Kommentar
16:50 Uhr, 23.07.2019

AMAZON - Wo die nächsten 500 Mrd. Börsenwert herkommen

Amazon ist nach Microsoft das zweitwertvollste Unternehmen der Welt. Das Rennen um die Krone ist allerdings noch nicht entschieden und Amazon hat einen Plan für die nächsten 500 Mrd. Marktkapitalisierung.

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Im vergangenen Jahr schreckte Amazon Anleger kurzzeitig auf. Dabei ging es nicht um Anleger von Amazon, sondern um Anleger der Logistikkonzerne UPS und FedEx. Amazon kündigte offiziell an, in die Logistik einzusteigen. Eigentlich war das keine Neuigkeit. Amazon ist schon seit Jahren in der Logistik tätig. Erst als es offiziell wurde, verschreckten Anleger. Die Aktien von UPS und FedEx verloren. Der Schreck währte aber nur kurz. Anleger vergaßen die ganze Sache innerhalb von Tagen. Das ist ein Fehler, vor allem für Amazon-Aktionäre. Das Potenzial ist nämlich gigantisch.

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Vor wenigen Jahren war Amazon beim Versenden seiner Päckchen noch auf die US Post und UPS angewiesen. Noch 2017 wickelten sie über 80 % der Sendungen ab. Aktuell sind es weniger als 50 %. Amazon deckt also schon die Hälfte des eigenen Bedarfs mit der eigenen Post (Grafik 1).


Für UPS und FedEx Aktionäre ist das zunächst kein Drama. Vor allem FedEx hatte noch nie einen großen Anteil am Amazon Geschäft. Bricht es ganz weg, ist das kaum ein Schaden. Der Logistikmarkt wächst viel zu schnell, um hier für eine Wachstumsdelle zu sorgen.

Seit 2009 stiegen die gesamten Kosten für das Versenden von Waren in den USA um fast 600 Mrd. Dollar. Das 5-Jahreswachstum lag zuletzt bei 4,4 % pro Jahr (Grafik 2). Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Immer mehr Waren werden im Internet bestellt und müssen zum Kunden nach Hause gebracht werden. Dieser Megatrend wird noch lange anhalten. Nur etwas mehr als 10 % der Konsumausgaben entfällt auf den Onlinehandel. Hier geht noch viel mehr.


Amazon profitiert davon auf zweierlei Weisen. Zum einen versendet es immer mehr der eigenen Ware. Das spart Kosten. Zum anderen bietet Amazon seine Dienste auch anderen an. Wenn der Lastwagen ohnehin fahren muss, wieso dann nicht gleich auch voll beladen?

Auf den Onlinehandel entfallen derzeit 10 % der Gesamtkosten, also ca. 160 Mrd. Dollar pro Jahr. Die Wachstumsrate liegt bei 15 % pro Jahr. Amazon wird davon immer mehr abgreifen können. Amazons Marktanteil liegt in diesem Bereich bei ungefähr 20 %. Eine Steigerung auf 30 % innerhalb von 5 Jahren würde zusätzlichen Umsatz von 30 Mrd. pro Jahr bedeuten. Inklusive des eigenen Versands hat der Marktanteil dann einen Wert von 100 Mrd. pro Jahr.

Bei den derzeitigen Vielfachen, die Amazons Marktkapitalisierung über dem Umsatz und dem Ergebnis liegt, ergibt sich dadurch das Potential von zusätzlich 500 Mrd. Börsenwert. Für die traditionellen Logistikkonzerne muss das übrigens kein Problem sein. Amazon wird den Markt nicht von hinten aufrollen. Vor allem große Konkurrenten von Amazon wollen ihre Daten nicht an Amazon abtreten. FedEx und UPS haben bei einem so schnell wachsenden Markt also nach wie vor hervorragende Aussichten.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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