Analyse
19:25 Uhr, 20.01.2016

Aktien-Crash: Sind China und Saudi-Arabien schuld?

2016 hat es in sich. Der Abgabedruck an den Börsen bleibt enorm hoch. Erholungen werden sofort wieder abverkauft.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 1.826,85 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 1.826,85 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Einer der Gründe dürfte die Liquidation von Anlagen – vor allem Aktien – durch Ölexporteure und China sein.

Eigentlich ist es unlogisch, dass nach wie vor viel Kapital in US Anlagen strömt. Die Zeiten sind schwer, gerade für die größten Käufer von US Assets (China, Mittlerer Osten). China und die arabischen Länder haben viele Jahre lang ihre Handelsbilanzüberschüsse mit den USA recycelt, indem sie mit den Devisenreserven US Anlagen kauften.

Grafik 1 zeigt die Kapitalströme für Aktien, Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Berücksichtigt werden dabei alle Länder und Regionen. Man erkennt dabei vor allem zwei Dinge. Die Zeit seit 2008 ist substanziell anders als die Zeit vor 2008. In den Jahren 2006 und 2007 konnten sich die Amerikaner vor Kapitalzustrom kaum retten. Insbesondere Unternehmensanleihen wurden gekauft, als gäbe es kein Morgen mehr.
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Der Zustrom in Aktien ließ nach 2008 nach, war aber lange Zeit positiv. Die Situation hat sich erst 2013 verändert. Seitdem ist ein kontinuierlicher Verkauf von US Aktien zu beobachten. Anders ist das bei Anleihen. Staatsanleihen wurden während der Krise verkauft und erfreuen sich seit 2010 wieder eines größeren Zustroms. Unternehmensanleihen wurden hingegen von 2009 bis 2012 konsequent abgebaut. Seitdem die Zeiten ungemütlicher geworden sind, werden auch diese wieder gekauft.
Wenn man wissen will, wer die Dynamik steuert, dann kommen einem sofort die Ölexporteure und China in den Sinn. Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Länder des Mittleren Ostens. Die Dynamik ist etwas anders als die Gesamtentwicklung. Während US Anlagen, vor allem Anleihen, 2014 und 2015 nach wie vor einen gesamthaften Zustrom verzeichneten, zogen die Länder des Mittleren Ostens Gelder ab – und zwar aus allen Anlageklassen.
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Die Reduktion der Anlagen begann bereits 2013. 2014 schlugen die Ölexporteure vor allem Unternehmensanleihen los. 2015 wurde dann über alle Anlageklassen hinweg liquidiert. Angesichts der sinkenden Ölpreise ist das verständlich, da die Länder dringen Dollar benötigen, um ihre Währungen zu stützen und Defizite auszugleichen.
Mit einem Transaktionsvolumen wenigen Milliarden pro Monat ist der Einfluss nicht groß genug, um den Gesamtmarkt zu beeinflussen. China ist dazu eher in der Lage. Das zeigt Grafik 3. Die Zeiten, in denen China pro Jahr mehrere hundert Milliarden in US Assets pumpte, sind vorbei. Staats- und Unternehmensanleihen erfreuen sich noch großer Beliebtheit. Aktien sind seit 2013 out.
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Allein in den ersten 10 Monaten des Jahres 2015 verkauften chinesische Anleger US Aktien im Wert von 30 Mrd. Dollar. Das ist viel Geld und je nachdem wie schnell diese Verkäufe stattfinden, kann es den Markt in die eine oder andere Richtung bewegen. Gewisse Parallelen zwischen Kapitalstrom und US Aktien lassen sich erkennen. Grafik 4 zeigt den Kapitalstrom und den S&P 500. Daten für November und Dezember sind noch nicht veröffentlicht. Die Entwicklung der ersten 10 Monate deutet jedoch an, dass die Kapitalströme aus dem Ausland einen gewissen Anteil an der Entwicklung haben.

Die Parallelen sind insbesondere im August und September offensichtlich gewesen. Man kann sich also gut vorstellen, was Anfang 2016 los ist. Die Größenordnung des Abverkaufs zu Beginn des Jahres lässt darauf schließen, dass ausländische Investoren netto an die 50 Mrd. Dollar an Aktien verkauft haben dürften. Bis sich Ölpreis und die chinesische Währung wieder stabilisieren wird der Abgabedruck an den Märkten groß bleiben.

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13 Kommentare

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    Saudi-Arabien und China als böse Buben? Das ist nmM nicht zutreffend. Den Saudis steht das Wasser bis zum Hals, der aktuelle Ölpreis lässt es nicht mehr zu, das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen, also werden Anlagen liquidiert. China ist genötigt, auf den aus politischen Erwägungen künstlich oben gehaltenen USD zu reagieren und wertet seinerseits ab und wirft Assets auf den Markt.Für Amerika und die FED ist ein starker USD wichtiger, als die Aktienmärkte. Kollabiert der USD, ist es sofort vorbei mit dem Status "Die einzige Weltmacht". Folglich hat die FED über 2Jahre die Zinserhöhung angekündigt um den USD zu stärken. Ich vermute, das die USA den Ölpreis sowieso gerne im Keller haben, auch wenn die eigene Frackingindustrie vor die Hunde geht. Der tiefe Ölpreis bringt Putin heftig unter Druck und das ist ganz im Sinne der Strippenzieher Zbig Brzezinski, Wolfowitz und Konsorten. Im Endeffekt ein Teufelskreis, der durch Reaktion und Gegenreaktion am Leben erhalten wird. Die tiefere Ursache dürfte jedoch die Überschuldung in der Welt sein. Im Vergleich zu 1985 wird mit jedem USD zusätzlicher Verschuldung nur noch ein im Vergleich zu damals minimales Wachstum erkauft. Der Kreditzyklus ist dabei sich umzukehren. Aber man darf sich eigentlich nicht über die gegenwärtigen Probleme in der Finanzwelt ärgern. Es gehört zu unserem Finanzsystem, das Geld quasi aus dem Nichts erschaffen wird und genau dorthin verschwindet es eines schönen Tages wieder.

    23:03 Uhr, 20.01. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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