Wissensartikel
13:41 Uhr, 02.04.2013

Mittelstandsanleihen jetzt auch als ETF investierbar

Anleihen mittelständischer Unternehmen haben in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Angesichts des derzeitigen Niedrigzinsumfelds zieht es immer mehr Anleger bei der Jagd nach Rendite zu den recht riskanten Schuldscheinen kleinerer und mittlerer Unternehmen.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte der Mittelstandsanleihen mit dem Handelssegment Bondm an der Börse Stuttgart vor knapp drei Jahren. Aber auch an anderen Börsenplätzen sind Anleihen mittelständischer Unternehmen inzwischen sehr gefragt – trotz der mit dieser Anlageklasse verbundenen Risiken.

Wer als Privatanleger nicht auf einzelne Anleihen setzen will, weil er das Einzeltitelrisiko scheut, kann nun erstmals in Form eines ETFs in einen Korb aus Mittelstandsanleihen investieren. Der in Luxemburg aufgelegte ETF "BayernInvest Deutsche Mittelstandsanleihen UCITS ETF" setzt ausschließlich auf Anleihen deutscher mittelständischer Unternehmen und strebt eine jährliche Rendite von rund sechs Prozent an. „Der Fonds bietet die Möglichkeit, über ein diversifiziertes Portfolio in den attraktiven Markt für deutsche Mittelstandsanleihen zu investieren und eignet sich zur Rendite-Risiko-Optimierung im Rahmen eines ertragsorientierten Rentenportfolios“, sagt Dr. Oliver Schlick, Geschäftsführer der BayernInvest.

Laut Fondsgesellschaft handelt es sich bei dem ETF um den ersten echten Mittelstandsfonds in Deutschland. Er richtet sich an erfahrene Privatanleger, Vermögensverwalter und Family Offices. Das Fondsmanagement des BayernInvest Deutsche Mittelstandsanleihen UCITS ETF setzt bei der Einzeltitelauswahl auf einen qualitativen und quantitativen Investmentansatz. Das Anlageuniversum des Fonds ist auf solche Anleihen beschränkt, die an den speziellen Mittelstandssegmenten der deutschen Börsen gelistet sind und damit den dort geltenden Anforderungen in Sachen Transparenz und Publizität unterliegen. Außerdem wird ausschließlich in solche Anleihen investiert, die von einem externen Anbieter mit mindestens mit dem Rating BB- bewertet wurden und die über ein adäquates Mindestemissionsvolumen verfügen. Das Fondsmanagement berücksichtigt bei der Titelauswahl weitere verfügbare Sekundärinformationen wie Geschäftsberichte und Ad-hoc-Mitteilungen der Firmen. Ein zusätzlicher quantitativer Filter soll zudem Konzentrationsrisiken im Fonds vermindern. Aus dem Gesamtanlageuniversum von derzeit rund 70 börsennotierten Anleihen deutscher Mittelständler mit einem Gesamtmarktvolumen von knapp vier Milliarden Euro ist der Fonds aktuell in rund 40 Einzeltitel mit einer Restlaufzeit von 3,5 Jahren investiert. Erträge des Fonds werden regelmäßig an die Anleger ausgeschüttet.

Angesichts der jüngsten Turbulenzen am Markt für Mittelstandsanleihen ist es durchaus überraschend, dass sich die BayernLB-Tochter Bayern Invest ausgerechnet jetzt mit einem solchen ETF an den Markt wagt. Schließlich ist es nicht lange her, dass mehrere Emittenten von Mittelstandsanleihen in Zahlungsschwierigkeiten gerieten und Insolvenz anmelden mussten. Kritiker bezeichnen die Mittelstandsanleihen deshalb auch gerne als „Ramschanleihen“. Diese Klassifizierung will Bayern Invest aber nicht gelten lassen. „Schwächelnde Emittenten wird es immer geben“, betont Oliver Schlick . „Gerade vor diesem Hintergrund bietet ein diversifizierter Fonds eine gute Möglichkeit, die Risiken zu streuen und kontrolliert Chancen zu nutzen.“ Anleger sollten aber beachten, dass Anleihen mittelständischer Unternehmen auch dann noch als recht unsicher eingestuft werden müssen, wenn nicht in einen einzelnen Titel, sondern in einen ganzen Korb derartiger Papiere investiert wird.

Der neue Mittelstandsanleihen-ETF (WKN: A1T6LL / ISIN: LU0903441706) feiert in dieser Woche sein Debüt an der Börse Stuttgart und kann börsentäglich gehandelt werden. Die Verwaltungsgebühr ist mit aktuell 1,05 % p.a. und maximal 1,5 % p.a. für einen Anleihe-ETF relativ hoch. Da es bisher allerdings keine echten Konkurrenzprodukte gibt, ist dies wenig verwunderlich.

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