Nachricht
12:27 Uhr, 19.01.2012

2012: Auf Regen folgt Sonnenschein

Frankfurt (BoerseGo.de) - Im vergangenen Jahr erwiesen sich die Staatsanleihenkrise und der schwächere Wachstumsausblick als nachteilig für Unternehmensanleihen. Sie verzeichneten die zweitschlechteste Wertentwicklung der letzten zehn Jahre, mit einem Minus von 4,7 Prozentpunkten gegenüber deutschen Staatsanleihen. Darauf machen die Experten des Vermögensverwalters Dexia Asset Management in ihrem aktuellen Marktausblick aufmerksam. Zudem habe sich auch die Risikoprämie um 161 Basispunkte auf 382 Basispunkte ausgeweitet. „Dies war die Konsequenz der nahezu perfekten Korrelation mit Unternehmensanleihen aus Problemländern und dem europäischen Finanzsektor, der noch immer im Zentrum der Krise steht“, schreiben die Experten.

Nach dem letzten Stresstest für den europäischen Bankensektor im Oktober 2011 forderte die EBA, die harte Eigenkapitalquote bis Juni 2012 auf 9 Prozent anzuheben. Für die Gläubiger erstrangig besicherter Anleihen sei dies gut. Wenn die Banken ihr Kapital erhöhten, werde zunächst auf eigene Ressourcen zurückgegriffen (Innenfinanzierung, Rückkäufe nachrangiger Anleihen, Aktienemissionen) bevor Staatshilfen ins Spiel kommen, heißt es in der Analyse.

Strengere Regulierung und der schwächere Konjunkturausblick führten im Bankensystem zu einem Deleveraging. „Seit drei Monaten werden die Kreditbedingungen der europäischen Banken strenger. Regierungen und Aufsichtsbehörden befürchten eine Kreditklemme und ihre Folgen für die Konjunktur. Die außergewöhnlichen Liquiditätsmaßnahmen der EZB dürften hier etwas Abhilfe schaffen, so dass die Banken wieder mehr Spielraum haben – zumal 2012 ein großer Refinanzierungsbedarf besteht, meinen die Experten.

Die staatlichen Sparprogramme werden 2012 in Europa laut Dexia zu einer leichten Rezession führen, die aber in den Spreads von Industrieanleihen (246 Basispunkte) ebenso bereits weitgehend abgebildet ist wie eine höhere Liquiditätsprämie. „Auf Regen folgt Sonnenschein, und selbst wenn die Märkte solange volatil bleiben, bis die Staatsschuldenkrise endgültig gelöst ist, sind Unternehmensanleihen bei den derzeitigen Spreads attraktiv bewertet“, sagt Koen Van de Maele, Head of Fixed Income bei Dexia Asset Management. Ein Breakeven-Spread von 120 Basispunkten für erstrangiges Bankkapital spreche für Mehrerträge von Unternehmensanleihen in diesem Jahr. "Wenn die Risikoaversion erst einmal zurückgegangen ist, werden auch technische Faktoren wie das negative Nettoemissionsvolumen und die hohen Kassequoten der Investoren die Assetklasse stützen", schätzt Van de Maele.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten