Kommentar
07:26 Uhr, 19.03.2019

Achtung Trader und Investoren: Der kritischste Tag des Jahres steht bevor

Am Mittwoch werden Nägel mit Köpfen gemacht. Dann wissen wir, ob die Rally wirklich nur auf Sand gebaut ist.

Am Mittwoch wird die US-Notenbank ihre zweitägige Klausur beenden – und sie muss Großes liefern. Mit der 180°-Wende, die die Notenbank zum Jahreswechsel vollzog, hat sie viel bewirkt. Der Markt schaltete sofort von Crash auf Rally um. Seither ist nicht mehr viel geschehen. Die Notenbank hat lediglich die Erwartungen nach oben geschraubt.

Jetzt muss sie aber liefern. Am Mittwoch muss sie Farbe bekennen und ihre neue mittelfristige Einschätzung preisgeben. Darin liegt die erste Möglichkeit für eine herbe Enttäuschung. Als die Notenbank zuletzt ihre Prognose im Dezember veröffentlichte, hat sie den Zinspfad gegenüber der September-Projektion bereits nach unten revidiert (Grafik 1).


Der Markt erwartet nun eine weitere Korrektur nach unten, und das nicht zu knapp. Die derzeit noch gültige Fed-Einschätzung sieht die Zinsen Ende des Jahres im Mittel bei 2.9 %. Dies kommt zwei weiteren Zinsschritten gleich.

Nun betont die Notenbank immer wieder, dass man den berühmten Dot Plot nicht überschätzen sollte. Er bietet allerdings mehr als nur eine Art Prognose. Er zeigt die Range der Schätzungen an. Diese lag im Dezember bei 2.4-3.1 %. Kein einziger Notenbanker sah eine Zinssenkung.

Der Markt erwartet im Mittel einen Zinssatz von 2,3 %. Das Mittel sagt wenig über die Streuung aus. Wenn das Mittel allerdings unterhalb des aktuellen Leitzinses liegt, gehen viele Marktteilnehmer offensichtlich von einer Zinssenkung in diesem Jahr aus.

Wird im neuen Dot Plot ein Mittel von mehr als den aktuell gültigen 2,4 % angezeigt, dürfte das den Markt enttäuschen, insbesondere, wenn es keinen oder nur sehr wenige Notenbanker gibt, die eine Zinssenkung für möglich halten. Signalisiert die Fed über ihren Dot Plot, dass sogar die Möglichkeit einer Zinssenkung nicht zur Debatte steht, haben Anleger schwere Kost zu verdauen.

Die Frage um die Zinsentwicklung ist dabei noch die einfachere von zwei Übungen. Die zweite dreht sich um die Bilanzreduktion. Die Notenbank hat angekündigt, dass sie einen Plan vorlegen wird. Dieser muss einerseits spezifisch sein (unkonkrete Worte sind zu wenig) und andererseits möglichst wenig aggressiv.


Die Notenbank selbst hat immer wieder betont, dass sie die Bilanz groß halten wird. Sie will, dass Banken Überschussreserven halten und auch die Überschussreserven schon einmal auf 800 Mrd. taxiert. Das entspricht einer Reduktion der Bilanz auf gut 3,3 Billionen Dollar. Dann halten Banken 800 Mrd. an Überschussreserven.

Im Markt wird immer mehr die Zahl von 3,5 Billionen herumgereicht. Das sind 200 Mrd., um die die Fed die Markterwartung verfehlen kann. Der Weg dorthin ist auch ein wichtiger Gesichtspunkt. Im Idealfall drosselt die Fed die monatliche Reduktion von derzeit 50 Mrd. relativ bald.

Die Markterwartungen sind hoch. Immerhin kann die Fed auch lesen und rechnen und weiß, welche Erwartungen der Markt hat. Ob sie sie erfüllt, steht auf einem anderen Blatt. Das wird am Mittwoch gewendet und die Fakten werden sichtbar. Viel Potential für Enttäuschungen. Für den Markt dürfte es der bisher wichtigste Tag des Jahres werden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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