Angst vor dem Italexit
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New York (GodmodeTrader.de) - Es ist bezeichnend, dass der Risikoaufschlag für zehnjährige italienische Staatsanleihen über das vergangene Wochenende nur deshalb zurückging, weil die Dinge sich nicht ganz so schlecht entwickelt hatten wie gedacht. Was war passiert? Moody’s hatte zum Wochenausklang italienische Staatsanleihen zwar auf Baa3 heruntergestuft, den Ausblick aber als stabil eingeordnet. Dies war nicht ganz so negativ, wie viele befürchtet hatten, denn die Ratinganpassung hatte wie ein Damoklesschwert über der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone geschwebt, und viele hatten eine noch schlechtere Bewertung eingepreist, wie Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Es könnte allerdings sein, dass diese Erleichterung nicht lange vorhalte. Am kommenden Freitag stehe bereits die Beurteilung durch Standard & Poor’s an, und dort hielten viele Beobachter ebenfalls eine Rückstufung auf ‚negativ‘ für das wahrscheinlichste Szenario. Schließlich sei dies die Einschätzung, welche Fitch, die dritte im Bunde der großen Rating-Agenturen, bereits seit einiger Zeit vertrete, heißt es weiter.
„Das Drohszenario für italienische Schuldpapiere ergibt sich vor allem aus dem dünn gewordenen Abstand zum Ramschniveau. Denn hatten Anleihen unserer südlichen Nachbarn bisher noch zwei Stufen Abstand zu dem Niveau, auf dem seine Anleihequalität zu schlecht würde, um noch von der EZB angekauft zu werden, beträgt dieser Sicherheitsabstand aus Sicht von Moody’s seit dem Wochenende nur noch einen Notch, der Ramschstatus ist vor dem Hintergrund der Budgetdiskussion mir der EU-Kommission also in greifbare Nähe gerückt“, so Lück.
Sollte auch die kanadische Ratingagentur DBRS Italien herunterstufen, würden die Rentenmärkte vermutlich sehr nervös reagieren, das böse Wort vom ‚Italexit‘ würde wieder die Runde machen, heißt es weiter. „Zwar sind wir weiterhin fest davon überzeugt, dass es zu ebendiesem Italexit nicht kommen und stattdessen ein Kompromiss zwischen Italiens Populistenregierung und der EU-Kommission gefunden wird“, so Lück. Der Weg dahin führe aber über jede Menge Unsicherheit. Auch wenn der Spread zum Wochenbeginn etwas freundlicher ausgesehen habe, sollten Anleger sich davon nicht in Sicherheit wiegen lassen, heißt es weiter.
„Am 6. November stehen in den USA die Kongresswahlen an. Nach wie vor halten wir es für wahrscheinlich, dass Trumps Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren. Das wäre nichts Ungewöhnliches, im Gegenteil, es ist das übliche Muster nach den ersten beiden Amtsjahren eines neuen Präsidenten. Sollte die Mehrheit der Demokraten unter den 435 neu zu wählenden Abgeordneten also nicht zu dramatisch ausfallen, könnte die Wahl für Trump sogar eine Unterstützung auf dem Weg zur erneuten Präsidentschaftskampagne 2020 bedeuten“, so Lück.
Bezeichnenderweise habe ihm ja die Durchsetzung des umstrittenen Richters Brett Kavenaugh am Obersten Gericht zu weiterer Popularität innerhalb konservativer Wählerschichten verholfen, obwohl diese Personalentscheidung das Land noch tiefer gespalten habe, als es ohnehin schon gewesen sei. Möglicherweise könnte sogar Trumps Lavieren gegenüber Saudi-Arabien im Zuge der Kashoggi-Affäre dem Präsidenten nutzen, heißt es weiter.
„In Zeiten stark gesunkener moralischer Ansprüche könnten es viele US-Wähler für opportun halten, an Milliardendeals mit den Saudis festzuhalten, Mord hin oder her. War doch nur ein Journalist, könnte Trump seinen Wählern suggerieren, und wenn wir den Saudis keine Waffen verkaufen, tun es die Deutschen. Womit er sogar Recht haben könnte“, so Lück.
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