Kommentar
13:30 Uhr, 24.12.2024

Weihnachten der Rekorde

Weihnachten ist da, allerdings bringt das Christkind dieses Jahr keine Jahresendrally. Die US-Notenbank funkte dazwischen. Dafür bringt Weihnachten andere Rekorde.

Mitte November stellte ich die Frage, ob der S&P 500 das Jahr über 6.000 Punkte schließen wird. Damals hatte der Index gerade diese Marke erreicht. Die Schlussfolgerung war dennoch, dass es keine ausgemachte Sache ist. Das ist es immer noch nicht. Trotzdem kann man sich über das Börsenjahr 2024 kaum beklagen. Mehr Goldilocks geht fast nicht.

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Zum Goldilocks-Szenario haben mehrere Faktoren beigetragen. Zum einen trauten Anleger dem Thema KI viel zu. Bisher wurden sie nicht enttäuscht. Gleichzeitig wuchs die US-Wirtschaft mit annähernd 3 %. Hohe Staatsausgaben und robuster Konsum sind die Treiber. Die Inflationsrate ging dennoch zurück und die Fed konnte die Zinsen senken.

Die niedrigere Inflationsrate hatten wir nicht unbedingt der Zinspolitik zu verdanken. Vielmehr sind Rohstoffe, die einen hohen Anteil in den Wertschöpfungsketten haben, in diesem Jahr schwach. Kupfer war eine Ausnahme und kann vermutlich ein kleines Jahresplus ausweisen. Öl, Erdgas und viele Industriemetalle wurden billiger und sind auch im Vergleich zu den letzten Jahren alles andere als teuer (Grafik 1).

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Weniger Aufmerksamkeit erhalten Agrarrohstoffe. Diese haben zwar Einfluss auf die Inflation, doch die mediale Aufmerksamkeit ist moderat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Handel mit Agrarrohstoffen teils umstritten und weniger weit verbreitet ist als etwa der Handel mit Aktien oder Industrierohstoffen.

Genau hier kommt es aber zu Rekorden. Es ist dabei nur Zufall, dass gerade "Weihnachtsrohstoffe" derzeit sehr teuer sind. So teuer war Weihnachten noch nie. Es beginnt beim Frühstück. Kaffeetrinker zahlen Rekordpreise. Das bisherige Allzeithoch ist bei Arabica Kaffee erreicht. Teepreise befinden sich in der Nähe der Hochs (Grafik 2).

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Wer dazu oder anstatt Kaffee Orangen oder Orangensaft haben will, muss ebenfalls tief in die Tasche greifen. Der aktuelle Preis liegt fast doppelt so hoch wie das bisherige Allzeithoch (Grafik 3).

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Wer am Weihnachtstag einen Rinderbraten isst, gönnt sich viel. Auch hier sind die Preise rekordverdächtig. Das gilt zwar nicht für eine der möglichen Beilage, Reis, doch auch hier ist der Preis kein Schnäppchen (Grafik 4).

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Bei diesen Preisen wird der Nachmittagskaffee weggelassen. Man greift nur zur Schokolade. Jedes Gramm wird genossen. Es ist wertvoll wie nie. Wer auf billigere Produkte mit weniger Kakao, dafür aber mehr Kokosfett zurückgreift, spart nur bedingt (Grafiken 5,6).

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Wer sich dennoch einen Tee gönnt und diesen zuckern möchte, ist mutig. Das gilt zumindest für US-Zucker. Es ist einer der höchsten Preise der letzten 50 Jahre. Weihnachten ist dadurch teuer. Ob es jeder einzelne bemerkt, sei dahingestellt. Rohstoffpreise machen meist einen überschaubaren Anteil der Gesamtkosten eines Produktes aus (Grafik 7).

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Man kann die Preise, die im Vergleich zu den letzten 50 Jahren sehr hoch sind, dem Zufall zuschreiben. Ein Schädling hier, schlechtes Wetter dort. Sie allesamt hängen allerdings mit extremen Bedingungen der letzten zwei Jahre zusammen. Das Klima wird für Agrarrohstoffe nicht leichter. Einige könnten langfristig zum Luxus werden. Es ist vielleicht auch ein Vorgeschmack auf das, was anderen Agrarrohstoffen eines Tages noch blühen wird.

Das ist ein langfristiges Thema. Vorerst allen frohe Festtage.

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