Kommentar
11:18 Uhr, 15.04.2019

Allgemeiner Marktkommentar

Wirtschaftlich müssen derzeit drei verschiedene Zeithorizonte beachtet werden. Betrachtet man eine Vielzahl aktueller Frühindikatoren bzw. vergangenheitsbezogene Wirtschaftsdaten wie z.B. den deutschen Export, so deutet die Tendenz auf eine noch weitere Abschwächung der Wirtschaft hin.

Gastbeitrag von Dr. Christoph Bost, Experte auf Guidants (jetzt folgen!)

Der deutsche Export im Februar fiel so stark wie seit einem Jahr nicht mehr mit -1,3 Prozent, der IFO-Weltindex fiel auf ein Mehrjahrestief oder der OECD-Frühindikator (CLI) notiert im Februar mit 99,2 Zählern so niedrig wie zuletzt im September 2009.

Einige Analysten prognostizieren daher eine notwendige scharfe Kurskorrektur an den Aktienmärkten. Sie beachten dabei aber nicht, dass die schlechten Exportzahlen in Deutschland weitgehendst auf die schlechten chinesischen Konjunkturdaten im Februar zurückzuführen sind, dass diese aber im März bereits mit +14,2 Prozent wieder ein 5-Monats-Hoch erreicht haben. Beim OECD-Frühindikator gilt es festzustellen, dass er sich zum ersten Mal seit 13 Monaten stabilisieren konnte und beim IFO-Weltindex konnte sich der Ausblick bereits deutlich verbessern.

Diese Entwicklung wiederum hat der Aktienmarkt zum Anlass genommen eine Kursrally hinzulegen, in Erwartung darauf, dass das chinesische Konjunkturprogramm dem Welthandel neue Impulse bringen wird. Kommt es zu keiner Enttäuschung, dürften die exportorientierten Aktienmärkte insbesondere der deutsche Aktienmarkt, weiterhin von dieser Erwartung profitieren.

Während also die erste Phase also schon der Vergangenheit angehört, befinden wir uns derzeit in der hoffnungsvollen zweiten Phase. Ein Großteil der Erwartungen ist aber bereits in den Aktienkursen enthalten.

Der längerfristige Zeithorizont lässt allerdings nicht unbedingt Gutes erwarten, hat man durch die fehlgeleitete Notenbankpolitik doch inzwischen großen Schaden angerichtet. Die Nullzinspolitik hat immer mehr schlecht aufgestellten Unternehmen das Überleben ermöglicht und insbesondere in Europa die Gewinnbasis der Banken ausgehöhlt. Darüber hinaus fehlt den Pensionfonds der in der Vergangenheit als sicher angesehene Zinsertrag aus den Staatsanleihen.

Man hat nun in den letzten Monaten in den USA versucht, dieser extrem lockeren Geldpolitik gegenzusteuern, der Versuch wurde bereits weitgehend abgebrochen. Die Politiker fordern und die Notenbanken versuchen zu liefern. Die Politik will aus wahltaktischen Gründen jede Form einer Rezession vermeiden, was aber nicht möglich sein wird. Es ist daher auf Sicht der nächsten Jahre damit zu rechnen, dass die Notenbanken noch mehr Liquidität drucken und dass der Zins sich kaum anheben lassen wird, ohne wirtschaftlichen Schaden anzurichten.

Unbekannt ist, was der Politik noch alles einfallen wird, um eine Rezession hinauszuschieben. Im Jahre 2008 konnte sich noch niemand einen Negativzins vorstellen. Zur Zeit diskutiert man unter den Ökonomen MMT (Modern Monetary Theory), eine Geldtheorie, die 1905 erstmals zur Diskussion stand und als Scharlatanerie verworfen wurde. Für die Anleger bedeutet dies eine spannende bzw. für die Pensionsfonds eine fragwürdige Zukunft!

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