Kommentar
12:57 Uhr, 10.09.2020

Aktienmarkt: Diese Formation muss jeder kennen

In dieser Krise konnten alle noch etwas lernen. Das gilt insbesondere für die Wege, die der Aktienmarkt gehen kann.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.398,96 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 11.395,85 Pkt (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.398,96 Pkt (CME)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 11.395,85 Pkt (NASDAQ)

Der Weg des Aktienmarktes ist mehr oder weniger leicht zu erkennen. Es ging einfach nach oben. Das gilt zumindest für die US-Indizes und einige europäische Pendants. Hinter dieser Gradlinigkeit verbirgt sich die Komplexität von zwei vollkommen unterschiedlichen Wirtschaftssystemen.

Bis Ende Februar war der Verlauf der meisten Indizes ähnlich, unabhängig davon, ob sie eine höhere Gewichtung von Technologiewerten oder Unternehmen der „Old Economy“ hatten. Auch während des Crashs waren die Unterschiede kaum wahrnehmbar. Erst in der Erholung kam es zur großen Divergenz.

Die ersten Wochen der Erholung begünstigten Technologiewerte zunächst nicht. Es stieg einfach alles. Das galt auch für schwer gebeutelte Branchen wie der Tourismusindustrie. In den letzten vier Monaten trennten sich die Kursverläufe immer weiter voneinander (siehe Grafik).


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J.P. Morgan beschrieb dies als K-förmige Erholung. Damit bezog sich die Bank nicht nur auf Aktien, sondern die ganze Wirtschaft. Letztendlich sind beide nicht voneinander zu trennen. Unternehmen, die etwas für das Homeoffice anboten, gewannen. Software, Chips, PCs, Versandhandel, einfach alles, was man der New Economy zurechnen kann, stieg.

Die "Old Economy" verlor. Das betraf alles, was auf physischen Kontakt angewiesen ist, aber auch viele Industrieunternehmen. Ein Blick auf den Aktienkurs von Flugzeug- und Autobauern (Elektroautos ausgenommen) sagt alles.


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Viele Investmentbanken und Ökonomen haben sich am Rezessionsalphabet versucht. Einige prognostizierten eine V-förmige Erholung, andere ein L und wieder andere ein leicht geneigtes J. Dass die Erholung in der Wirtschaft und am Aktienmarkt eher einem K gleicht, hatte niemand auf dem Radar. Jetzt wissen wir es besser.

Am Verlauf der breiten Indizes erkennt man nicht, wie viele Aktienkurse heute tiefer stehen als Mitte Mai. Genau das ist aber der Fall. Zugegeben, die Kurse sind danach nicht wieder zu den alten Tiefs gefallen. Die Erholung ist also nicht exakt K-förmig. Das muss sie auch nicht sein, denn es geht nun vor allem um das, was noch kommt.

J.P. Morgan kann sich nun eine Konvergenz vorstellen. Es dürfte die große Zeit der Nachzügler werden. Die Welt kämpft immer noch mit der Pandemie und vieles wird auch im vierten Quartal oder Anfang 2021 nicht wieder so sein wie früher. Ein Impfstoff ist jedoch in greifbarer Nähe. Die Uhr für die Normalisierung tickt.

Der Rückenwind für die Krisengewinner lässt dann nach. Sie werden auch in Zukunft wachsen. Kurzfristig könnten die Gewinne aber sogar zurückgehen. Wenn alle wieder im Büro arbeiten, kann man nicht davon ausgehen, dass Firmen wie Zoom ihren Umsatz jedes Jahr verdoppeln.

Aus Rückenwind wird für viele Gegenwind und für die bisherigen Nachzügler wird die Erholung nach Verfügbarkeit eines Impfstoffes Fahrt aufnehmen. Aktienkurse gehen der realwirtschaftlichen Entwicklung voraus. Wenn die bisherigen Krisenverlierer in den kommenden Monaten outperformen, wäre das nicht verwunderlich.

Clemens Schmale

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  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Wenn eine Normalisierung in Abhängigkeit von einem Impfstoff steht, dann haben wir noch eine schwierige Zeit vor uns. Ich plane mit einer Erholung, ohne dass ein Impfstoff (allen) zur Verfügung steht.

    13:14 Uhr, 10.09.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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