Kommentar
11:26 Uhr, 28.04.2020

4 Billionen US-Dollar: Wohin fließen die Kredite der US-Notenbank Fed?

Im März herrschte Panik und die US-Notenbank legte ein Kreditprogramm nach dem nächsten auf. Wohin fließt das Geld eigentlich und wird es auch in Anspruch genommen?

Die US-Notenbank stellt der Wirtschaft insgesamt 4,3 Billionen an Kredit zur Verfügung. Das sind 20 % der Wirtschaftsleistung. Das schließt die über 3 Billionen noch nicht ein, die die Notenbank bereits in den Markt gepumpt hat, indem sie Staatsanleihen und Hypothekenpapiere gekauft hat.

Allein die US-Notenbank hat so über 7 Billionen zur Verfügung gestellt. Aus Europa kommen ebenfalls Billionen und viele kleinere Notenbanken ziehen diesmal bei QE ebenfalls mit. Global dürften so inzwischen über 10 Billionen an Liquidität zur Verfügung gestellt worden sein. Innerhalb von nur 6 Wochen wurden über 12 % der Weltwirtschaftsleistung zur Verfügung gestellt. Das ist massiv.

Bei der Frequenz, mit der neue Programme aufgelegt wurden, verliert man schnell den Überblick. Es ist auch nicht ganz transparent, was mit dem Geld überhaupt geschehen soll. Die US-Notenbank hat gleich 8 Programme aufgelegt (Grafik 1). Nachdem 2008 Banken und in der Vorstellung vieler die Wall Street gerettet wurde, sollte diesmal die Main Street (der Bürger) gerettet werden.


Das Main Street Kreditprogramm ist dabei ein Programm, welches garantieren soll, dass Unternehmen an Kredit kommen. Die Notenbank übernimmt 95 % eines Kredits an ein Unternehmen mit weniger als 10.000 Mitarbeitern und weniger als 2,5 Mrd. Umsatz. Da die Mindesthöhe eines einzelnen Kredits bei 1 Mio. liegt, profitieren die kleineren Unternehmen davon nicht.

Das Finanzministerium hat dieses Programm mit 75 Mrd. unterstützt. Diese 75 Mrd. dienen dazu, Verluste aufzufangen. Kreditausfälle werden in erster Linie nicht von der Notenbank, sondern vom Staat finanziert. Das gilt bei allen Programmen. Die Kapitalausstattung ist jedoch sehr unterschiedlich.

Das Commercial Paper Programm etwa ist mit über 1 Billion das größte, ist aber nur mit 10 Mrd. an Kapital ausgestattet worden. Das liegt daran, dass die Notenbank hier keinen zusätzlichen Kredit ausgibt, sondern lediglich für Liquidität sorgen will. Unternehmen beschaffen sich über kurzfristige Schuldverschreibungen Geld. Dieser Markt drohte auszutrocknen. Damit das nicht geschieht, bietet die Fed einen Backstop. Sie kauft im Notfall Papiere, damit sich Unternehmen weiter finanzieren können.

Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist gering und Ziel ist nicht, die Papiere ewig zu halten. Die Fed fungiert mehr als ein Market Maker, der dafür sorgt, dass es einen Käufer gibt, der Liquidität garantiert. Das gleiche gilt für Geldmarktpapiere. Wegen des hohen Geldbedarfs wurden Geldmarktpapiere auf den Markt geworfen. Um einen Kollaps zu verhindern, trat die Fed als Käufer auf.

Anders sieht es bei der Primary und Secondary Corporate Credit Facility aus. Hier kauft die Fed Unternehmenskredite und Anleihen auf dem Primärmarkt (bei Ausgabe) und auf dem Sekundärmarkt. Es ist das QE Programm für Unternehmensanleihen. Die Municipal Liquidity Facility kauft Anleihen der Bundesstaaten, von Städten und Kommunen. Es ist das QE für Länder und Gemeinden.

Damit auch Kredit für Autokäufer und Studenten nicht austrocknet, können diese Kredite an die Fed unter dem Term Asset-Backed Securities Programm abgegeben werden. Das ist alles sehr viel Kredit, der theoretisch zur Verfügung steht. Wie viel davon benötigt wird, ist noch nicht klar.

Die Programme beginnen gerade erst, doch schon jetzt wurden über 120 Mrd. davon genutzt (Grafik 2). Erst in einigen Wochen wird klar sein wie hoch die Nachfrage tatsächlich ist. Trotz der Neuheit der Programme scheint das Volumen vollkommen auskömmlich zu sein. Vielleicht ist doch nicht alles so schlimm wie viele denken.

Clemens Schmale


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4 Kommentare

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  • papa555
    papa555

    läuft doch für diese Darsteller-Umverteilung pur

    11:47 Uhr, 30.04.2020
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Da ist er dahin, der größte Börsencrash aller Zeiten von Andreas Hoose.

    23:40 Uhr, 29.04.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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