Kommentar
10:20 Uhr, 23.02.2023

Aktienmarkt: Zurück auf Los

In den vergangenen Wochen kam es zu außergewöhnlichem Anlegerverhalten. Jetzt wird die Uhr zurückgestellt.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.991,05 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.991,05 Pkt (S&P)

Als ich vor vier Wochen in den Urlaub ging, stand der S&P 500 bei gut 4.000 Punkten. Nach einem Ausflug Richtung 4.200 steht der Index nun wieder dort, wo er vor vier Wochen stand. Trotzdem hat sich unterm Strich viel getan. Man sieht es nur nicht auf den ersten Blick.

Zwischen Mitte Januar und Mitte Februar war das Anlegerverhalten außergewöhnlich. Seit über einem Jahr bestimmten die Zinspolitik und Zinserwartung das Geschehen. Diese Systematik wurde kurzfristig unterbrochen. Obwohl z.B. die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen von 3,5 % auf 4 % stieg, konnte auch der Aktienmarkt zulegen. Bisher galt: Stieg die Rendite, fiel der Markt (Grafik 1).


Ähnlich verhielt es sich mit der Bewertung des Aktienmarktes. Diese folgte dem Realzins (inflationsgebundene 10-Jahresanleihe) penibel. Anfang 2023 kam es zu einer deutlichen Divergenz. Der Realzins blieb auf vergleichsweise hohem Niveau, doch die Bewertung stieg (Grafik 2).

Zinsen sind ein großes Thema für Anleger, aber nicht das einzige. Liquidität spielt ebenso eine Rolle. Angesichts der Verkäufe von Wertpapieren durch die US-Notenbank hielt sich der Markt bemerkenswert gut.

Liquidität lässt sich auf unterschiedliche Weisen messen. Eine Möglichkeit ist die Entwicklung der Bankreserven, die bei der Notenbank liegen. Hier zeigt sich nach wie vor ein Abwärtstrend. Bis zum Jahreswechsel folgten Aktien dem Trend. In diesem Jahr fielen die Reserven, während Aktien stiegen (Grafik 3).


Dadurch ergab sich ein erfreuliches Bild. Anleger schienen Zinsängste endgültig überwunden zu haben. Trotz steigender Zinsen schienen Anleger andere Faktoren wieder höher zu gewichten. Nicht zuletzt zeigt sich das Wirtschaftswachstum robust.

Es sah nach einem Regimewechsel im Anlegerverhalten aus. Jetzt wird die Loslösung der Kurse von der Geldpolitik wieder korrigiert. Anleger fürchten, dass die Zinsen noch länger steigen könnten als gehofft. Durch diese Entwicklung haben Anleger innerhalb von vier Wochen zwei Mal eine 180° Wende vollzogen. Erst verlor die Zinspolitik an Bedeutung, jetzt ist sie wieder das einzige bestimmende Thema. Man könnte auch sagen, Anleger gehen zurück auf Los.

Obwohl Anleger wieder zum ursprünglichen Verhalten zurückkehren, ist die Episode ein gutes Lehrstück. Es zeigt, wie Anleger die Zukunft handeln und nicht das, was gerade ist. Anleger erwarteten, dass Zinserhöhungen bis Jahresmitte aufhören würden und bei 5 % ein Hoch erreichen. Nun hat sich der Zeitplan verschoben und das Zinshoch wird höher erwartet. Sobald dies eingepreist ist, können die Kurse trotz Fortsetzung der Zinserhöhungen wieder steigen. Das stimmt mich fast ein klein wenig optimistisch für den Rest des Jahres.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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