Wissensartikel
13:00 Uhr, 15.10.2020

Neu an der Börse? Das einfache Geheimrezept – Teil VIII

In den ersten 7 Teilen der Serie ging es darum, was man nicht tun sollte. Was aber soll man denn eigentlich tun?

Wer als Daytrader nach einem Geheimrezept sucht, wird in diesem Artikel nicht fündig. Daytrading ist der erste Fehler, den viele Börsenneulinge machen. 90 % der Daytrader verlieren Geld, viele sind nach wenigen Monaten bankrott. Diverse Studien gehen davon aus, dass nur 1 %-2 % wirklich Geld verdient. Trotzdem versuchen es fast alle, die neu an der Börse sind.

Wenn nur einer von 100 Tradern erfolgreich ist, kann man sich denken, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, genau dieser eine Trader zu sein. Man kann es natürlich versuchen, sollte aber früh genug erkennen, wenn man zu den 99 gehört. Ansonsten ist das Geld schnell weg.

Die vielen Fallen, in die Anleger tappen, sind in den Grafiken anhand des spektakulären Fehlinvestments von Bill Ackman in Valeant Pharmaceuticals zusammengefasst. Hätte Bill Ackman hier auch erfolgreich sein können? Was hätte er tun müssen, damit der Trade funktioniert?


Es beginnt mit der Positionsgröße. Wer 25 % oder gar 50 % seines Geldes in eine Aktie steckt, kann auch 25 % oder 50 % verlieren. Einzelwerte sind riskant (Stichwort Wirecard). Praktisch jedes Unternehmen, auch ein Dax-Unternehmen, kann morgen bankrott sein. Wer sein Depot durch solche Fälle, die überraschend häufig vorkommen, nicht in Schieflage bringen will, sollte nicht mehr als 3-5 % des Geldes in einen Wert investieren.

Die wenigsten haben die Zeit gleich 20 bis 30 Unternehmen kennenzulernen, die Bilanzen und Strategie zu studieren. Wer die Zeit dafür nicht aufbringen kann oder will, ist mit Indexprodukten besser beraten. Wenn man nicht erklären kann, weshalb man in ein bestimmtes Unternehmen investiert, ist das nicht besser als eine zufällige Auswahl des Unternehmens. Niemand wirft Darts auf eine Kursliste und kauft danach. Genau das geschieht aber, wenn man ohne Kenntnis des Geschäftsmodells und der Strategie des Unternehmens die Aktie kauft (Charttechnik-Puristen sehen das vermutlich anders...).


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Eine Kernfrage für Anleger ist, wann man kaufen sollte. Wer den Entschluss gefasst hat Aktien zu kaufen, will gerne sofort investieren. Nichtstun ist schwieriger als man denkt. Geduld ist aber wohl das, was den meisten Anlegern fehlt. Sie können es nicht ertragen, wenn das Depot eröffnet wurde und das Geld nicht investiert ist.

Genau das wird einem aber abverlangt. Gelegenheiten gibt es viele. Die letzte war im März. Die davor war ein Jahr früher, Ende 2018. Der Markt verlor über 20 %. Anfang 2018 gab der Markt 15 % nach. 2015 und 2016 waren es ebenfalls 10-15 %. 2012 korrigierte der Markt ebenfalls zweistellig, 2011 mit gleich 30 % usw. Es kann sein, dass man ein oder zwei Jahre auf den großen Einstieg warten muss. Den wenigsten gelingt dies. Der Tatendrang ist zu groß.

Weniger Tatendrang täte den meisten Depots gut. Wer viel handelt, häuft Gebühren an. Selbst wer mit den besten Absichten in einer Korrektur günstig kauft und dann jahrelang halten möchte, kann der Versuchung schneller Gewinnmitnahmen selten widerstehen. Dafür gibt es viele Gründe. Man freut sich einfach darüber, dass man Gewinne hat und will diese realisieren. Oder ein anderer Sektor läuft besser und man schichtet um.

Damit läuft man Trends hinterher, die meist schon vorbei sind, wenn man sie entdeckt. Ob man einem Hype oder einem anderen Trend hinterherläuft, beides ist eine schlechte Idee. Ebenso ist es kontraproduktiv, wenn man gutes Geld schlechtem hinterherwirft. Kauft man Indexprodukte, geschieht das seltener. Kommt es dennoch vor, muss man die Konsequenzen ziehen und verkaufen. Am besten setzt man einen Stop Loss und widersteht der Versuchung diesen zu verschieben. So kommt man gar nicht erst in die Situation, dass man Gewinner verkaufen will, um ein schlechtes Investment zu retten wie es z.B. Bill Ackman getan hat.

Der Gedanke ist verlockend, doch statistisch gesehen spricht die Wahrscheinlichkeit klar gegen einen. Verlierer immer weiter zu verbilligen ist wohl das größte Grab für Anleger an der Börse. Bevor sich verbilligen auszahlt, geht einem das Geld aus.

Es klingt sehr langweilig, was man als Anleger tun sollte, wenn man an der Börse Geld verdienen will. Das ist es auch. Die meiste Zeit tut man nichts. Man braucht Geduld. Man kauft stattdessen ein diversifiziertes Portfolio in Korrekturen, setzt einen Stop Loss und übt sich weiter in Geduld.

Wer Aufregung und Nervenkitzel sucht, kann ins Casino gehen und Schnellschüsse tätigen, bei denen die Wahrscheinlichkeit gegen einen spricht. Leider verhalten sich viele an der Börse genauso wie im Casino. Das geht schief. Börse ist nicht für Aufregung da. Wer an der Börse Geld verdienen will hat einen Job – und es ist ein überraschend langweiliger Job, weil der Hauptteil darin besteht einfach nur zu warten. Das klingt ernüchternd, ist aber für die 99 aus 100 Personen, die eben nicht das eine Prozent erfolgreicher Daytrader ausmachen, der beste Weg.


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Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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