Kommentar
07:34 Uhr, 19.02.2019

Aktienmarkt: Das ignorieren die Anleger jetzt!

Anleger hoffen auf ein Ende des Handelskonfliktes zwischen den USA und China. Die Folge: Aktien werden gekauft. Das ist eher ein Reflex als wohl überlegt.

Ein Ende des Konflikts hat zunächst kaum Auswirkungen auf die Gewinne der Unternehmen. Auch auf die Realwirtschaft hat es kurzfristig keine Auswirkungen. Das Wachstum, welches sich seit einigen Monaten abschwächt, wird diesen Trend vorerst beibehalten. Nur weil China zukünftig wieder mehr Sojabohnen importiert, springt das Wachstum nicht gleich auf 3 % nach oben. Das macht aber auch nichts. Wirtschaftswachstum und Gewinnwachstum sind eher lose miteinander korreliert.


Generell ist es natürlich schon so, dass die Gewinne wachsen, wenn auch die Wirtschaft wächst. Da vor allem die S&P 500 Unternehmen fast die Hälfte des Umsatzes im Ausland generieren, sind andere Faktoren wie Wechselkurse ebenfalls wesentlicher Treiber. Auch in der Wirtschaft gibt es Sondereffekte, die nicht auf die Gewinne wirken.

So wuchs die US-Wirtschaft während des Zweiten Weltkrieges rasant. Unternehmensgewinnen hat das nicht geholfen. Vielmehr führten Rohstoffknappheit und hohe Inflation zur Stagnation.

Wichtig ist also, was mit den Gewinnen geschieht. Aktien und Gewinne verlaufen parallel (Grafik 2). Am Ende kauft man als Anleger mit Aktien ja den Anspruch auf einen Teil des Gewinns. Sinkt dieser langfristig, wird auch der Wert der Beteiligung sinken.

Nun ist absehbar, dass die Gewinne Anfang 2019 sinken werden. Folglich müssten auch die Aktienkurse unter Druck geraten. Das ist ein Trugschluss. Grafik 3 zeigt dazu das Gewinnwachstum und die Aktienmarktperformance. 2019 wird sich das Gewinnwachstum nach dem ersten Quartal vermutlich erholen, gegenüber 2018 aber deutlich abfallen.


Das wurde durch die Korrektur Ende 2018 bereits eingepreist. Es ist nicht notwendig, weitere Einpreisungen vorzunehmen. Das klingt jetzt erst einmal optimistisch. Wenn geringeres Gewinnwachstum eingepreist ist und nun auch noch der Handelskonflikt gelöst wird, was kann da schon schiefgehen?

Nun, ziemlich viel. Aktien haben sich so schnell erholt, dass wir nun wieder vor den alten Problemen stehen. Der Markt war zum Tief der Korrektur vergleichsweise attraktiv. Nach der Rallye ist er es nicht mehr. Das Langfrist-KGV (Shiller KGV) steht wieder bei mehr als 30. Das normale KGV bei mehr als 20.

Das ist ganz klar an der oberen Grenze dessen, was aus fundamentaler Sicht vertretbar ist. Es muss nun wirklich alles funktionieren, damit das Niveau gehalten werden kann. Gibt es eine Enttäuschung wie das Scheitern eines Handels-Deals, brennt das Haus lichterloh.

Ob die Gewinne nun im ersten Quartal schrumpfen oder nicht, mittelfristig ist das nicht so relevant. Relevant ist das allgemeine Bewertungsniveau. Dieses ist wieder ungesund.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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