Wissensartikel
12:02 Uhr, 15.05.2015

Performancematrix verstehen und effizient nutzen

Welche Aktien laufen stärker als der Markt? Wann sind Nachzügler wieder kaufenswert? Wie sortieren sich meine Depotwerte im Vergleich zur Benchmark ein? Die visuelle Darstellung einer großen Anzahl von Einzelwerten in einer Performancematrix kann die obigen Fragen rasch beantworten.

Vorab zur Info: Eine Implementierung der Performancematrix findet der interessierte Leser hier in Guidants, als Widget-Komponente im Guidants-Market.

Um die Funktionalität und die hohe Effizienz einer Matrixdarstellung zu erkunden, nähern wir uns dem Thema Schritt für Schritt am Beispiel der DAX-Aktien.

So funktioniert die Matrixdarstellung

Um die Funktionalität und die hohe Effizienz einer Matrixdarstellung zu erkunden, nähern wir uns dem Thema Schritt für Schritt am Beispiel der DAX-Aktien.

Prinzipiell erhält die Performancematrix als Input die Daten einer Kursliste. Dies kann eine vorgefertigte Kursliste (im Folgenden die Liste der 30 DAX-Aktien), eine selbst erstellte Kursliste (Watchlist) oder eine Liste mit Depotwerten sein.

Im Fokus steht nun die Analyse der Kursentwicklung im Vergleich zu einer Benchmark über zwei Zeiträume.

Die Benchmark ist typischerweise der Durchschnitt aller Werte der Kursliste oder – alternativ - ein selbst gewählter Index. Im Beispiel der DAX-Werte ist es zunächst intuitiv die Einzeltitel mit dem DAX selbst zu vergleichen. Es wäre aber auch möglich beispielsweise alle MDAX-Aktien mit dem DAX (statt mit dem MDAX) zu vergleichen. Weiter Beispiele: Die Werte eines eigenen Depots könnten ebenfalls mit dem DAX als Benchmark verglichen werden – oder mit dem Durchschnitt der Depotwerte selbst.

Betrachten wir die Performance der DAX Werte (Stand 11.5.2015).

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Zunächst sind in der Matrixdarstellung die Zeiträume der x-Achse und y-Achse auf denselben Wert eingestellt, im Beispiel auf ein Jahr: Der DAX selbst hat auf Jahressicht rund 22,21 % zugelegt. Die Aktien mit stärkerer Performance sind rechts aufgereiht, die Aktien mit schwächerer Performance finden sich links vom DAX, als Mittepunkt. Die Performance lässt sich an der Achse ablesen. Die genauen Werte werden eingeblendet, wenn die Maus über ein Datensymbol positioniert wird. In der Abbildung wurde die Maus über den Mittelpunkt bzw. Benchmark positioniert. Die Datensymbole sind als farbige Kreismarkierung dargestellt.

Die Dicke eines Kreises entspricht der Markkapitalisierung (bei Aktienwerten). Zur Farbwahl kommen wir später noch genauer. Jedoch bedeutet grün einen bessere Performance und rot eine schwächere Performance im gewählten Zeitraum.

Bis hierhin wäre der Informationsgehalt nur unwesentlich besser als eine sortierte Liste der Dax-Aktien mit Angaben der 1-Jahresperformance – wenn auch optisch ansprechender.

Relative Stärke in der Matrix analysieren und nutzen

Nun kommt insbesondere das Konzept der relativen Stärke ins Spiel. Einerseits setzen sich Trends der relative Stärke fort, so gibt es beispielsweise Sektoren, die langfristig, über mehrere Jahre den Gesamtmarkt schlagen. Andererseits ist es wichtig, Wendepunkte der relativen Stärke zu erkunden. Insbesondere in kürzeren Zeiträumen wechseln die Favoriten. Schwache Werte werden stark – und umgekehrt.

Dies festzustellen ist sowohl für den langfristig orientierten Investor als auch für den kurzfristig orientierten Händler von großer Bedeutung.

Und hier kann nun die Performancematrix ihre Stärke ausspielen. Durch die flexible Wahl zweier unterschiedlicher Zeiträume auf x- und y-Achse lässt sich auf einen Blick erkennen, wie die einzelnen Werte positioniert sind. Dabei sollte - so die Konvention – der längere Zeitraum auf der x-Achse gewählt werden.

Wir bleiben beim Beispiel der DAX-Aktien und wählen die Zeiträume 1-Jahr und 1-Monat.

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Während der DAX im Beispiel auf Jahressicht +22,21 % zulegen konnte, hat er auf Monatssicht -5,37 % verloren.

Nun lässt sich die Matrix entlang der Entwicklung der Benchmark in den ausgewählten Zeiträumen in vier Sektoren einteilen.

  • Titel die den DAX über beide Zeiträume schlagen konnten finden sich im Gewinnerquadrant rechts-oben (grüne Kreismarkierungen).
  • Titel die dem DAX über beide Zeiträume hinterherlaufen finden sich im Verliererquadrant unten-links (rote Kreismarkierungen).
  • Besonders interessant sind für Käufer auch die Werte, welche zwar auf Sicht des längeren Zeitraums eine schwache Entwicklung zeigen, jedoch auf Sicht des kürzeren Zeitraums die Benchmark deutlich schlagen können.

Dies sind die Outperformance-Kandidaten die neue relative Stärke gefunden haben und somit eine Trendwende der relativen Stärke durchlaufen haben. Trendfolgend sollte sich diese neue Stärke fortsetzen.

Tipp zur Bedienung: Bei der Betrachtung sehr vieler Werte, wie alle Nasdaq100 Aktien, oder alle S&P500 Aktien, oder wenn sie einen extremen Wert ausblenden wollen (zum Beispiel aufgrund von Datenfehler, Splits, Kurssturz gegen Null wegen Insolvenz,...), so können Sie das ZOOM-Feature verwenden: Einfach mit der Maus einen rechteckigen Bereich innerhalb der Matrix markieren:

  • Alle Aktien außerhalb der Markierung werden ausgeblendet
  • Der markierte Bereich wird direkt vergrößert
  • Es erscheint rechts oben eine Schaltfläche "Reset Zoom", um den Zoom wieder zurückzusetzen.

Rotation in der Matrix

Tendenziell findet eine Rechtsrotation - Rotation im Uhrzeigersinn - statt, die den Wechsel von relativer Stärke und Schwäche beschreibt. Jedenfalls unter Beachtung der genannten Konvention, den längeren Zeitraum auf der x-Achse abzutragen, ansonsten verhält sich die Matrix spiegelverkehrt.

Bei der Interpretation der Daten schlägt sich die persönliche Anlagestrategie nieder. Trendfolger fokussieren auf die Fortsetzung bereits langfristig vorhandener Stärke (oben, rechts) oder von Werten die zumindest im kürzeren Zeitraum neue Stärke aufbauen konnten (oben, links). Antizyklische Ansätze betrachten hingegen mit großen Interesse das Aufkeimen neuer relativer Stärke bei Titeln die zuvor besonders stark gefallen sind (auch: unterer, linker Quadrant).

Bei regelmäßiger Betrachtung der Matrix-Diagramme wird die Rechtsrotation nachvollziehbar. In der Praxis ist zur Verfolgung interessanter Kandidaten eine Routine sinnvoll, wie eine wöchentliche Durchsicht der Kurslisten mit Hilfe der Performancematrix.

Beispiel der Rechtsrotation bei der Bayer-Aktie im Performancematrix-Diagramm über die Zeiträume 3-Monate und 1-Woche.

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Abschließend noch ein Beispiel aus einer regelmäßigen Betrachtung der fünf Schwergewichte im DAX und ihrer kurzfristigen Positionierung in der Matrix (Die Position der Bayer-Aktie über die Zeit wurde in der Grafik von Hand eingezeichnet). Die Bayer-Aktie hatte einen kompletten Zyklus von kurzfristigem Wechsel der relativen Stärke und Schwäche durchlaufen.

Fazit

Für die vergleichende Betrachtung vieler Einzelwerte empfiehlt sich eine Matrixdarstellung basierend auf der relativen Stärke. Die relative Stärke oszilliert nicht zufällig, sondern wechselt zwischen steigenden und fallenden Phasen. Dies führt – über die Zeit betrachtet – zu einer Rotation der Datenpunkte in einer Matrixdarstellung.

(geschrieben von Reinhard Scholl)

2 Kommentare

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  • Reinhard Scholl
    Reinhard Scholl

    Wer bloomberg kennt (Matrixdarstellung im allgemeinen) oder insbesondere das RRG Plug-In

    https://www.relativerotationgraphs.com/

    der weiss wie nützlich so ein Tool sein kann.

    Zur den Verbesserungen: Ja, und ja. Alles eingeloggt oder in Arbeit. Wir sehen hier den ersten Wurf. Es kommt noch mehr ;-)

    z.B. werden wir wohl demnächst auch frei einstellbare Zeiträume haben (die Berechnungen laufen dann in realtime, nicht vorberechnet, kann aufwändig sein, wenn an zB. alle 500 SP500 Aktien dargestellt werden sollen).
    So kann man zB STEIGENDE Börsenphasen und FALLENDE Börsenphasen getrennt analysieren umd bestimmte Aktien /Sektoren etc... auf relative Stärke/Schwäche zu untersuchen. Bzw. das Ganze stärker mit Zyklenanalyse verzahnen.

    Sehr vielfältige Möglichkeiten... ;-)

    Aber das Geniale ist doch, dass hier nichts gepflegt werden muss. Ein klick auf die Kursliste oder eigene Watchlist und die verknüpfte Performancematrix analsiert und stellt das Ergebnis da. Fast Null Aufwand.

    Gruss,

    reinhard Scholl

    12:06 Uhr, 18.05.2015
  • Chronos
    Chronos

    Schön gemacht Herr Scholl.

    Denke das geht sogar mit Excel. Privat lohnt sich das nicht wirklich soviel spielen muss man auch nicht. Man kommt auch davon weg, sich ständit in der Peformance zu messen.

    Die letzten Jahre ging es doch darum den MDax zu knacken.

    Mir reicht mittlerweile ein Kuchen (Verteilung) und ich bin sogar am überlegen meine Hitliste zu streichen. Bin ja kein Fundsmanager, mit Statistiken muss ich mich schon genug rumärgern.

    Für den publizierenden eine andere Sache. Wenn das outfit/design noch etwas optisch plakativer ware, wäre das eine Innovation (Knüller). Vorschlag/Tip Spidernet or swirl /Vertigo)

    Dann sieht man die Rotation, das ergibt ziemliche "Eier" aber in Regenbogenfarben.

    Das könnte man dann RSD taufen, würde stimmig klingen ;-)

    Viel Erfolg!

    06:49 Uhr, 17.05.2015