Kommentar
10:50 Uhr, 26.01.2018

Aktienmarkt vor Kernschmelze?

Aktienmärkte laufen auf Hochtouren. Das gilt insbesondere für die USA. Die Gefahr der Hochleistung: Überhitzung und ein abruptes Ende.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.839,25 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.839,25 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Im Englischen wird der aktuelle Zustand gerne als Meltup bezeichnet. Es ist die positive Variante von Meltdown, die so viel wie Zusammenbruch oder Kernschmelze bedeutet. Vor dem Zusammenbruch kommt das Aufbäumen. Genau das sehen derzeit viele am Markt. Man könnte auch sagen: es ist kurz vor dem Ende am schönsten.

Wie lange diese schönste Phase dauert, weiß niemand so recht. Einige Analysten meinen, dass so ein Meltup im Durchschnitt zwei Jahre dauert. Die aktuelle Rallye startete Anfang 2016. Demnach müsste der Markt eigentlich bald drehen oder zumindest konsolidieren.

Es hängt alles davon ab, wo man den Anfangspunkt setzt und womit man diesen vergleicht. Grafik 1 zeigt zum Beispiel die Bullenmärkte, die mehr oder minder anerkannt in einer Blase endeten. Vergleicht man die Rallye seit 2016 mit dieser sehr kleinen Stichprobe, haben Anleger noch jahrelang Zeit bis sie sich Sorgen machen müssen.

Vergleicht man hingegen den Bullenmarkt seit 2009 mit der gleichen Stichprobe, dann sind wir schon weit über das Ziel hinausgeschossen. Der Bullenmarkt hätte schon vor zwei Jahren enden müssen. Er läuft nun allerdings schon deutlich länger und das weckt die Hoffnung, dass der richtige Anfangspunkt des Vergleichs woanders liegen muss, was uns wiederum zu Grafik 1 führt.

Andererseits hat der Markt in diesem Bullenmarkt bereits mehr an Wert zugelegt als etwa in den 90er Jahren. Nur der Meltup in den 1920er Jahren führte den Markt noch etwas höher. Die Zugewinne sind also mehr als nur bemerkenswert für einen Bullenmarkt, der sich erst am Anfang der Übertreibung befinden soll.

Betrachtet man einen beliebigen Langzeitchart des S&P 500, dann kommt man nicht umhin die starke Beschleunigung der Kursbewegung zu erkennen. Persönlich bin ich der Meinung, dass wir uns schon seit geraumer Zeit im Meltup befinden. Eine exakte Wissenschaft ist das natürlich nicht. So ein Meltup kann sich jahrelang hinziehen. Die Internetblase hat das eindrucksvoll gezeigt.

S&P 500 
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Dennoch: der S&P 500 hat seit Anfang 2016 fast 60 % zugelegt. Das sind lediglich 20 Prozentpunkte weniger als in der Zweijahresperiode nach dem Bärenmarkttief Anfang 2009. Damals waren Aktien spottbillig. Heute sind sie so hoch bewertet wie bisher nur ein einziges Mal in der Geschichte. Da kann mir doch wirklich niemand erzählen, dass wir noch einmal 50 % Luft nach oben haben – und das am besten innerhalb weniger Quartale. Das ist einfach nur Wahnsinn.

Ein sofortiges Ende des Meltups sehe ich noch nicht. Es ist aber meiner persönlichen Einschätzung nach näher als viele denken. Ein Meltup zeichnet sich nicht nur durch schnelle Kursanstiege aus, sondern auch durch die Abwesenheit von Rücksetzern. Die sind seit einem Jahr absolute Mangelware. Derzeit fühlt sich ein „Abverkauf“ von 0,3 % schon fast wie ein Bärenmarkt an. Bei so viel Euphorie und Ignoranz kann ein zweistelliger Rücksetzer eigentlich nicht mehr weit entfernt sein.

Clemens Schmale

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19 Kommentare

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  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    Das verwirrende ist in Amerika auch, dass Schwergewichte oft in drei Indizes gelistet sind.
    Apple: Dow Jones, Nasdaq 100, S&P 500
    Boeing: Dow Jones, S&P 500
    Intel: Dow Jones, Nasdaq 100, S&P 500
    letztere schiebt gleich 3 Indizes an wenn sie wie gestern um 10% steigt.
    das kann das Bild schon etwas verzerren auch wenn das die Gewichtung ausgleicht soweit ich das verstehe

    21:09 Uhr, 27.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Amerikanern

    17:30 Uhr, 27.01. 2018
  • Precious Mental
    18:34 Uhr, 26.01. 2018
  • CKT7985
    CKT7985

    Wenn ich diesen pausenlosen Konjunktiv immer lese. "Müsste eigentlich" ... Herr Schmale müsste angesichts seiner pausenlosen Fehlprognosen längst entlassen sein. Welcher Analyst kann sich derart viele Fehltritte erlauben ? Und für den dümmlichen Tradingtipp von Wolchmilchsau interessiert sich kein Mensch. Wir Privatanleger investieren langfristig und spekulieren nicht.

    16:28 Uhr, 26.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • barkovsky
    barkovsky

    100|200% potential, wow, thats whats called Euphoria to the Max,, but he,, checked DOW chart yesterday and there was also a 56k target coming in, so you never know, but its like Clemens says, a 0.3% down and the markets go bazurk,, dangerous territory !!

    12:58 Uhr, 26.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Wollmilchsau
    Wollmilchsau

    ich geb dem Nasdaq noch max. ~ +10% und dem Dow ~+5% ... dann sollten signifikante Tops ausgebildet werden & man kann mit dem Aufbau von Short-Positionen beginnen (zb. inverse ETF)...sollte der Markt tatsächlich dieses 262er Fibo im Dow und das 424er Fibo im Nasdaq ignorieren und noch höher gen Himmel rauschen, die Shorts bedacht nachkaufen/verbilligen.

    11:35 Uhr, 26.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • KPXXPK
    KPXXPK

    Hmm, denke der Markt hat noch locker 100-200% Potential.

    Erstens ist doch nicht wirklich jemand investiert, wir befinden uns speziell in Europa, noch immer in der Phase wo jeder staunend dem Bullenmarkt hinterherschaut aber keiner investiert ist.

    1. Versicherer und Banken dürfen nicht (bzw. nur in homöopathischen dosen)

    2. Privatanleger trauen sich nicht (Aktien sind ja schon viel zu teuer etc.pp.)

    3. Der Leitzins bleibt historisch niedrig, dies hat zur Folge, dass die Renditeerwartung (wie auch bei Immobilien) sinkt und somit das "akzeptable" KGV steigt

    3.a. Bei Immobilien reden wir von Nettorenditen von 2.5-3% (entspricht einem KGV 33-40)

    3.b. Bei Staatsanleihen reden wir von Nettorenditen von 0-2.5% (entspricht einem KGV 40-unendlich)

    4. Angebotsverknappung, ein Thema welches komischerweise kaum Beachtung findet. Sämtliche hochprofitablen Unternehmen legen exorbitante Aktienrückkaufprogramme auf und verknappen somit das Angebot

    5. US Tax Reform

    11:34 Uhr, 26.01. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • HansJK
    HansJK

    Dem kann ich nur beipflichten!! Börse ist und bleibt irrational. Leider hat niemand eine Glaskugel😭

    11:05 Uhr, 26.01. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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