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08:00 Uhr, 31.08.2017

Aktien von Notenbanken kaufen - Topinvestment oder verrückte Idee?

Ja, das geht. Man kann tatsächlich Aktien von Notenbanken kaufen. Doch lohnt sich, was wie ein Traum klingt?

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Eigentlich liegt die Sache klar auf der Hand. Wenn man Teilhaber einer Notenbank sein kann, dann gibt es nicht viel zu überlegen. Notenbanken können nicht bankrottgehen und sie können ihren eigenen Wert steigern. Das tat z.B. die Schweizer Nationalbank (SNB).

Die SNB hat seit Beginn der Finanzkrise ihre Bilanzsumme von 100 Mrd. auf fast 800 Mrd. aufgebläht (Grafik 1). Sie hat praktisch ihren eigenen Wert verachtfacht – per Knopfdruck. Ein Unternehmen, das so etwas kann, besitzt man gerne.

Der Aktienkurs der SNB hat auf die Bilanzerweiterung zunächst gar nicht reagiert. Der Kurs schwankte um den Wert von 1.000 Franken herum. Das tat er fast ein Jahrzehnt lang. Seit Anfang 2016 sieht sie Sache anders aus. Der Kurs kennt nur noch eine Richtung: nach oben. Zuletzt überstieg dieser die Marke von 3.000 Franken.

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Der regelrechte Run auf die SNB-Aktien ist etwas verwunderlich. Es ist ja nicht so, als ob die Bilanz erst gestern angeschwollen wäre. Trotzdem kauften Anleger die Aktie nicht sofort, sondern erst im vergangenen und diesem Jahr.

Es besteht kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen Bilanzgröße und Aktienkurs. Auch einen klaren Zusammenhang zwischen Bilanzsumme und Franken-Wechselkurs vermisst man (Grafik 2). Das lässt sich mitunter durch die Risiken erklären.

Die Bilanz wurde zwar größer, so aber auch das Risiko. Die SNB verkaufte Franken, um die Währung zu schwächen. Dummerweise wertete diese trotzdem immer weiter auf. Die Folge: die SNB fuhr hohe Währungsverluste ein. Im Jahr 2015 häufte die SNB wegen der Aufgabe des Mindestkurses Verluste von über 23 Mrd. an.

2016 ergab sich dann ein Gewinn von 24 Mrd. Nun schwächt sich der Franken weiter ab. Das wird für hohe Währungsgewinne sorgen. Allein aus den Eurobeständen der SNB könnte sich ein Jahresgewinn von 30 Mrd. ergeben, wenn der Trend der Euroaufwertung anhält. Das scheinen auch Anleger erkannt zu haben und kaufen die Aktie.

Es nützt nur nichts!

Aktionäre haben einen Anspruch auf eine Dividende von 15 Franken pro Aktie - insgesamt beträgt die maximale Ausschüttung an die Aktionäre 6 % des Aktienkapitals in Höhe von 25 Mio. Franken (Die Höhe des Aktienkapitals ist gesetzlich geregelt). Aktionäre haben absolut keine Möglichkeit, in irgendeiner Form an die horrenden Gewinne der Notenbank heranzukommen (Das Stimmrecht ist zudem auf 100 Aktien pro Aktionär begrenzt).

Die Gewinnverteilung ist im NBG geregelt (Nationalbankgesetz). Dort heißt es in Art. 31 

Gewinnverteilung
1 Vom Bilanzgewinn wird eine Dividende von höchstens 6 Prozent des Aktienkapitals ausgerichtet.

2 Der Betrag des Bilanzgewinns, der die Dividendenausschüttung übersteigt, fällt zu einem Drittel an den Bund und zu zwei Dritteln an die Kantone. Das Departement und die Nationalbank vereinbaren für einen bestimmten Zeitraum die Höhe der jährlichen Gewinnausschüttungen an Bund und Kantone mit dem Ziel, diese mittelfristig zu verstetigen. Die Kantone werden vorgängig informiert.

Die SNB schreibt auf ihrer Homepage deswegen: "Der Kurs der SNB-Aktie entwickelt sich wegen der gesetzlichen Maximaldividende von 6 % normalerweise ähnlich wie eine mit 6 % verzinste langfristige Bundesobligation."

Lesen Sie dazu auch: Wer zockt mit dem Volksvermögen?

Bei anderen Notenbanken sieht es nicht anders aus. Man könnte auch Aktien der griechischen oder belgischen Notenbank kaufen (Grafik 3). Die Aktie der griechischen Notenbank eignet sich immerhin als gutes Spekulationsobjekt, wenn man davon ausgeht, dass Griechenland so langsam wieder aus der Krise kommt.

Theoretisch kann man auch Aktien der japanischen Notenbank erwerben. Hier befindet sich der Kurs seit 2007 aber im Rückwärtsgang. Von über 170.000 Yen fiel der Kurs zuletzt unter 50.000. Das dürfte daran liegen, dass die japanische Notenbank kaum Chancen auf hohe Gewinne hat. Dafür sind die Risiken gigantisch.

Eine weitere Alternative besteht noch: die südafrikanische Notenbank. Von einer ernstzunehmenden Alternative kann man nicht sprechen. Der Einfluss der Regierung ist groß und der derzeitige Präsident würde am liebsten selbst die Notenbank leiten, um Geld zu drucken. Kurz gesagt: der Kauf lohnt sich nicht.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Chefredakteur

    Hier findet man zusätzliche Informationen, die auch völlig klarstellen, dass der Kursanstieg keine Basis hat

    https://www.snb.ch/de/iabout/snb/id/qas_unternehme...

    08:55 Uhr, 31.08.2017
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Notenbanken können nicht bankrottgehen und sie können ihren eigenen Wert steigern. Das tat z.B. die Schweizer Nationalbank (SNB).

    Die SNB hat seit Beginn der Finanzkrise ihre Bilanzsumme von 100 Mrd. auf fast 800 Mrd. aufgebläht (Grafik 1). Sie hat praktisch ihren eigenen Wert verachtfacht – per Knopfdruck. Ein Unternehmen, das so etwas kann, besitzt man gerne.


    Herr Schmale, leider unterliegen auch Sie hier dem Mainstream. Selbstverständlich kann die SNB bankrott gehen, wüsste nicht, wieso nicht. Sie ist rechtlich eine stinknormale AG! Heisst mit allen Rechten und Pflichten. Bei einer Überschuldung müsste sie umgehend eine Bilanz zu Fortführung- und Liquidationswerten erstellen. Zeigen beide Bilanzen eine Überschuldung, heisst Eigenkapital aufgebraucht, muss sie zwingend den Richter informieren, heisst Konkurs. Da die SNB grösstenteils im öffentlichen Besitz ist, heisst Kantone und Bund, würde man natürlich zuerst alles versuchen, hier eine Sanierung durchzuführen. Die wäre aber gesetzlich vorgeschrieben, wenn sich eine Überschuldung einstellt. Würde heissen, der Steuerzahler müsste die SNB retten. Aber bei diesen Summen die hier auf dem Spiel stehen, wäre es durchaus fraglich, ob das gelingt.

    Die SNB kann ihren eigenen Wert nicht auf Knopfdruck steigern. Wert suggeriert hier Eigenkapital. Das kann sie nur generieren, wenn sie Gewinne auf ihren Anlagen erzielt. Den 800Mrd. Werten stehen auch Schulden praktisch im gleichen Rahmen gegenüber. Die SNB kann kein Giralgeld "drucken", sondern nur Bargeld. Sie verschuldet sich bei den Geschäftsbanken (welche das Geld schöpft) und zockt damit Devisen und Aktien. Kommt es zu einem Marktcrash und sie würde dann Konkurs gehen, haben vor allem also die Geschäftsbanken das Nachsehen. Sie müssten die Forderungen der SNB gegenüber abschreiben, mit entsprechenden Folgen für die Geschäftsbanken. Dürfte kaum eine überleben, wenn hier praktisch ein Totalschaden resultieren würde.

    Was die SNB in der Schweiz anstellt, ist schlicht kriminell! Vor allem wenn das mit den Anlagen schief geht, vor allem Aktien. Retten müsste dann eben der Steuerzahler. Und hier geht es langsam um Summen, die in keiner Weise mehr zur Wirtschaftsleistung und Vermögen der Schweiz stehen! Im Worstcase könnte das einen Staatsbankrott der Schweiz auslösen.

    Bezüglich Aktienexplosion. Der Markt ist superdünn! Gibt praktisch kein Freefloat, da eben die meisten Aktien in der öffentlichen Hand sind. Daher kann man mit wenigen Aktien den Kurs treiben. Gemäss Recherchen einer CH-Zeitung wurde die SNB Aktie in einem deutschen Börsenblättlein gepuscht. Dürfte also bald wieder korrigieren, ist mit Bestimmtheit nicht nachhaltig.

    08:41 Uhr, 31.08.2017
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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