Kommentar
19:12 Uhr, 25.03.2020

Aktienmarkt: Was soll man als Anleger jetzt tun?

Die Lage ist immer noch vollkommen unübersichtlich. Die einen sagen immer noch „alles verkaufen“, andere trauen sich wieder in den Markt. Wer hat Recht?

Wenn man in diesen Tagen Seiten von Finanzmedien besucht und die aktuellsten Artikel liest, geht man durch ein Wechselbad der Gefühle. Der eine Artikel erklärt, weshalb alles noch viel schlimmer wird. An Argumenten dafür mangelt es ja nicht. Am liebsten möchte man alles verkaufen, was noch im Depot liegt.

Der nächste Artikel berichtet über Lichtblicke und die enormen Konjunkturhilfen und Liquiditätsspritzen der Notenbanken. Plötzlich erkennt man, dass die Welt vielleicht doch nicht untergeht und überlegt, ob jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg gegeben ist.

Je mehr man liest, desto mehr Argumente findet man für beide Seiten. Würde man den jeweiligen Empfehlungen folgen, müsste man abwechselnd kaufen und verkaufen. Das ist sinnlos, kostet Gebühren und bei der aktuellen Volatilität kann der Markt bereits Minuten später ganz woanders stehen.

Die Börse hat es zudem so an sich, dass sie bei der größtmöglichen Anzahl an Anlegern zum größtmöglichen Verlust führt. Wer jetzt noch alles verkauft verliert vermutlich genauso wie jemand der nun all in geht. Die enorme Volatilität macht es möglich. Man liest so viele negative Berichte, dass man zu der Überzeugung gelangt: alles raus.

Die größten Rallyes finden jedoch in Bärenmärkten statt. Der Dienstag in dieser Woche hat das eindrucksvoll bewiesen. Nun ist man aber aus dem Markt draußen und verpasst den Rebound. Diejenigen, die gekauft haben, sind erst einmal glücklich. Eine Bärenmarktrallye ist aber kein neuer Bullenmarkt. Die Rallye wird wieder verkauft und aus Gewinnen werden Verluste.


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Es gibt natürlich einen dritten Weg (neben verkaufen und kaufen). Abwarten. Abwarten hat den Vorteil, dass man erst einmal nichts falsch macht, wenn man nicht investiert ist. Ist man aber investiert und die Kurse purzeln weiter, ist Abwarten nicht unbedingt ein Vorteil.

Ein Börsensprichwort sagt: Hin und her macht Taschen leer. Anleger kaufen und verkaufen in Bärenmärkten häufig. Außer Spesen und Kursverlusten bleibt davon nicht viel. Daher ist es absolut zentral sich zu entscheiden. Was ist mein Zeithorizont? Will ich traden oder investieren?

Die Börse ist am Ende ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten und Zeithorizonten. Der jetzige Bärenmarkt befindet sich vom Ausmaß im Mittel aller Bärenmärkte der US-Börsengeschichte (Grafik 1). Es kann noch schlimmer kommen. Viele Bärenmärkte endeten mit einem Minus von 40 % und vier Bärenmärkte endeten mit einem Minus von mehr als 50 %.

Es besteht eine durchaus nennenswerte Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse noch tiefer fallen als bisher. Eine Garantie gibt es dafür nicht. Hier kommt der Zeithorizont wieder ins Spiel. Liegt dieser bei Tagen oder einigen Wochen, kann man es sich nicht leisten, zu früh einzusteigen. Abwarten ist besser. Liegt der Zeithorizont bei vielen Jahren ist es weniger wichtig das Tief genau zu erwischen.

Aufgrund der Historie früherer Bärenmärkte kann man sich beim S&P 500 auch Kurse von 2.000 vorstellen. Das entspricht dann einem Drawdown von ca. 40 %. Aktuell hat der S&P 500 erst die letzten drei Jahre an Kursgewinnen wieder verloren. Das ist relativ wenig. Bei 2.000 Punkten wären es 6 Jahre (Grafik 2). Persönlich erscheint mir das ein plausibles Ziel zu sein.

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26 Kommentare

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  • RoadyO
    RoadyO

    Ähm Ja alle wissen das es noch 6 Wochen dauert. Weil das alle wissen ist es auch eingepreist! Amazon, Netflix und co sind die Gewinner dieser Kriese und ein Teil der Neukunden wird bleiben. Wahrscheinlich sehen wir in Zukunft auch mehr Menschen mit Mundschutz in Deutschland... WENN es bei 6 Wochen Shutdown bleibt ist man mit kaufen jetzt schon spät dran, billiger wird’s wohl nur wenn sich das ganze noch länger ziehen sollte / es absehbar wird das...

    Sollte vorher ein wirksames Medikament kommen bzw ein Impfstoff ist das Thema durch und dank der Notenbanken wird es ähnlich schnell hoch gehen wie es vorher runter ging !

    10:14 Uhr, 26.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Trendbrecher
    Trendbrecher

    Die alte Regel: Wenn es abwärts geht, fallen alle Aktien gemeinsam, wenn es aufwärts geht, steigen die Aktien abwechselnd. Man könnte es umgehen, indem man auf den Index setzt. Aber Knock-out-Calls sind derzeit hochriskant und klassische Optionsscheine extrem teuer. Vielleicht doch lieber einfach nur abwarten ...

    07:07 Uhr, 26.03.2020
  • Siegfried75
    Siegfried75

    Ärgerlich an solchen Rebound-Phasen eines Bärenmarkts wie in den letzten paar Tagen ist die Tatsache, dass die falschen Aktien steigen, während Qualitätsaktien, die ein gescheiter Investor hält, bei weitem nicht so stark steigen oder sogar leicht fallen. Wenn man also gute Aktien hält und gleichzeitig gegen den Index abgesichert ist, verliert man Geld. Die Freude darüber, dass man im vorherigen Absturz nur ganz minimal verloren hat, weicht einer Ernüchterung.

    06:47 Uhr, 26.03.2020
  • toplicm
    toplicm

    Was man als "Anleger" tun soll, zeigt uns Warren Buffet: In Krisenzeiten nachkaufen - nicht alles auf einmal sondern stückchenweise.

    Ach ja, und noch etwas: Wer nicht bereit ist, eine Aktie 10 Jahre zu halten, der sollte sie auch 10 Minuten nicht besitzen ...

    01:05 Uhr, 26.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Citigroup zu Lufthansa: Kursziel 0,50 €.

    Auch wenn ich glaube, das viele Analysten ein sehr seltsames Wirtschaftsverständnis haben - dieser hatte zumindest Mut (und er weiß das er daran gemessen werden wird). Wir sind in einer Bärenmarktrally, nicht im aufwärts gerichtetem Schenkel des "V".

    22:31 Uhr, 25.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • hermitdermarie
    hermitdermarie

    letzte Woche für 30% viel Papier gekauft, kommt ein tieferes Tief, folgen die nächsten 30%.

    20:47 Uhr, 25.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • paramind
    paramind

    ich verlasse mich auf den Mittelstrahl!

    20:31 Uhr, 25.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    erst mal das Konto nachtanken

    19:38 Uhr, 25.03.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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