Trading erlernen - Vom System zum Erfolg!
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Viele meiner Beiträge zu Thema Tradingstrategie drehen sich um systematische Tests. Einerseits möchte ich Ihnen damit zeigen, welchen Nutzen (oder auch nicht) gängige Handelsansätze vorweisen können, gleichzeitig aber dienen diese auch dazu, um bei Ihnen ein gewisses Verständnis für die Börse "zu werben" – ganz besonders mit Blick auf den Wert und Nutzen von Strategien allgemein. So dürften Sie in vielen dieser Artikel festgestellt haben, dass viele Tradingansätze zwar einen gewissen Grundvorteil mit sich bringen, letztlich aber in einem rein systematischen Ansatz keinen zufriedenstellenden Erfolg vorweisen können. Mal reicht der Gewinn nicht aus, mal ist der zwischenzeitliche Drawdown finanziell gesehen zu groß, mal ist dieser zeitlich einfach zu lang.
Diese und viele andere Kleinigkeiten sind der Grund dafür, warum die meisten erfolgreichen Trader zwar auf eine Strategie als solches zurückgreifen, diese aber nicht systematisch anwenden. Stattdessen lassen sie sich gewisse Interpretationsspielräume offen. Statt festen Regeln blind zu folgen, haben Sie gelernt, die Regeln im idealerweise richtigen Zeitpunkt zu brechen. Dies nennt man Erfahrung!
Erfahrung selbst können Sie nicht lernen. Sie ist das Ergebnis des eigenen Tuns und eben genau dadurch gekennzeichnet, dass Sie sich nicht in feste, starre Regeln pressen lässt. Aus diesem Grund dauert die Ausbildung zum Trader auch länger als nur zwei Wochen. Die Theorie ist schnell abgehakt, aber dann muss jeder Trader seine eigenen praktischen Lernschleifen drehen. Dass es eine gewisse Zeit braucht, um den gewünschten Erfolg im Trading zu erzielen, liegt nicht nur an der angesprochenen Problematik, sondern zudem auch noch der eigenen Persönlichkeit. Dazu aber in einem anderen Beitrag vielleicht mehr.
Der entscheidende Sprung!
Konzentrieren wir uns jetzt lieber auf den Sprung vom systematischen Ansatz zum sogenannten diskretionären Trader und die Frage, wie Sie diesen vollziehen können. Exemplarisch greifen wir hierfür auf eine bereits vorgestellte Strategie zum Thema Supertrend-Indikator zurück. Lesen Sie sich hierfür einleitend noch einmal die beiden Basisartikel zu diesem Handelsansatz durch:
In beiden Artikeln beleuchten wir Ansätze mit dem Supertrend systematisch und bekommen so eine Vorstellung von dem, was der Indikator als Signalgeber leisten kann. Entscheidend ist, dass wir bspw. bei einem bullischen Signal durchaus eine Chance auf einen Gewinn haben. Der Ansatz ist also nicht gänzlich nutzlos. Das ist eine gute Basis, um weiterzumachen.
Werfen Sie nun einen Blick auf Abbildung 1. Hier sehen Sie den Allianz Tageschart und mit ihm einige markierte „Signale“. Unser grundlegendes System halten wir einfach: wechselt der Supertrend von rot auf grün, gehe Long.
Ich denke jeder von uns erkennt, dass viele Signale ähnlich, aber doch nicht 100 %ig gleich verlaufen. Im Vorfeld des Signals aber auch im weiteren Verlauf gibt es viele Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Der eine Trade läuft schneller an, als der andere. Der eine läuft weiter, als der andere etc. Es gibt feine Nuancen und genau diese lassen sich nur schwer in starre Regeln pressen und hier kommt Übung und Erfahrung ins Spiel.
Ohne Übung kein Erfolg!
Wenn Sie sich hunderte dieser Konstellationen anschauen, werden Sie zwangsläufig ein Gespür für die Situation bekommen. Unsere Strategie ist unsere Linie im Sand und der tatsächliche Kursverlauf muss sich an dieser messen lassen. Wie Sie den tatsächlichen Kursverlauf aber live im nächsten Trade bewerten, „wissen“ Sie nur, wenn Sie sich hunderte Signale angeschaut haben. Übung macht bekanntlich den Meister! Als Coach habe ich übrigens festgestellt, dass viele Profis gar nicht so genau beschreiben können, warum Sie hier oder da ihre Basisregeln gebrochen haben. Fragt man diese nach den konkreten Regeln für den "Regelbruch", herrscht oft Schweigen. Man kann zwar den aktuellen Trade erklären, schafft es dabei aber nicht, pauschale Regeln zu definieren. Es kommt meist eine Antwort wie: "es hat gut in den Kontext gepasst. Normalerweise wäre das ein Long, aber hier passte der Short besser". Genau das unterscheidet den systematischen Trader vom diskretionären Trader!
Vom Systemtrader zum diskretionären Trader!
Fassen wir zusammen. Praktisch hat sich in vielen Tests gezeigt, dass Systemtrading an der Börse zwar funktioniert, die Vorteile einzelner Taktiken aber nur temporär gut sind (um es positiv zu formulieren). Viele Profis setzen deshalb zwar auf eine systematische Basis für ihren Handel (grundlegendes Regelwerk), nutzen jedoch regelmäßig Interpretationsspielräume innerhalb dessen aus. Diese sind es auch, die zur Outperformance führen. Kleine statistische Vorteile strategischer Ansätze können vergrößert werden. Dafür aber muss der Trader viel üben. Er muss Erfahrungen sammeln und das dauert seine Zeit! Diese Zeit sollten Sie sich nehmen und hierfür habe ich noch ein paar kleine Tipps:
1. Machen Sie Trockenübungen im Demomodus. Sie sind noch im Lernprozess, da macht es keinen Sinn, gleich das große Geld riskieren zu wollen. Es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass Sie anfänglich verlustig traden und erst im Laufe der Zeit besser werden. Um Muster zu visualisieren und zu üben, brauchen Sie keinen Echtgeldtrade.
2. Trainieren Sie anhand histotischer Daten. Das Thema Überoptimierung spielt hier keine Rolle, denn wir traden ja gar nicht systematisch. Natürlich wird die Zukunft nicht exakt die gleiche sein, aber die dahinterliegenden Mechanismen werden sich zukünftig wiederholen. Und genau diese wollen wir anhand der Historie erfahren. Zudem, und das ist noch wichtiger, geht es so viel schneller. Wie viele Monate oder Jahre bräuchten Sie, um bspw. 100 Ihrer Lieblingsmuster Live im Tageschart zu erleben? Das kann ewig dauern.
Viel Erfolg
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