Kommentar
08:22 Uhr, 09.05.2019

Aktienmärkte und der China-Deal : Bitte wartet noch ein wenig!

Seit Monaten wird davon geredet, dass ein Deal unmittelbar bevorsteht. So kann man sich irren – und das ist gar nicht schlecht.

China und die USA bemühen sich redlich, der jeweils anderen Seite die Schuld zuzuschieben. Die USA werfen China vor, bereits gemachte Zusagen nun nicht einhalten zu wollen. Da bei uns Informationen aus den US-Medien eher verbreitet werden als jene aus China, gilt dies praktisch als gesetzt. Chinesische Medien sehen die Dinge natürlich ganz anders. Hier wird davon gesprochen, dass die USA Kerninteressen Chinas nicht respektieren.

Was wirklich geschehen ist, werden wir vermutlich nie erfahren. Es ist auch eigentlich nicht relevant, was im Detail geschehen ist. Die Verhandlungen kommen einfach nicht vorwärts und die USA machen Druck über Zölle.

Anlegern hat das gar nicht geschmeckt. Aktien wurden verkauft. Zur Wochenmitte relativiert sich der Schock wieder ein wenig. Keiner glaubt, dass die Verhandlungen wirklich scheitern. Wie könnten sie auch? Beide Seiten haben viel zu verlieren.

China hat aus Sicht der USA mehr zu verlieren. Prompt kamen dazu heute die neuesten Zahlen zum Außenhandel. Chinas Exporte waren im April wieder rückläufig. Nachdem sie im März kräftig gestiegen waren, sackten sie im März wieder ab. Gegenüber dem Vorjahr ging es um 2,7 % nach unten.


Nicht ganz so prominent wird über die Importe gesprochen. Diese stiegen um 4 %. Das zeigt, dass die Binnenkonjunktur wieder Fuß fasst. Exporte sagen wenig über den Zustand der Binnenkonjunktur aus. Diese scheint sich weiter zu erholen. Die schwachen Exporte sagen mehr über Europa und die USA aus. Dort scheint die Dynamik weiter nachzulassen.
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Chinesische Medien haben die Zahlen sehr geschickt kommentiert. Zwar werden auch die Zahlen des vergangenen Monats aufgenommen, doch die Aussage ist vor allem: der Handel hat in den ersten 4 Monaten um 4,3 % zugelegt. Das klingt doch ziemlich positiv.

Es klingt nicht danach, dass China nun um einen Handelsdeal bitten muss. So schwach ist die Wirtschaft nicht. China wird keinem Deal zustimmen, der die Kerninteressen verletzt, also mindestens die Chance zu haben, zu den USA aufzuschließen.

Japan gab vor 30 Jahren dem Druck der Amerikaner nach. Das führte zu einer Stagnation, die auch heute noch nicht überwunden ist. Kein Deal ist da besser als irgendein Deal. Ohnehin haben Anleger einen Deal bereits eingepreist. Man stelle sich vor, dieser käme nun tatsächlich. Was macht man dann? Aktien kaufen?

Anleger haben in der Erwartung eines Deals gekauft. Das haben die vergangenen Tage gezeigt. Die Aussicht auf keinen Deal hat den Markt bewegt. Kommt ein Deal, ist die Katze aus dem Sack. Das wird vermutlich ebenfalls zu Verkäufen führen (sell the news). Für die Kurse ist es am besten, wenn die Vorfreude einfach noch anhalten könnte, anstatt Fakten zu schaffen.

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3 Kommentare

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  • K4sti
    K4sti

    Ich glaub egal ob Deal oder Absage werden die Kurse steigen. Weil die großen Player einsteigen können da dann diese Unsicherheit weg ist.

    12:03 Uhr, 09.05.2019
  • new-agens
    new-agens

    Es gibt 1001 Definitionen von Politik - meine liebste: Politik schafft kollektive Verbindlichkeiten. Dass Trump so auf Angriff spielt, kann natürl. auch bedeuten, dass da was faul ist im Staate USA... So oder so: Sauber, Herr Schmale, habe auf den Japan-Querverweis gewartet. Damals nämlich war es genau die Kombi aus anziehenden Zinsen und Zöllen, die Japan den Stecker gezogen hat. Die versuchen´s mit China doch auch, lässt sich gut an den um ca. 25% geschrumpften Währungsreserven Chinas ablesen. Aber: Blöde sind die Chinesen eben nicht, die kennen das Spiel und wissen auch um die Möglichkeit, dass der "Streit" zwischen Powell (ZInsen) und Trump (Zölle) nur inszeniert war. Aber die harte Landung Chinas zu erzwingen, ist in etwa so realistisch wie die Pleite-Prognosen zu Russland. Hätte man Mainstream-Presse und -Politik glauben dürfen, hätten die Russen schon 2014 Insolvenz anmelden müssen. Zumal: Wenn die USA frech werden, dann schlägt das Imperium eben zurück - glaube zwar eher nicht, dass wir übers WE einen goldgedeckten Yuan-Rubel-was-auch-immer bekommen, aber der Ich-schieß-den-Dollar-ab-Pfeil ist definitiv noch im Köcher. Wahrscheinlich muss der Iran dafür bluten...

    10:06 Uhr, 09.05.2019
  • benz49
    benz49

    Seit Trump ist der Begriff "Deal" in aller Munde und wird kritiklos immer wieder zitiert. Eigentlich sollten Politiker ihr politisches Handeln strategisch klug, ausgewogen und zukunftsorientiert ausrichten. Stattdessen werden egoistische Ziele verfolgt und der Gegner soll über den Tisch gezogen werden. Das Ganze endet dann in einem "Deal", der früher oder später wieder aufgehoben wird. Das nennt man dann "Politik"

    09:23 Uhr, 09.05.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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