Kommentar
14:41 Uhr, 19.03.2021

Aktien von Notenbanken: Die sichersten der Welt?

Einige Notenbanken haben Aktien ausgegeben und notieren an der Börse. Jeder Anleger kann diese Aktien kaufen. Aber ist es eine gute Idee?

Erwähnte Instrumente

  • Schweizerische Nationalbank - WKN: 852243 - ISIN: CH0001319265 - Kurs: 5.360,000 Fr (SIX)

In der Theorie sind Aktien von Notenbanken ein Traum. Man hält Anteile an einer Institution, der per Definition nie das Geld ausgehen kann. Sie kann Geld selbst drucken und kann daher auch in der Praxis nicht bankrottgehen. Nicht nur ist die Insolvenz ausgeschlossen, auch die Bilanz kann beliebig wachsen. So wird eine handfeste Rendite erzielt. Die Bank of Japan kauft nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Aktien. Allein der Aktienbestand wirft jedes Jahr 6 Mrd. Euro Dividenden ab. Hinzu kommen die Zinsen aus dem Anleihebestand. Die Zinsen sind zugegebenermaßen mager. Nichtsdestotrotz erwirtschaftet die Notenbank durch diese Zinsen einen Gewinn. Die Aktie ist allein daher etwas wert. Das Problem an der Sache: die Aktie der japanischen Notenbank befindet sich seit 30 Jahren in einem Abwärtstrend. Tatsächlich erreichte die Aktie mit dem Aktienmarkt ein Allzeithoch Ende der 80er Jahre. Damals befand sich der japanische Aktienmarkt in einem Boom. Die Allzeithochs von damals sind bisher unerreicht. Der Nikkei steht noch immer fast ein Drittel unter diesen Hochs.

Der Aktie der Notenbank geht es schlechter. Sie steht 95 % unterhalb ihres Allzeithochs. Selbst der Aktie der griechischen Notenbank geht es da besser. Das Minus vom Allzeithoch liegt bei 82 % (siehe Grafik). Die griechische Notenbank erreichte kurz vor der Finanzkrise ein Hoch. Mit dem Staatsbankrott, Kapitalverkehrskontrollen und andauernder Wirtschaftskrise verlor die Aktie.


Überraschend ist, dass auch die belgische Notenbank an Wert verliert. Der Kurs liegt 50 % unterhalb des Allzeithochs, obwohl die belgische Notenbank von den gehaltenen Staatsanleihen einen nennenswerten Gewinn erwirtschaftet.

Die einzige Notenbankaktie, die nachhaltig steigen konnte, ist die der Schweizerischen Notenbank SNB. Seit der Finanzkrise ist der Kurs um 400 % gestiegen. Im Maximum waren es sogar 600 %. Die SNB hat wie kaum eine andere Notenbank ihre Bilanz aufgebläht und hält gemessen an der Wirtschaftsleistung auch das größte Aktienpaket.

Schweizerische Nationalbank
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Trotz hohem Gewinnpotentials und der Garantie, dass die Notenbank nie insolvent sein wird, sind die Aktien keine gute Idee. Die Aktien haben keine Stimmrechte. Dividenden sind in den Statuten festgelegt. Die SNB darf maximal 6 % des Nennwertes der Aktie als Dividende auszahlen.

Der Nennwert der Aktie liegt bei 250 Franken. Die Maximaldividende liegt also bei 15 Franken. Der Aktienkurs wiederum liegt bei mehr als 5.000 Franken. Trotz Milliardengewinns liegt die Dividendenrendite bei 0,3 %.

Da Aktionäre weder Stimmrecht noch ein Anrecht auf höhere Dividenden haben, sind die Aktienkurse am Ende völlig beliebige Zahlen. Ohne Rechte und Zugriff auf den Gewinn sind die Aktien fundamental betrachtet wertlos. Der Wert bestimmt sich wie bei Kryptowährungen oder Gold allein daraus, welchen Wert ihm Anleger beimessen. Das kann heute viel und morgen nicht sein.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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