Kommentar
11:13 Uhr, 21.10.2010

Allianz - „Echte“ neue Wege sollen den Erfolg bringen

Es sind nicht die großen interessanten Stories, die den Otto-Normal-Bürger von heute bewegen, sondern vielmehr das mehr oder weniger blasse Leben des Menschen von nebenan. Der Voyeurismus zeigt sich an der inzwischen fast schon unerträglichen Fülle entsprechend austauschbarer langatmiger Serien im Fernsehen, die eigentlich gar keine richtige Handlung mehr besitzen, sondern nur den Alltag beliebiger Personen vor den Augen aller ablaufen lassen und deshalb für viele fast schon zum eigenen täglichen Leben dazugehören. Dieser Trend ist auch der Allianz bzw. deren neuer Leadagentur „Grey" nicht verborgen geblieben, die für die aktuelle Imagekampagne verantwortlich zeichnet. Statt gezielter Produktinformationen bzw. Heiler-Welt-Geschichten wie früher werden dabei ganz normale Menschen mit ihren realen Sorgen und Nöten bzw. Schicksalsschlägen geschickt ins bewegte Bild gesetzt, wie z.B. der Cafe-Besitzer, dem die Flutkatastrophe in Sachsen fast die Existenz wegschwemmt", wie „Horizont.net" dazu bemerkt. Die authentischen Erlebnisse Einzelner sollen dadurch beim Zuseher über die Anteilnahme zu einer besseren Identifikation und damit zumindest indirekt zu mehr Verständnis für die Versicherungsdienstleistung führen. Ob sich dieser neue Weg der Unternehmenskommunikation auch hierzulande als gelungener Schachzug erweist, bleibt allerdings abzuwarten.

Aber nicht nur in Sachen Selbstdarstellung beschreitet der Versicherungsriese laut „Boerse-Express.com" mit Hinweis auf einen Zeitungsbericht neue Pfade. So will man „künftig auch verstärkt Geld in alternative Anlagen und den Private-Equity-Bereich investieren". Ein mögliches Projekt könnten dabei auch Infrastrukturobjekte wie die von der britischen Regierung zum Verkauf gestellte Zugstrecke zwischen London und dem Euro-Tunnel sein, für die die Münchner laut „Sunday Times" zwei Mrd. Britische Pfund oder 2,3 Mrd. Euro bieten sollen, wobei man sich als Berater angeblich die Bank of America Merrill Lynch mit ins Boot geholt hat. Allerdings sollen auch andere illustre Bieter mit im Rennen sein wie ein Konsortium bestehend aus der Eurotunnel-Gesellschaft, der US-Bank Goldman Sachs und dem Fondsmanager M&G oder ein weiteres aus der Abu Dhabi Investment Gesellschaft, dem Finanzinvestor 3i und dem Infrastruktur-Arm der US-Bank Morgan Stanley, wie es im Blatt weiter heißt. Sogar der reichste Mann Hongkongs, Li Ka-Shing, mit seiner Investmentgruppe CKI soll sich für die zentrale Eisenbahnverbindung interessieren.

Bei allem Aufbruch zu neuen Ufern, scheint die Allianz laut dem „Aktionär" an einem Problem aber nicht ganz vorbei zu kommen, der schrecklichen „Rotschlamm-Katastrophe in Ungarn, deren Verursacher Magyar Aluminium (MAL) ausgerechnet bei einer Allianz-Tochter versichert ist. Dem mit dem allgemeinen Markttrend aufwärtsstrebenden Aktienkurs konnte diese Tatsache allerdings bislang wenig anhaben, was dem Börsenblatt zufolge vor allem auf die positiven Analystenkommentare zurückzuführen sein dürfte. So bestätigten unisono die Berenberg Bank und Cheuvreux ihre „Buy"- bzw. „Outperform"-Einschätzungen mit Kurszielen von 114 bzw. 110 Euro. Merck Finck Analyst Konrad Becker hält vorläufig ebenso wie Philipp Häßler von Equinet auch weiterhin an seiner Kaufempfehlung fest, solange über die Höhe der Ansprüche bzw. überhaupt über deren Begründetheit noch Unsicherheit herrscht. Zudem ist für den „Aktionär" die Allianz-Aktie mit einem aktuellen KGV von acht bzw. sogar nur sieben für das nächste Jahr weiterhin ein Kauf, der sich auch charttechnisch untermauern lässt. Das Kursziel definiert man bei dem Anlegermagazin mit 100 Euro, wobei ein Stopp bei 67 Euro eingezogen werden sollte.

Wer dagegen auf Zertifikate setzen möchte, könnte gleich zu einer gerade emittierten CLASSIC-Aktienanleihe von Macquarie Oppenheim greifen, die bezogen auf eine Laufzeit bis September nächsten Jahres eine maximale Rendite von 9,71 Prozent bzw. annualisiert von 10,49 Prozent abwirft. Für die vollständige Rückzahlung des Nennwerts ist es allerdings vonnöten, dass der DAX-Titel bei Fälligkeit nicht unter dem bei 87,50 Euro fixierten Basispreis notiert, da es ansonsten zu einer physischen Andienung eines Aktienpakets kommen würde.

11,50 % p.a. Allianz CLASSIC-Aktienanleihe

Emittent/WKN:

Macquarie Oppenheim / MQ2B5Q

Laufzeit:

23.09.2011

Preis: (19.10.2010)

Geld / Brief: 100,67 % / 100,87 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen: http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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