10-jährige Rendite USA - Beispielloser Zinsanstieg – Zeit für eine Atempause?
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Beispielloser Zinsanstieg – Zeit für eine Atempause?
Im Bereich der 5 %-Marke stößt die 10-jährige Rendite USA nun aber auf das bereits bekannte Widerstandsbündel aus diversen Hoch- und Tiefpunkten seit 1993 und dem Fibonacci-Level bei 5,08 %. (siehe Chart). Nach dem beispiellosen Zinsanstieg hat das Renditebarometer im November ein sog. „bearish engulfing“ ausgeprägt. Dieses negative Candlestickmuster unterstreicht den Widerstandscharakter der diskutierten Hürden und begünstigt in der Folge eine Konsolidierung. Per Saldo könnte die „10-jährige“ Anfang Oktober zunächst einmal ein zyklisches Hoch gesehen haben. In die gleiche Kerbe schlägt derzeit die Elliott-Wellen-Analyse. Obwohl wir nicht zu den ganz großen Freunden dieser Analysemethode zählen, liegt seit dem Frühjahr 2020 eine lehrbuchmäßige 5-wellige Struktur vor. Entsprechend können Elliott-Fans nun von einer 3-teiligen Korrekturbewegung ausgehen. Und wir haben noch ein weiteres Argument im Köcher: Von Herbst 2022 bis zum Sommer dieses Jahres hat das Zinsbarometer eine klassische Flagge ausgeprägt. Dank des Vorstoßes bis 5 % wurde das aus dem trendbestätigenden Kursmuster resultierenden Kursziel planmäßig ausgeschöpft. In der Summe liegen gute Gründe für ein (temporäres) Durchatmen vor.
10-jährige Rendite USA (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart 10-jährige Rendite USA
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Andere Laufzeiten – die gleiche Botschaft
Bei der Suche nach möglichen Unterstützungen sticht zunächst das Jahreshoch von 2022 bei 4,34 % ins Auge. Darunter bilden die Hochs von Anfang März bzw. vom Juli bei 4,09 % den nächsten Rückzugsbereich, dessen Relevanz durch die steigende 200-Tages-Linie (akt. bei 4,01 %) noch zusätzlich untermauert wird. Last but not least, erfährt auch das untere Ende der bereits intensiv diskutierten Schiebezone zwischen 3 % und 5 % eine weitere Bestätigung durch die Fibonacci-Analyse. Schließlich deckt sich die 38,2%-Korrektur des gesamten Zinsanstiegs seit 2020 (3,23 %) mit der strategischen unteren Richtschnur. Aber auch auf der Oberseite gibt es auffällige Deckungsgleichheiten. So bremst die „magische 5%-Marke“ den Zinsanstieg in vielen verschiedenen Laufzeitbändern aus. Exemplarisch gehen wir als „add-on“ auf die 30-jährige Rendite USA ein. In der langen Frist droht im November ebenfalls die Ausbildung eines „bearish engulfing“. Die negative Kerzenformation legt ein Zinshoch knapp oberhalb der 5 %-Marke und somit in Schlagdistanz zu den Hochs von 2006 und 2007 bei 5,32/5,44 % nahe. Im Rahmen des von uns favorisierten Konsolidierungsprozesses steckt das Hoch vom Herbst vergangenen Jahres (4,42 %) eine erste Rückzugsmarke ab.
30-jährige Rendite USA (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart 30-jährige Rendite USA
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Mögliche Korrekturziele und ein weiteres Argument
Danach definieren die Hochs vom 1. Halbjahr bei rund 4 % – zusätzlich verstärkt durch das 2013er-Hoch (4,00 %) – die nächste Unterstützung. Der Vollständigkeit halber möchten wir in diesem Zusammenhang die Kombination aus dem Jahrestief (3,49 %) und dem Hoch vom November 2011 (3,47 %) sowie dem ehemaligen Abwärtstrend seit dem Jahr 2000 (akt. bei 3,36 %) noch anführen. Zusätzliches Licht ins Dunkel bringt in diesem Kontext die Analyse des US-T-Note-Future. Zunächst steht dem Zinsbarometer bei rund 105 eine massive Unterstützungszone zur Verfügung. Seit Mitte der 1980er-Jahre wurden hier immer wichtige Hoch- und Tiefpunkte ausgeprägt. Zudem befindet sich in diesem Dunstkreis auch das 50 %-Fibonacci-Retracement der gesamten Aufwärtsbewegung seit 1984 (105,62). Auf dieser Basis arbeitet der US-T-Note-Future an einem „bullish engulfing“, welches durch verschiedene Indikatoren unterstützt wird. So liefert der RSI nach der Ausbildung einer positiven Divergenz gerade ein neues Einstiegssignal, während der MACD auf historisch niedrigem Niveau an einer Stabilisierung arbeitet. Alle diese Faktoren deuten auf ein (temporäres) Ende der Abwärtsbewegung seit dem Jahr 2020 hin.
10 Year Treasury Note Future (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart 10 Year Treasury Note Future
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Die wirkliche Volatilität: „back to normal“
Auf der Aktienseite gibt es den alten Börsenspruch, wonach wir in Deutschland eine Lungenentzündung bekommen, wenn die Amerikaner einen Schnupfen haben. Diese Leitfunktion besitzen die USA auch auf der Rentenseite. Deshalb haben wir unseren Zinsausblick 2024 ganz bewusst mit dem Blick über den großen Teich begonnen. Doch nun kommen wir endlich nach Deutschland. 2022 war die 10-jährige Rendite Deutschland von der der größten Hoch-Tief-Spanne der Datenhistorie geprägt. Mit anderen Worten: Seit 1957 mussten Investorinnen und Investoren im Rentensegment niemals zuvor eine derartige Schwankungsintensität aushalten. Die Differenz zwischen dem diesjährigen Jahrestief (1,92 %) und dem korrespondierenden -hoch (3,02 %) liegt indes im Bereich des historischen Durchschnitts und kann deshalb als klassisches „back to normal“ bezeichnet werden. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Schwankungsintensität in den vergangenen 12 Monaten mehr als halbiert. Warum wir vor Jahresfrist ein Ziel von rund 3% für die 10-jährige Rendite Deutschland ausriefen, bringt der langfristige Quartalschart am besten auf den Punkt. Gleichzeitig liefert die hohe Zeitebene auch die entscheidenden Argumente für das gegenwärtige Innehalten.
10-jährige Rendite Deutschland (Annually)
Quelle: Refinitiv, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart 10-jährige Rendite Deutschland
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Neuralgische 3%-Marke
Doch der Reihe nach: Die Abwärtstrendlinie (akt. bei 2,91 %), welche die Hochs von 2000 und 2008 verbindet, markiert den Auftakt zu einer hartnäckigen Widerstandszone. Über das 38,2%-Fibonacci-Retracement des gesamten Zinsrutsches von 1990 bis 2020 (2,93 %) erstreckt sich die Kumulationszone bis zu den horizontalen Barrieren aus den Jahren 2009 und 2005 bei 2,86 % bzw. 3,00 % (siehe Chart). Für eine Fortsetzung des Zinsanstiegs der letzten Jahre ist deshalb ein Sprung über die angeführten Hürden zwingende Grundvoraussetzung. Das ist aber nicht unser favorisiertes Szenario. Vielmehr liefert die o. g. Kumulationszone eine Steilvorlage für eine Atempause. Neben dem jüngsten „reversal“ auf Quartalsbasis dokumentiert das „Kreisel“-Muster im Monatsbereich, dass die Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger die angeführten Widerstände als tatsächlich relevant wahrnimmt. Das Herunterbrechen der Zeitebene – eine unserer absoluten Lieblingsvorgehensweisen – fördert einige weitere spannende Aspekte zu Tage. So droht auf Monatsbasis die Ausprägung eines sog. „evening stars“ – einem aus drei Kerzen bestehenden Ausstiegsmuster aus der Candlestickanalyse.
10-jährige Rendite Deutschland (Quarterly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Echte Knalleffekte!
Der trendfolgende MACD liefert in diesem Zeitfenster darüber hinaus gerade ein neues Verkaufssignal. Das negative Schnittmuster erfolgt dabei auf historisch absolutem Höchstniveau. Bei wöchentlicher Berechnungsweise liegt ebenfalls ein neues Verkaufssignal vor, nachdem zuvor bereits eine Topbildung im Verlauf des Indikators ausgebildet wurde. Die äquivalente Weichenstellung droht derzeit auch im Verlauf des RSI, wo seit zwei Jahren zudem eine negative Divergenz vorliegt. In der Summe zeugen diverse Indikatoren von einem gewissen Konsolidierungsbedarf. Die jüngsten beiden Verlaufstief bei 2,52 % bilden zusammen mit dem Hoch vom Herbst 2022 (2,53 %) einen ersten nennenswerten Rückzugsbereich. Danach sind vor allem die verschiedenen Hoch- und Tiefpunkte seit 2010 bei rund 2 % ins Feld zu führen. Zusammen mit der 90-Wochen-Linie (akt. bei 2,02 %) ergibt sich auf diesem Niveau eine wichtige Kreuzunterstützung. Knapp darunter formt die 50%-Korrektur des letzten Zinsanstieges von August 2022 bis Oktober 2023 (1,85 %) in Kombination mit einem weiteren Fibonacci-Level (ebenfalls bei 1,85 %) ein weiteres Haltebündel.
10-jährige Rendite Deutschland (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Extrem, extremer, BUND-Future
Zum Abschluss möchten wir noch das Spiegelbild der 10-jährigen Rendite Deutschland – sprich den Euro-BUND-Future – unter die Lupe nehmen. Das zu Ende gehende Jahr weist zwar nicht mehr die Abwärtsdynamik von 2023 auf, doch unter dem Strich stehen per Ende November weitere Kursverluste zu Buche. Drei Verlustjahre in Folge schlagen sich derzeit in einer absoluten Extremkonstellation bei diversen Indikatoren nieder. So generiert der Monats-RSI aktuell gerade ein neues Einstiegssignal. Zuvor war der Oszillator über einen Zeitraum von anderthalb Jahren immer wieder in seine untere Extremzone vorgestoßen. Ein solcher „Grad an Überverkauftheit“ wurde nie zuvor in der gesamten Historie erreicht. Dank des jüngsten Einstiegssignals ergibt sich zudem eine positive Divergenz. Per Saldo „bescheinigt“ der RSI dem vorangegangenen Abwärtstrend einen hohen Reifegrad. In die gleiche Kerbe schlägt der MACD. Auf Monatsbasis ist der Trendfolger so tief gefallen wie noch nie in der bis zum Anfang der 1990er-Jahre zurückreichenden Datenhistorie (siehe Chart). Weit entfernt von der Nulllinie stattfindende Schnittmuster zeugen von einem sehr starken, vorangegangenen Trend und besitzen deshalb oftmals eine besondere Signalgüte.
Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 24) (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 24)
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Trading-Gelegenheit dank diesem Einstiegssignal
Genau daran „arbeitet“ der MACD gerade: An einem neuen Kaufsignal auf historisch niedrigem Niveau. In diesem Zusammenhang liefern die Bollinger Bänder einen wichtigen zusätzlichen Fingerzeig. Nachdem der Abstand zwischen oberem und unteren Bollinger Band (akt. bei 155,34/122,39) ebenfalls auf das höchste Niveau der letzten 30 Jahre angewachsen war, laufen die Begrenzungen des Volatilitätsindikators inzwischen wieder aufeinander zu. Die geringer werdende Differenz ist ein Hoffnungsschimmer. Jedes der beschriebenen Indikatorensignale begünstigt für sich genommen eine technische Gegenbewegung, wenn nicht gar eine Trendwende. Charttechnisch steht dem Euro-BUND-Future mit dem Hoch vom Januar 2009 (126,53) und einem Fibonacci-Level (126,17) dafür zudem ein interessantes Sprungbrett zur Verfügung. Als Signalgeber für eine echte Erholungsrally definieren wir deshalb einen Anstieg über die 50 %-Korrektur der gesamten Aufwärtsbewegung seit 1994 (133,66) sowie die diversen Hochs und Tiefs der jüngeren Vergangenheit bei rund 134. Gelingt der Befreiungsschlag, stellt ein Anlauf auf die horizontalen Barrieren bei rund 138 fast eine Pflichtaufgabe dar. Als „Kür“ schließen wir aufgrund der Extremsituation sogar ein Wiedersehen mit der 200-Monats-Linie (akt. bei 146,90) nicht aus.
Euro-BUND-Future (Kontrakt Mar 24) (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Fazit und Fahrplan 2024
„Genug ist genug“ – wird das zum Motto des Investmentjahrgangs 2024? Nach zum Teil drei Verlustjahren auf der Rentenseite in Serie findet diese These vermutlich nicht nur bei antizyklischen Anlegerinnen und Anlegern Gehör. Vielmehr liefert auch die Charttechnik wichtige Argumente in Form der „magischen 5 %-Marke“ in den USA bzw. einer ganzen Reihe von absoluten Extremkonstellationen auf der Indikatorenseite. Unter dem Strich sehen wir in neuen Jahr eher Zins-Chancen. Die 10-jährige Rendite USA dürfte bei gut 5 % zunächst ein zyklisches Hoch ausgeprägt haben und zukünftig eher eine Schiebezone zwischen den strategischen Leitplanken bei 3 % und 5 % etablieren. Die korrespondierende Tradingrange für Deutschland lautet 2 % auf 3 %. Nach einer nie dagewesenen „Kraut und Rüben“-Phase sollten sich 2024 für Investorinnen und Investoren die ein oder andere Kaufgelegenheit ergeben. Die unterjährige Feinjustierung auf unsere strategische Einschätzung nehmen wir im „Daily Trading“, in unseren Videos oder auf Instagram vor. Frei nach Goethe: „Nach dem Zins drängt, am Zins hängt, doch alles“. Auch im neuen Jahr dürfte die Rentenmarktentwicklung große Auswirkungen auf die anderen Assetklassen besitzen. Ein erfolgreicher Zinsausblick ebnet den Weg zu weiteren Prognosetreffern!
10-jährige Rendite Deutschland (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
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