Fundamentale Nachricht
13:46 Uhr, 10.01.2018

Ankaufstopp von US-Anleihen? Peking zückt die Machtkarte

China hält eine kaum zu unterschätzende Machtposition gegenüber den USA inne: Das Reich der Mitte ist der größte Gläubiger der Vereinigten Staaten. Nun überdenkt Peking lnsidern zufolge offenbar seine Strategie und will u. U. die Käufe von US-Anleihen stoppen. Schneidet sich China damit aber nicht ins eigene Fleisch?

Peking (Godmode-Trader.de) - Offensichtlich will die politische Führung in Peking mit dieser Volte die US-Politik unter der Trump-Adminstration unter Druck setzen. Peking überdenkt laut Bloomberg seine Strategie als Gläubiger der Vereinigten Staaten. Vertreter der chinesischen Führung hätten empfohlen, die Käufe von US-Staatspapieren zu verringern oder gar ganz zu beenden, berichtete die Nachrichtenagentur mit Bezug auf mit der Sache vertrauten Personen. „Wenn sich das bestätigt, könnten die Auswirkungen beträchtlich sein, denn China ist einer der größten Besitzer von US-Staatsanleihen“, sagte Analyst Craig Erlam vom Währungsbroker Oanda. Ein ernsthafter Wandel in der bisherigen Politik könnte die Renditen von US-Staatsanleihen kräftig nach oben treiben“, gab er zu bedenken. Das hätte wahrscheinlich wiederum Auswirkungen auf die US-Geldpolitik und damit auf die Anzahl der Zinsschritte der US-Notenbank in diesem Jahr“. Die Empfehlung habe auch mit den handelspolitischen Spannungen mit den USA zu tun, hieß es weiter. Mehrfach hat US-Präsident Donald Trump Peking wegen des hohen Leistungsbilanzüberschusses im Handel mit den USA kritisiert.

China hält die größten Devisenreserven der Welt und ist auch der größte Gläubiger der USA. Aktuellen Zahlen des US-Finanzministeriums zufolge halten die Chinesen knapp 1,2 Bio. Dollar an US-Staatsanleihen und weiteren US-Papieren. Die größte Volkswirtschaft der Welt aber lebt davon, dass andere Nationen ihren Wohlstand finanzieren und ist davon abhängig, dass sie weiterhin Kredit von China erhält. Andererseits können auch die Chinesen nicht einfach von heute auf morgen beschließen, keine neuen US-Anleihen mehr zu kaufen oder größere Bestände zu verkaufen. Sie würden sich selbst schaden. Der Wert der US-Schuldpapiere würde sinken und dem Reich der Mitte damit heftige Verluste einbringen.

Das wissen auch die Chinesen. Mit dem lancierten Vorstoß könnte auch auf Zeit gespielt worden sein, um die ungeliebte Vorherrschaft der Weltleitwährung Dollar zu zerbröseln. Die Dominanz des Dollars soll nicht in einem Hauruckverfahren zerstört werden, sondern peu à peu. Der Dollar gab nach Veröffentlichung des Berichts denn auch deutlich nach. Die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere stieg auf 2,58 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit März 2017.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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