Kommentar
15:00 Uhr, 28.09.2010

Aktien: Fokus auf Wachstum und Erträge

Aufschwung wohl nur von kurzer Dauer
Seit Mitte August betrachten wir Aktien mit etwas mehr Vorsicht. Nachdem die Aktienkurse in Q2 von den unerwartet guten Unternehmenserträgen profitierten, sehen wir auf kurze Sicht kaum Grund für deutliche Kursanstiege.

Gleichwohl zeichneten sich in der ersten Septemberhälfte leichte Zuwächse an den Aktienmärkten ab. Grund waren die unerwartet positiven Meldungen für die USA und China sowie die erfreulichen Ergebnisse des Baseler Akkord („Basel III“). Danach müssen die Banken – wie erwartet – ihre Eigenkapitalpositionen erheblich verbessern, haben dazu aber mehr Zeit, als ursprünglich angenommen. Die Märkte reagierten positiv auf diese Nachricht; zu den höchsten Kursanstiegen kam es bei den Finanztiteln.

Vor allem die folgenden Faktoren könnten die Kurse weiter treiben: klare Hinweise auf eine Stabilisierung der US-Konjunktur, anhaltendes Wachstum im Euroraum und frische Impulse für die Konjunktur in China.
Märkte bewegen sich seitwärts
Zahlreiche Aktienmärkte in Europa und den USA bewegen sich seit Monaten innerhalb einer breiten Trading-Range seitwärts. Die wachsenden Anlegersorgen um Wirtschaftswachstum und Disinflation begrenzen das Aufwärtspotenzial, während die attraktiven Bewertungen das Kursverlustpotenzial beschränken. Andererseits sind die Bewertungen nicht günstig genug, um eine Rally auszulösen. Außerdem ist die Volatilität immer noch recht hoch, da die Anlegerstimmung – je nach den neuesten Meldungen – unentwegt zwischen Optimismus und Pessimismus schwankt. In einem solchen Umfeld setzen wir auf Asset-Klassen mit nachhaltigem hohem Wachstum (Emerging Markets) und attraktiven Ertragskomponenten (Aktien mit hohen Dividendenrenditen).

Fokus auf Dividenden
In einem Klima, in dem die Aktienkurse insgesamt kaum steigen, wächst das Interesse an Aktienwerten mit Ertragskomponente. Hinzu kommt, dass Staatsanleihen bei den derzeit niedrigen Renditen für Investoren, die auf regelmäßige Einkünfte Wert legen, weniger interessant sind. Unternehmen, die jedes Jahr Dividenden von 5-6 % ausschütten, erscheinen dagegen zunehmend attraktiver.

Hohe Dividenden zahlende Unternehmen finden sich vor allem in den defensiven Sektoren, wie Telekommunikation, Versorger, Pharma und Konsummassengüter. Auch Erdölkonzerne und Immobilienunternehmen schütten in der Regel hohe stabile Dividenden aus. Während der Aktien-Rally, die von März 2009 bis April 2010 anhielt, hinkten die defensiven Sektoren noch deutlich hinterher. Seit Mai übertreffen defensive Sektoren ihre zyklischen Pendants aber wieder. Das zeigt sich insbesondere an der Outperformance des Telco-Sektors um über 10 Prozent in den letzten drei Monaten (auf Euro-Basis bis einschließlich August). Globale Aktien fielen zeitgleich um fast 3 %. Der Telco-Sektor zahlt derzeit eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund 6 %. Auch Versorger und Ölkonzerne schütten in dieser Größenordnung aus. Die durchschnittlichen Dividendenrenditen von Pharma- und Lebensmittelkonzernen liegen bei etwa 4 %. Immobilienunternehmen schütten Dividenden von durchschnittlich 4-6 % aus.

Unternehmen werden Dividenden erhöhen
Im gegenwärtig unsicheren Marktklima, das wenig Raum für deutliche Kursanstiege bietet, wird die Dividendenkomponente am Gesamtertrag von Aktien an Bedeutung gewinnen. Die defensiven Sektoren dürften ihre Outperformance fortsetzen. Unternehmen mit gesunden Bilanzen und robusten Cashflows (von denen es viele in den defensiven Sektoren gibt) können ihre Dividenden weiter anheben. Doch bislang konnten die Dividenenerhöhungen mit dem immensen Anstieg der Erträge in den letzten Quartalen nicht Schritt halten. Es besteht daher Raum für weiteres Wachstum. Insofern dürften Unternehmen ihre Dividenden 2011 und 2012 um durchschnittlich 10 % erhöhen. Insgesamt ist das aktuelle Umfeld unserer Ansicht nach günstig für eine Outperformance von Dividendentiteln.

Emerging Markets verdienen Aufschlag
Wir setzen verstärkt auf die Emerging Markets. In den Industrieländern drohen Disinflation und geringes Wachstum, während die Staatsfinanzen angeschlagen sind. Vor diesem Hintergrund sind die Vorteile der Emerging Markets noch gravierender.

Seit Ende 2009 geht die Unterbewertung von Schwellenländertiteln im Vergleich zu Titeln aus Industrieländern stetig zurück. Inzwischen haben die Bewertungen fast aufgeholt. Gleichwohl verdienen Emerging-Markets-Aktien einen Aufschlag.

Die Angst, dass Zinserhöhungen zu einem Kurseinbruch bei Emerging-Markets-Aktien führen könnten, ist verebbt. Die positive Inflationsentwicklung in den letzten Monaten hat den Entscheidungsträgern mehr Spielraum für konjunkturfördernde Maßnahmen verschafft. Auch in China stehen die Chancen für frische wirtschaftspolitische Impulse gut. Das mag in erster Linie daran liegen, dass das globale Handelswachstum in den nächsten Quartalen nachlassen wird. Dies wird zweifelsohne die chinesischen Exporte und damit das chinesische Wachstum belasten. Insofern könnten staatliche Konjunkturanreize den chinesischen Aktienmarkt anschieben.

Quelle: ING Investment Management

ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.

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