Fundamentale Nachricht
15:51 Uhr, 30.05.2016

„Abwarten und Kapital erhalten“

Die Fed dürfte ihren Leitzins nach Meinung von GAM-Chefvolkswirt Larry Hatheway dieses Jahr ein- oder zweimal anheben.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Der US-Dollar hat in den ersten vier Monaten dieses Jahres handelsgewichtet um 6,8 Prozent gegenüber einer Reihe von Industrieländerwährungen abgewertet. Für Risikoanlagen ist diese leichte Dollar-Abwertung durchaus eine positive Entwicklung. Dies hat zwei Gründe: Erstens profitieren die Rohstoffpreise und Schwellenländer (mit Schulden in Dollar) in der Regel von einem schwachen Dollar. Deshalb untermauerte die Dollarschwäche dieses Jahr die starke technische Erholung in einigen der schwächsten und risikosensibelsten Segmenten der globalen Kapitalmärkte, wie Larry Hatheway, Group Head Multi Asset Portfolio Solutions und Chefvolkswirt beim Asset Manager GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Zweitens entspanne ein schwacher Dollar die globale geldpolitische Lage. Für die USA entspreche er einer geldpolitischen Lockerung. In anderen Regionen, etwa in der Eurozone und in Japan, aber auch in wichtigen Schwellenländern, schaffe er die Erwartung einer lockereren Geldpolitik. Besonders deutlich werde dies in Brasilien, wo die Änderung der Zinserwartungen einen starken Rückgang der langfristigen Anleiherenditen ermöglicht habe, heißt es.

„Die gegenwärtige Dollar-Schwäche ist auf diverse Faktoren zurückzuführen, die alle zur Auflösung von Long-Positionen im US-Dollar führten. So resultierten die politischen Impulse und besseren Wachstumsdaten in China in einer Abkehr von der Erwartung, dass der Renminbi durch Kapitalabflüsse geschwächt würde. Überraschend gute Wachstumsdaten in Europa zwangen die Händler zur Glattstellung von Short-Positionen im Euro“, so Hatheway.

Da auch die Ängste hinsichtlich eines möglichen „Brexit“ – zumindest im Augenblick – nachgelassen hätten, habe das britische Pfund verlorenen Boden gutmachen können. Die Dollar-Schwäche und die steigenden Rohstoffpreise veranlassten die Anleger zur Reduzierung ihrer Untergewichtungen in Rohstoff- und Schwellenländern, was deren Währungen gestärkt habe. Zuletzt habe der überraschende Entscheid der japanischen Zentralbank (Bank of Japan), ihre Geldpolitik bei ihrer letzten Sitzung nicht zu lockern, den Yen weiter in die Höhe getrieben, heißt es weiter.

„Die Devisenmärkte neigen jedoch zu Überreaktionen, und wir denken nicht, dass der US-Dollar in eine längere Schwächephase eingetreten ist. Ein stärkeres Wachstum oder eine höhere Inflation in den USA könnten zu einer Neubewertung der Zinsnormalisierungspolitik der amerikanischen Zentralbank (Fed) führen. Dies könnte das Sentiment gegenüber dem US-Dollar umkehren und die Sorgen über die wirtschaftliche und finanzielle Anfälligkeit einiger Schwellenländer und der Rohstoffmärkte erneut befeuern“, so Hatheway.

Die Fed habe mit einer Zinsnormalisierung in den ersten vier Monaten des Jahres allerdings noch abgewartet, hauptsächlich, weil sie negative Folgen für das weltweite Wirtschaftswachstum und Marktturbulenzen befürchtet habe. Da sich die Lage in dieser Hinsicht etwas entspannt habe, werde die Fed ihren Blick wieder verstärkt auf die heimischen Belange richten wie den engen Arbeitsmarkt, der Anzeichen für beginnende Lohnsteigerungen biete, und eine ansteigende Inflation. Diese beiden Faktoren würden die Fed voraussichtlich dazu veranlassen, den Leitzins dieses Jahr ein- oder zweimal anzuheben, wodurch dann auch die langfristigen Zinsen steigen würden, heißt es weiter.

„Im Hinblick auf die Asset Allokation ziehen wir es vor, Positionen in direktionalen Marktbewegungen leicht zu reduzieren und künftige Marktverzerrungen abzuwarten, bevor wir signifikantere neue Engagements eingehen. Das gilt für direktionale Aktien- und Zinspositionen gleichermaßen. Deshalb richten wir den Fokus lieber auf Strategien zur Kapitalerhaltung. Diese umfassen Relative-Value-Trading, nicht von staatlichen oder staatsnahen Institutionen begebene hypothekenbesicherte Wertpapiere, nachrangige Anleihen von Finanzunternehmen mit Investment-Grade-Rating, Makro-Strategien in Zinsen und Währungen, liquide kurzfristige Hochzinswerte und marktneutrale Equity-Long/Short-Fonds mit differenzierter Anlagephilosophie“, so Hatheway.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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