Kommentar
08:11 Uhr, 15.04.2019

Aktienmarkt: Die besorgniserregende Ruhe

So ruhig wie jetzt war es seit über 6 Monaten nicht mehr. Das trägt zum Wohlbehagen der Anleger bei. Wenn man sich am wohlsten fühlt, kommt es meist dick.

Es gibt bestimmte Zusammenhänge, die seit Jahrzehnten Gültigkeit haben. Ein solcher Zusammenhang ist die Korrelation aus Volatilität und Zinskurve. Beide gehen Hand in Hand. Fällt die Zinskurve, steigt die Volatilität. Das gilt seit mehr als 50 Jahren. Es gilt genauso lang wie der Zusammenhang aus Zinskurve und Rezession. Das alles ist kein Zufall. Eine abflachende Zinskurve bedeutet Unsicherheit. Ob es wirklich zu einer Rezession kommt oder nicht, das ist zweitranging. Auch jetzt wissen wir es ja nicht. Trotzdem gab es im vierten Quartal 2018 einen heftigen Einbruch am Aktienmarkt.

Es geht also nicht darum, ob die Wirtschaft wächst oder schrumpft. Entscheidend für den Aktienmarkt ist die Unsicherheit. Diese wiederum wird durch nichts besser ausgedrückt als die Volatilität. Je höher diese ist, desto schwankungsfreudiger sind Aktien.

Das ist soweit einleuchtend. Nun gibt es aber erschwerende Umstände. Die Zinskurve läuft der Volatilität ungefähr 2 Jahre voraus. Das führt nicht in jedem einzelnen Monat zu einer perfekten Überlagerung der Kurven. Die Tendenz und der Trend werden so jedoch klar vorhergesagt.

Ende 2018 stieg die Volatilität deutlich an. Das passte auch zur Abflachung der Zinskurve, die schon eine ganze Weile anhält. Nun flacht die Kurve weiter ab, doch die Volatilität ist zuletzt wieder deutlich gefallen. Der VIX steht inzwischen wieder bei weniger als 13 Punkten. Das gab es zuletzt vor über 6 Monaten.


Anlegern vermittelt das ein Gefühl der Sicherheit. Es scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Die Ruhe ist aber trügerisch. Es besteht eine große zeitliche Differenz zwischen realwirtschaftlicher Entwicklung und dem Aktienmarkt.

Der Aktienmarkt beginnt seinen Aufschwung erheblich früher als die Realwirtschaft. Das Tief im Jahr 2009 wurde im März erreicht. Die Wirtschaft schrumpfte noch mehrere Quartale danach. Ebenso erreichte der Markt sein Hoch im Jahr 2007. Erst ein knappes Jahr später begann die Rezession.

Aktuell geht der Trend weiter Richtung Ende des realwirtschaftlichen Aufschwungs. Dieses Ende kommt nicht heute und auch nicht gleich morgen. Der Aktienmarkt kann daher noch eine Zeit lang gut laufen. Nach dem Schock Ende 2018 wiegen sich inzwischen viele wieder in Sicherheit, vergessen dabei aber, dass der Abschwung erst noch kommt.

Wegen der großen zeitlichen Differenzen kommt die nächste Korrektur bzw. der Bärenmarkt für viele dann doch überraschend. Als Anleger tut man gut daran, sich jetzt nicht von der niedrigen Volatilität und steigenden Kursen einlullen zu lassen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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