachte es im gleichen Zeitraum auf ein Plus von gerade einmal 15 %. Wenn Hebel und Kursentwicklung so stark auseinanderdriften, endet das für gewöhnlich nicht gut.
Derzeit erleben wir zwar einen Rekord bei der Margin Debt nach dem anderen, aber die Kurse halten mit. Es gibt keine so markante Divergenz wie bei früheren Wendepunkten. Das ist eine gute Nachricht. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Hebel hoch ist und bei Abwärtsbewegungen der Druck bei Anlegern hoch ist, möglichst rasch diesen Hebel abzubauen. Das führt im Zweifelsfall zu einer Verstärkung der Verkaufstätigkeit. Keiner will von seinem Broker einen Margin Call erhalten.
Derzeit scheint noch alles im Lot zu sein. Solange das der Fall ist, spricht alles für eine weiterhin solide Entwicklung der Märkte. Und der Markt braucht den Hebel, um zu steigen. Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Margin Debt in absoluten Zahlen im Vergleich zum S&P 500. Es gibt kaum Phasen, in denen der Markt ohne höhere Kreditaufnahme steigen konnte.
Sorglos sind Anleger vielleicht noch nicht, aber sie sind sehr selbstbewusst. Solange wir ein Gleichgewicht aus Kurs- und Margin Debt Anstieg haben, ist alles in Ordnung. Gefährlich wird es, wenn der Hebel steigt, die Kurse aber nicht.
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