Kommentar
08:19 Uhr, 22.01.2015

Aktien: In jeder Hinsicht überbewertet?

Überbewertung heißt nicht, dass die nächste Korrektur gleich um die Ecke lauert. Früher oder später kehren Wertpapiere aber zu ihrem langfristigen Mittel zurück. 2015 wäre dafür eine Gelegenheit.

Die Voraussetzungen für ein weiteres gutes Jahr sind eigentlich gar nicht so schlecht. In den USA befinden wir uns in einem Vorwahljahr. Diese sind rein statistisch gesehen gute Jahre. Ebenso sind wir im Dekadenzyklus in einem fünfer Jahr. Auch diese haben eine hohe Wahrscheinlichkeit auf eine gute Performance. Das sind jedoch Durchschnittswerte. Einzelne Vorwahl- oder Fünferjahre können vom Durchschnitt erheblich abweichen. Trotzdem ist es auffällig, wie gut so einfache Kriterien funktionieren können.

Grafik 1 zeigt die Jahresperformance von Fünferjahren und das dazugehörige KGV und Shiller KGV. Das Shiller KGV ist ein 10 Jahre gleitender Durchschnitt vom inflationsbereinigten KGV. Die Stichprobe ist nicht besonders groß. So viele Fünferjahre gab es einfach noch nicht. Dennoch zeigt sich zumindest ein vager Zusammenhang von Jahresperformance und KGV. Bei KGVs über 20 tut sich der Markt deutlich schwerer eine zweistellige Performance zu generieren.

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Man kann sich nun nicht nur das KGV anschauen, sondern auch noch ganz andere Maßstäbe. Wichtig ist dabei vor allem das Niveau im Vergleich zur Historie. Das gibt einen Anhaltspunkt wie hoch die aktuellen Werte im Vergleich zur Geschichte sind. Beim KGV sehen wir gerade Werte um 20 herum. Das ist historisch gesehen sicherlich nicht niedrig, es ist aber auch nicht unverschämt hoch. Anders sieht es beim Shiller KGV aus. Dort sind wir mit Werten um 26 am oberen Ende angelangt.
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Betrachtet man die Dividendenrendite, dann bestätigt sich das Bild. Sie ist mit unter 2% extrem niedrig, obwohl Unternehmen so viel ausschütten wie noch nie. Das unterscheidet das aktuelle Fünferjahr von allen vorherigen: die Dividendenrendite war noch nie so niedrig. Nur 2005 war sie auf einem ähnlichen Niveau. 2005 zeigt nun aber auch eine besonders schwache Jahresperformance.
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Auch was das Preis-Buchwert Verhältnis anbelangt sind wir am oberen Ende. In einem Fünferjahr (außer 2005) war das Verhältnis noch nie so hoch. Auch das ist nicht gerade ein Hinweis darauf, dass 2015 ein Rekordjahr wird.

Für das Preis Umsatzverhältnis ist leider nur eine sehr begrenzte Historie verfügbar. Insofern kann man hieraus keine statistisch relevanten Schlussfolgerungen ziehen. Man kann aber doch festhalten, dass das Preis Umsatzverhältnis sehr hoch ist. Es steht dort, wo es sich um die Jahrhundertwende befand. Damals waren die Märkte hoffnungslos überbewertet.

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Das Ausmaß der Überbewertung variiert je nach Indikator. Kein einzelner Indikator zeigt jedoch eine niedrige Bewertung an. Das sollte man sich unbedingt vor Augen führen. Den US Märkten wird 2015 sicherlich helfen, dass viel Geld in den USD Raum zurückkehrt. Das Geld muss irgendwo hin und wird unter anderem in Aktien gelenkt. Ob das bereits reicht, um für eine gute Performance zu sorgen, ist fraglich. Bereits 2014 ist viel Geld zurück in den USD Raum geflossen. Wie viel 2015 noch nachfolgt, weiß keiner. Es könne durchaus weniger sein als vermutet. Ebenso sollte ein europäisches QE Programm europäische Aktien bevorzugen. 2015 könnte für US Aktien entgegen aller Statistik enttäuschend werden. Europäische Aktien haben hingegen das Potential US Aktien deutlich zu schlagen.

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  • Garten
    Garten

    ​Hallo,

    nach dem Dow Trend Earnings Kriterium ist die amerikanische Börse absolut unterbewertet. Wegen der niedrigen Zinsen der 10 jährigen Staatsanleihen von ca. 1,9 % müsste der Dow im Moment bei ca. 60000 Punkten liegen.

    http://www.investmenttools.com/equities/fundamenta...

    11:21 Uhr, 22.01. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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