Kommentar
09:13 Uhr, 16.02.2018

Wirtschaftliche Rezession durch Einbruch am Aktienmarkt - ist das möglich?

Das Kursgeschehen der letzten Tage muss erst noch richtig verdaut werden. Während das geschieht, machen sich manche Marktteilnehmer und Analysten Sorgen, dass die Turbulenzen die Realwirtschaft erreichen könnten.

Erwähnte Instrumente

Eine Rezession ohne Bärenmarkt gibt es nicht. Das ist zwar nicht ganz korrekt (siehe folgende Grafik), kommt in der Tendenz aber hin. Denn Aktien fallen in Erwartung einer Rezession. Da Aktienkurse, jedenfalls in der Theorie, die zukünftigen Gewinne bzw. die Erwartung auf zukünftige Gewinne widerspiegeln, sollten die Kurse auch fallen, wenn eine Rezession erwartet wird. Schrumpft die Wirtschaft, schrumpfen auch die Gewinne.


Der Aktienmarkt ist bekannt dafür, dass er nervöser ist als die reale Welt. Wir kennen alle das Zitat des Ökonomen Paul Samuelson: Der Aktienmarkt hat 9 der letzten 5 Rezession vorhergesagt. Samuelson wollte damit ausdrücken, dass der Aktienmarkt häufiger fällt, als es Rezessionen gibt. Nur weil der Aktienmarkt fällt, muss nicht auch gleich eine Rezession folgen.

Wir können mit ziemlich hoher Sicherheit sagen, dass die derzeitige Korrektur nicht deswegen stattfindet, weil es der Wirtschaft schlecht geht. Frühindikatoren deuten kein wirtschaftliches Ungemach an. Aber was, wenn die Korrektur selbst zu einer Rezession führt ? Wenn sich die Kausalität also umdreht.

Es gibt keinen Konsens darüber, ob eine Korrektur oder ein Bärenmarkt eine Rezession verursachen können. Die meisten gehen davon aus, dass dies nicht möglich ist. Fallende Kurse können aber das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringen. Ist die Wirtschaft bereits fragil, kann ein Kurssturz den Trend kippen.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Allen voran ist die Konsumfreude zu nennen. Über fallende Kurse wird 24 Stunden am Tag berichtet. Man entkommt dem Thema nicht. Obwohl die Top 10 % der Gesellschaft über 90 % der Aktien besitzen, bekommen die 90 %, die praktisch keine Aktien halten, das Sentiment mit. Schwere Kursrückgänge gehen mit einem Dämpfer des Konsumentenvertrauens einher.

Schlechtere Stimmung muss nicht unbedingt zu weniger Konsum führen. Wer keine Aktien besitzt, wird auch nicht ärmer, wenn die Kurse fallen. Der Vermögenseffekt geht an über zwei Drittel der Gesellschaft komplett vorbei. Dennoch sind Konsumwachstum und Rendite des Aktienmarktes eng korreliert (Grafik 2). Es gibt allerdings keinen Hinweis darauf, dass fallende Kurse zu Konsumzurückhaltung führt. Vielmehr dürfte geringerer Konsum zu geringerer Rendite bei Aktien führen.

Zu stark fallende Kurse können zu einer Einschränkung der Kreditvergabe führen. Über die Hintergründe kann man ganze Bücher schreiben. Ein Grund ist allerdings die Fähigkeit von Banken, sich durch Eigenkapital zu finanzieren (Ausgabe von Aktien). Fallen die Kurse stark, ist die Beschaffung von Eigenkapital in großem Umfang schwierig. Banken tendieren dann zu risikoaversem Verhalten und schränken die Kreditvergabe ein.

Bis zu einem gewissen Grad leiden die Investitionen. Das liegt nicht nur an der Kreditvergabe, sondern auch am Aktienmarkt. Fallen die Kurse, kann man ein Unternehmen schlecht an die Börse bringen und bereits gehandelte Unternehmen können sich schwieriger neues Kapital beschaffen, um z.B. Investitionen zu stemmen.

Damit diese Effekte überhaupt auftreten, muss der Markt schon gehörig fallen. Ein Rücksetzer von 10-20 % reicht da nicht. Der Rücksetzer muss größer und zeitlich ausgedehnt sein. Man muss also derzeit absolut nicht davon ausgehen, dass die Turbulenzen die Realwirtschaft beeinflussen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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