Kommentar
14:05 Uhr, 19.04.2021

Aktien heiß gelaufen: Sind wir wirklich schon am Ende des Bullenmarktes?

Fondsmanager sind sich ungewöhnlich einig. Der Aktienmarkt befindet sich am Ende eines Bullenmarktes.

Die regelmäßige Fondsmanagerumfrage der Bank of America führte im April zu einem überraschenden Ergebnis. Mehr als zwei Drittel der befragten Fondsmanager denken, dass sich der Bullenmarkt eher am Ende befindet. Gegenüber dem Vormonat ist das ein Anstieg von mehr als 10 Prozentpunkten. Natürlich kann niemand genau wissen wie viele Monate oder Jahre der Bullenmarkt noch weiterlebt. Gewisse Anzeichen gibt es aber, dass es zumindest einen mittelfristigen Rückschlag geben wird. Die Stimmung unter Privatanlegern ist ausgelassen. Fast 60 % der US-Privatanleger sind bullisch. In der Vergangenheit folgten so hohen Werten mit wenigen Wochen Abstand zumindest kleinere Korrekturen. Das Sentiment der Privatanleger ist allerdings eher ein taktischer Indikator, also im kurzfristigen Bereich. Beim Ende eines Bullenmarktes geht es um eine Trendwende. Hier sind andere Indikatoren aussagekräftiger.


Zu Beginn eines Bullenmarktes performen Small Caps besonders gut. Das hat mehrere Gründe. Im Abschwung setzen Anleger auf mehr Sicherheit. Diese Sicherheit finden sie in Large Caps. Sie gelten als weniger schwankungsanfälliger und können aufgrund ihrer Größe Rezessionen gut meistern.

Ist absehbar, dass die Rezession endet, greifen Anleger bei Small Caps zu. Es ist eine zuverlässig stattfindende Rotation weg von Large Caps und Sicherheit in Small Caps. Sie profitieren am meisten vom Aufschwung. Bereits vor Pandemiebeginn waren Small Caps schwach. Gegenüber dem S&P 500 war die Performance schlecht. Das Verhältnis von Small zu Large Caps fiel (Grafik 2).


Mit dem Markttief Ende März 2020 änderte sich das. Small Caps zeigten deutlich höhere Renditen als Large Caps. Vom 24. März 2020 bis 15. März 2021 stiegen Small Caps um mehr als 80 %, der S&P 500 um 50 %. Seit dem 16. März 2021 zeigen sich Large Caps nun deutlich stärker. Der S&P 500 gewann 6 %, Small Caps verloren 3 %.

Eine solche Underperformance geht Korrekturen häufig voraus. Relevant ist dabei nicht, wo Small Caps im Verhältnis zum S&P 500 stehen, sondern ob sie schneller oder langsamer steigen als der Markt. Aktuell fallen sie sogar während der Markt steigt. Das ist ein Warnsignal und ein Phänomen, welches zumindest definitiv nicht am Beginn eines Bullenmarktes stattfindet.

Bei keiner Diskussion darüber, wo der Markt steht, darf die Bewertung fehlen. Hier gibt es einen interessanten Indikator, der die Bewertung ins Verhältnis zur Volatilität setzt. Im Bärenmarkt ist die Volatilität höher als im Bullenmarkt. Der Indikator sinkt in diesem Fall. Je tiefer der Indikator steht, desto deutlicher ist das Kaufsignal.

Ist die Bewertung hoch und die Schwankungsbreite niedrig, steigt der Indikator. Je höher der Wert ist, desto mehr Euphorie ist im Markt. Derzeit zeigt der Indikator nach oben (Grafik 3) und erreicht so langsam Werte, die in der Vergangenheit Korrekturen ankündigten.


Keiner weiß, ob der Bullenmarkt noch jahrelang durchhält. Man kann guten Gewissens sagen, dass viele kurz- und mittelfristige Indikatoren eine Korrektur ankündigen. Was jedoch auch langfristig beunruhigend ist, ist die Underperformance von Small Caps.

Clemens Schmale


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  • Schnensch69
    Schnensch69

    Interessanter Artikel! Vielen Dank für Ihre Recherche. 😜

    15:09 Uhr, 19.04.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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