Aktive ETFs: Hohe Nachfrage beflügelt Vielfalt des Angebots
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
In der Vergangenheit hat ein ETF einen passiven Ansatz bei dem versucht wird, einen Index möglichst exakt nachzubilden. Heute muss eine passive Anlage, die nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, aus Investorensicht nicht immer die beste Lösung sein. Eine Verbesserung kann eine Smart-Beta-Strategie erzielen, die zum Beispiel fundamentale Faktoren wie die Qualität der einzelnen enthaltenen Indexwerte berücksichtigt. Doch das ist nicht die einzige Fortentwicklung. Inzwischen gibt es aktive ETFs, deren Ziel ist, wie ein aktiver Investmentfonds die Benchmark zu schlagen. Aktive ETFs stellen eine neue Art der Geldallokation dar - sie kombinieren die Vorzüge des aktiven Managements mit den Vorteilen der ETF-Verpackung. Sie bieten den Anlegern eine zusätzliche Auswahl neben den traditionellen Investmentfonds, passiven ETFs, individuellen Aktien und Anleihen sowie Derivaten.
Traditionelle Nutzer von ETFs sehen in aktiven ETFs die Möglichkeit, dank der in der Hülle enthaltenen aktiven Strategie eine bessere Performance zu erzielen, und da sie das Instrument bereits kennen, scheinen sie sich damit recht wohl zu fühlen. Auf der anderen Seite sehen die Käufer traditioneller aktiver Investmentfonds, die mit aktiven Strategien vertraut sind, die aktiven ETFs als eine Möglichkeit, sich in das ETF-Land zu wagen und zusätzliche Flexibilität für ihr Portfolio zu erhalten. In der Welt der Investmentfonds gibt es sowohl aktive als auch passive Strategien.Das Gleiche gilt nun auch für ETFs in Europa.
Aktive ETFs – rasanter Wachstumsmarkt
Weltweit sind etwa zehn Billionen Dollar in ETFs investiert. Nur ein Bruchteil – etwa 5,5 Prozent beziehungsweise rund 550 bis 650 Milliarden USD – zählt heute zu den aktiven ETFs. Doch das Segment wächst sehr schnell. In Europa, so verlässliche Schätzungen, umfasst der Markt etwa 1,3 bis 1,4 Billionen USD, auch hier mit hohen Wachstumsraten von jährlich rund 40 Prozent. So sind im Jahr 2022 90 Milliarden USD in aktiv verwaltete ETFs geflossen, 70 Prozent der Investmentgelder gingen in Aktienprodukte und etwa 20 Prozent festverzinsliche Papiere. Schon im Jahr 2021 wurden erstmals mehr aktiv verwaltete ETFs aufgelegt als traditionelle passive ETFs. Gleichzeitig zeigte sich auf dem US-Markt ein Phänomen, das wir in Europa aus verschiedenen Gründen noch nicht beobachten: Viele traditionelle Investmentfonds wurden in ETFs umgewandelt. Inzwischen bieten in den USA 30 von 50 Vermögensverwaltern, die im ETF-Markt tätig sind, auch aktive ETFs an. Die USA sind Europa bei aktiven ETFs circa 5-8 Jahre voraus. Fazit: Der Gesamtmarkt für aktive ETFs wird stark wachsen, in den nächsten Jahren könnte sich das verwaltete Volumen auf rund 100 Milliarden vervierfachen.
Der erste aktive ETF (mit dem Namen Current Yield) wurde übrigens schon im Jahr 2008 von Bear Stearns aufgelegt. Der erste aktiv verwaltete ETF in Europa wurde im Jahr 2011 aufgelegt. In Europa sind inzwischen etwa 100 aktive ETFs verfügbar, viele davon auf Aktienbasis, doch festverzinsliche Wertpapiere holen recht schnell auf, ebenso wie Geldmarkt- und Multi-Asset-Produkte. Die Anbieter bilden eine inhomogene Gruppe aus traditionellen ETF-Anbietern, aber auch einige mittelgroße Vermögensverwalter und White-Label-Unternehmen, die sich auf aktive ETF spezialisiert haben.
Können ETF-Manager mittels aktivem Management Alpha erzeugen? Entscheidend sind, wie bei allen gemanagten Produkten, die Faktoren erfahrenes Team, elaborierter und bewährter Auswahlprozess mit hoher Erfolgsquote sowie niedrige Kosten. Es werden also die beiden Aspekte des traditionellen ETF-Auswahlverfahrens mit dem traditionellen Auswahlverfahren eines aktiven Investmentfonds kombiniert. Aktive ETFs behalten die traditionellen Vorteile von ETFs bei: ihre Flexibilität, die Handelbarkeit innerhalb eines Tages, die Transparenz und die Kosteneffizienz.
Aktien-ETFs und Anleihen-ETFs mit unterschiedlicher Strategie
Das gilt sowohl für Aktien- als auch für Anleihen-ETFs. Unternehmen geben bestenfalls zwei Arten von Aktien aus: Vorzugsaktien und Stammaktien. Bei festverzinslichen Wertpapieren gibt es dagegen eine hohe Zahl verschiedener Varianten: unterschiedliche Laufzeiten, Währungen, Anleihen mit oder ohne Optionen und so weiter. Wegen der hohen Komplexität können Indizes mit festverzinslichen Papieren kaum vollständig nachgebildet werden. Es ist sinnlos, enorm viele Anleihe-Varianten zu replizieren, das ist praktisch nicht machbar. Es ist auch nicht nötig, 30.000 Bestandteile eines Anleihen-Index nachzubilden, wenn man dasselbe zuverlässige Ergebnis mit einer viel geringeren Anzahl von Bestandteilen, welche die gleichen Merkmale wie das ursprüngliche Universum aufweisen, erzielen kann. Ein weiterer Punkt ist die Liquidität. Unter diesen 30.000 Anleihen-Varianten gibt es eine große Anzahl, die nur selten oder gar nicht gehandelt wird. Selbst wenn man sie also nachbilden könnte, würde man das nicht tun – aus dem einfachen Grund, dass der Prozess des Kaufs und Verkaufs dieser Anleihen sehr ineffizient - und kostspielig – sein könnte. Aktives Management kann hier einen Mehrwert liefern.
Trotzdem gibt es auf Basis der großen Auswahl von aktiven Aktien- und Anleihen-ETFs heute schon für jede Markt- und Rendite-Erwartung geeignete Investmentprodukte und die bisherige Entwicklung spricht dafür, dass dieses innovative Angebot weiter wächst. Aktive ETFs, insbesondere Anleihen-ETFs, stellen, besonders in einem volatilen Marktumfeld, einen Bereich anhaltenden Wachstums für den ETF-Markt in Europa dar.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.