Kommentar
09:02 Uhr, 21.11.2017

Aktienhausse: Wie lange geht die Party noch?

Die Party an den Börsen scheint einfach nicht zu Ende zu gehen, dabei dauert sie schon außergewöhnlich lange an. Wird der Hangover dafür umso bitterer?

Wir haben einen neuen Rekord. Mit dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag hat sich dieser eingestellt. Der Dow Jones konnte eine Serie, bei der sich der Index Intraday nicht mehr als 1 % bewegt, auf 65 Tage ausbauen. Seitdem es die Daten gibt, die für diese Berechnung notwendig sind, ist das ein Rekord.

Ende Oktober kam ein Investmenthaus zuerst auf die Idee, sich diese Serie anzusehen. Damals lag die Serie bei 51 Tagen. Drei Wochen später läuft die Serie immer noch. Sie ist Ausdruck von äußerst geringer Volatilität, die viele Analysten schon lange beschäftigt.

Niedrige Volatilität ist per se kein Warnsignal. Nach Ende der Großen Depression bis Mitte der 60er Jahre war der Dow Jones schon einmal sehr träge. Es dauerte fast 30 Jahre, bis es systematisch wieder ruppiger wurde. Wir befinden uns aktuell erst in Jahr 15 einer Zeit, die durch niedrige Volatilität geprägt ist.

Dennoch ist die Frage erlaubt, ob das wirklich noch jahrelang so weitergehen kann. Wir haben alle keine Glaskugel, mit der wir die Zukunft exakt vorhersagen können, doch es gibt Hinweise. Die Bank of America Fondsmanager Umfrage zeigte zuletzt euphorische Züge.

48 % der Fondsmanager sind zwar der Meinung, dass der Markt überbewertet ist, doch 16 % gehen trotzdem überdurchschnittlich hohe Risiken ein. Beide Werte sind Rekorde. Gleichzeitig sichern sich Investoren weniger ab. Sie verzichten auf Hedges und halten zudem noch unterdurchschnittlich viel Cash. Man kann sagen: die Leute sind all-in.

Sie sind nicht ohne Grund all-in. Das Anlageverhalten wird durch die Einschätzung und Prognose bestimmt. Eine Mehrheit empfindet die aktuelle und zukünftige Lage als exzellent. Die Zinsen steigen, sind aber noch niedrig. Global wachsen die meisten Volkswirtschaften im Gleichschritt. Die Inflation galoppiert nicht davon. Ein Zinsschock ist also nicht zu erwarten. Besser geht es also nicht.

Das Sentiment ist so gut, dass man von Euphorie sprechen kann. Das geht auf Dauer selten gut, doch nur weil die Stimmung so gut ist, muss nicht zwangsläufig ein Abschwung kommen. Betrachtet man den US-Zinsspread (10-jährige minus 2-jährige Rendite), so zeigt sich ein noch deutlich positiver Spread.

Bevor der Spread negativ wird, vergehen noch viele Monate oder Quartale. Ein negativer Spread zeigt für gewöhnlich eine Rezession an. Diese muss allerdings nicht sofort folgen. Als der Spread 1999 negativ wurde, dauerte es noch zwei Jahre, bis die Rezession tatsächlich da war.

Die Stimmung ist vielleicht sehr positiv, doch auch mit gutem Grund. Geschieht nichts Unvorhergesehenes, hat die Wirtschaft noch zwei Jahre, bevor es kritisch wird. Solange gibt es auch keinen Grund Aktien im großen Stil zu verkaufen. Die Party kann noch weitergehen. Dazu gehören auch Korrekturen. Hier hatten wir schon lange keine nennenswerte mehr.

Je länger die Party dauert, desto schmerzhafter wird der Hangover. Davon kann man ausgehen. Die Bewertungen sind inzwischen soweit von ihren langjährigen Mitteln entfernt, dass eine Normalisierung richtig schmerzhaft wird.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    ...und was soll der Anleger für Konsequenzen ziehen, wenn die Party bis morgen, übermorgen oder 2025 andauern kann...?

    19:09 Uhr, 21.11. 2017
  • Karsten B.
    Karsten B.

    2018 wird es so weiter gehen

    10:11 Uhr, 21.11. 2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Dow langfristig ist deutlich überhitzt. SSTOC bei 94 u. RSI bei fast 84. IMO packen Dow und S+P vielleicht noch 2 oder 3 % drauf, bevor eine Korrektur kommt, von Crash wollen wir ja nicht reden. :-)

    09:39 Uhr, 21.11. 2017
  • Merl
    Merl

    Ein Blow Off wäre ein würdiges Ende dieser Hausse.

    09:12 Uhr, 21.11. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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