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Erwähnte Instrumente
"Niemand kann die künftige Entwicklung des Aktienmarktes vorhersagen und deshalb sollte man es gar nicht erst versuchen." So oder so ähnlich lautet die Quintessenz vieler Aussagen von Finanzexperten, immer dann, wenn es an den Aktienmärkten etwas rauer zugeht. Anleger sollten gar nicht erst versuchen, durch Aktienverkäufe in Crashphasen ihr Risiko zu reduzieren und sich vor finanziellem Schaden zu bewahren.
Die Sichtweise, dass Market-Timing ohnehin keinen Vorteil bringt, stammt aus der Markteffizienzhypothese, die besagt, dass immer sämtliche verfügbaren Informationen über Wertpapiere in den Kursen enthalten sind und Anleger deshalb keinen Vorteil daraus ziehen können, aktive Anlageentscheidungen zu treffen.
In der Praxis sind viele Voraussetzungen, auf denen die Markteffizienzhypothese basiert, oft nicht gegeben. Dies gilt ganz besonders in Crashphasen, in denen Anleger eben nicht mehr rational und renditemaximierend handeln, was eine der Prämissen der Markteffizienzhypothese ist.
Bereits mit relativ einfachen Methoden können Anleger am Aktienmarkt ihr Risiko in Crashphasen reduzieren und womöglich sogar eine Outperformance erzielen. Im Folgenden werden einige solche Methoden erläutert.
"Greife nie in ein fallendes Messer!"
Die Börsenweisheit "Greife nie in ein fallendes Messer" ermahnt Anleger und Trader dazu, besonders vorsichtig mit Käufen zu sein, wenn die Kurse aktuell stark einbrechen. Denn oftmals ist es tatsächlich keine gute Idee, gerade dann kaufen zu wollen, wenn der Verkaufsdruck hoch ist. Starke Abwärtsbewegungen am Aktienmarkt können zumindest kurzfristig die Tendenz haben, sich selbst zu verstärken. Einbrechende Kurse führen zu Panik bei immer mehr Anlegern und Margin Calls haben zur Folge, dass Investoren ihre Positionen sogar verkaufen müssen, zum Beispiel weil sie überhebelt investiert waren ("forced selling"). Anleger sind gut beraten, in Crashphasen das Risiko zu verringern und zumindest dann kein neues Geld in den Markt zu investieren, wenn es kurzfristig stark nach unten geht.
Antizyklisches Handeln
"Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind" lautet eine bekannte Börsenweisheit von Starinvestor Warren Buffett, die Buffett auch selbst immer beherzigt hat. So investierte Buffett etwa auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2008, als Weltuntergangsszenarien zumindest mit Blick auf den Kapitalismus die Runde machten, große Summen in den Aktienmarkt. Die fundamentalen Bewertungen vieler Unternehmen waren auf lächerlich niedrige Niveaus gefallen und Buffett nutzte dies für den Einstieg. "Egal, ob es sich um Socken oder Aktien handelt. Ich kaufe gerne Qualitätsware, wenn sie im Preis heruntergesetzt wurde", lautet ein weiteres Buffett-Zitat. Auch daran können sich Anleger orientieren, um ihre Performance gerade in Schwächephasen zu optimieren. Das antizyklische Investieren mag sich wie das Gegenteil des Ratschlags anhören, nicht in ein fallendes Messer zu greifen, aber hier geht es nicht darum, in Crashphasen zu investieren, sondern nach Crashphasen.
Immer Cash in der Hinterhand behalten
Wer in Krisenzeiten in den Markt einsteigen will, braucht finanzielle Reserven, um gerade dann kaufen zu können, wenn alle Welt verkauft hat und die Bewertungen am Boden liegen. Es macht deshalb grundsätzlich Sinn, immer Cashreserven in der Hinterhand zu behalten, die gerade dann investiert werden können, wenn die Aktienmärkte stark eingebrochen sind. Auch hier kann man sich an Warren Buffett orientieren. Seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hielt Ende 2022 Cashreserven und ähnliche Positionen von knapp 130 Milliarden Dollar.
Das Risiko in Crashphasen reduzieren
Anleger folgen häufig einer Alles-oder-nichts-Mentalität: Entweder, sie sind vollständig im Markt investiert oder steigen entnervt aus dem Markt aus, wenn sie die Nase voll haben oder mit einer negativen Marktentwicklung rechnen. Um ein angemessenes Risiko-Rendite-Verhältnis zu erreichen, ist diese Mentalität aber wenig sinnvoll. Statt alle Aktien zu verkaufen, weil die Märkte gerade crashen oder man Angst vor einem Crash hat, macht es oft mehr Sinn, einfach die Cashposition zu erhöhen. Man bleibt also grundsätzlich im Markt investiert und profitiert damit auch, wenn sich die Märkte kurzfristig erholen und sich die Weltuntergangsszenarien nicht bewahrheiten. Gleichzeitig reduziert man aber das Risiko, indem die Positionen aus dem eigenen Depot wirft, bei denen man am wenigsten optimistisch ist. Der Cashbestand steigt und man hat wieder mehr Cash in der Hinterhand, wenn sich neue Chancen ergeben.
Einfache technische Indikatoren nutzen
Bereits mit einfachen Hilfsmitteln aus der Technischen Analyse kann man systematisch eher "gute" von eher "schlechten" Marktphasen unterscheiden. So ist eine erhöhte Volatilität etwa häufig ein verlässliches Anzeichen für eine eher schwierige Situation an den Märkten und damit ein Signal für Anleger, das Risiko zu reduzieren. Auch gleitende Durchschnittslinien, z.B. mit einer Periode von 200 Tagen (200-Tage-Linie, SMA 200), können zum Einsatz kommen, um systematisch das aktuelle Marktumfeld einzuschätzen. (Die 200-Tage-Linie ist auch Grundlage der 9-Billionen-Dollar-Strategie, deren Ziel es ist, in guten Marktphasen mit einem geringen Hebel im Aktienmarkt investiert zu sein und in schlechten Phasen aus dem Markt auszusteigen.)
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